Edmund G. Gardner

Die hl. Caterina von Siena

Eine Studie über Religion, Literatur und Geschichte
des 14. Jahrhunderts in Italien

17. Kapitel

Der Zerfall der Gemeinschaft

 

Der Geist Caterinas von Siena lebte nach ihrem leiblichen Tod nicht nur im geschriebenen Wort weiter. Sie hatte mehr hinterlassen als ihre mystischen Schriften: Eine treu ergebene Schar von Männern und Frauen, die von ihr in der Zelle der Selbsterkenntnis geschult wurden und sich verpflichteten, ihr Leben der Gerechtigkeit zu weihen und bis zum Ende für die Bekehrung der Seelen und für die Einheit und Erneuerung der Kirche zu arbeiten.

Mit ihrem letzten Atemzug hatte sie Monna Alessa zu ihrer Nachfolgerin als Oberhaupt der famiglia bestimmt, während alle sich generell an Fra Raimondo als geistlichen Leiter wenden sollten. William Flete und Messer Matteo Cenni sollten die Fortsetzung ihres Werks in Siena leiten. Doch obwohl der Briefkontakt zwischen den verschiedenen Mitgliedern zeigt, dass sie jahrelang eng miteinander verbunden blieben, nella santa memoria della Mamma [im heiligen Andenken an die Mutter] (wie es Stefano Maconi formuliert), löste sich die eigentliche Gemeinschaft unweigerlich auf, und jeder ging den Weg, den Caterina ihm gewiesen hatte. Alessa selbst überlebte ihre geliebte Freundin und geistliche Lehrmeisterin nicht lange, sondern starb kurze Zeit später in Rom.

Fra Raimondo befand sich in Genua, als Caterina starb, und bereitete sich darauf vor, auf dem Seeweg von Pisa nach Bologna zu reisen, wo ein Generalkapitel jenes Teils des Dominikanerordens abgehalten werden sollte, der sich noch zu Urban bekannte, im Gegensatz zum Generalkapitel unter clementinischer Obödienz, das Fra Elias von Toulouse für den Pfingstsonntag in Lausanne einberufen hatte. Raimondo berichtet uns, dass er voll Besorgnis war, wegen des Sturms, der über dem Meer wütete, und wegen der Clementiner, die ihm auflauern würden, um sich an ihm zu rächen, weil er den Kreuzzug gegen sie gepredigt hatte. Er hatte gerade das Hochamt des heiligen Petrus Martyr gefeiert und war auf dem Weg zum Schlafsaal, um sich für die Reise vorzubereiten, als – während er stehenblieb, um vor der Statue der Madonna das Regina caeli zu beten – eine Stimme in seinem Herzen sprach: „Fürchte dich nicht. Ich bin für dich da. Ich bin im Himmel für dich. Ich werde dich beschützen und verteidigen. Sei getrost und fürchte nichts. Ich bin für dich da.“ Es war Caterinas Todesstunde, aber er wusste es nicht.[1] In Bologna wurde er im Mai zum Generalmeister gewählt, in Opposition zu Fra Elias, und das Schisma innerhalb des Dominikanerordens war damit besiegelt.[2]

In den anderen Orden war es im Jahr zuvor zu einem ähnlichen Bruch gekommen. Das in Grenoble abgehaltene Generalkapitel der Kartäuser unter Dom Guillaume Rainaud hatte sich für Clemens ausgesprochen, woraufhin Urban im Dezember einen apostolischen General-Kommissar über die noch zu ihm stehenden Häuser ernannt hatte.[3] In Neapel hatte das Generalkapitel der Franziskaner unter Kardinal Leonardo de‘ Griffoni im Oktober ebenfalls beschlossen, sich an Clemens zu halten. Die Olivetaner hingegen, als ein hauptsächlich italienischer Orden, waren größtenteils Urbanisten.

Raimondos Aufgabe als Generaloberer der Dominikaner war eine Herausforderung, die selbst die Kräfte eines viel stärkeren Mannes auf die Probe gestellt hätte. Er fand den gesamten Orden durch das Schisma zerrissen, die einzelnen Konvente entweder praktisch verlassen oder korrupt und rebellisch. Das Äußerste, was er bewirken konnte, war, das Generalkapitel zu einer Verordnung zu veranlassen, wonach es in jeder ihm unterstellten Provinz zumindest einen Konvent der regulären Observanz mit wenigstens zwölf Brüdern geben sollte, in dem die ursprüngliche Regel des heiligen Dominikus in all ihrer unberührten Strenge beibehalten werden sollte. Unter seiner Aufsicht begann diese Reform in Deutschland durch Konrad von Preußen im Jahr 1389 und in Venedig im Jahr 1391 durch Fra Giovanni Dominici, einen jungen Florentiner Mönch von großem Eifer und großer Eloquenz, der Caterina in seiner Jugend erlebt hatte und überzeugt war, durch ihr Eingreifen auf wunderbare Weise von einer Sprachbehinderung befreit worden zu sein. Für dieses Werk fand er in Bartolommeo di Domenico und Tommaso Caffarini engagierte und unermüdliche Helfer; die Ergebnisse blieben jedoch nur örtlich und zeitlich beschränkt, obwohl einige der so gegründeten Häuser für Männer und Frauen bis heute bestehen. In der Zwischenzeit wurden Raimondo und seine Mitstreiter auf dem Generalkapitel der clementinischen Obödienz, das unter Elias am Pfingstfest 1386 in Avignon stattfand, als scelerati ac reprobi fratres – frevelhafte und verworfene Brüder angeprangert und mit angemessener Bestrafung nach den Regeln des Ordens bedroht.[4] Selbst die Brüder der römischen Obödienz murrten gegen die Reform. Im Jahr 1395 veröffentlichte Raimondo eine Enzyklika, in der er sich dagegen verwahrte, den Orden zu spalten und die Konvente in ein Durcheinander zu stürzen, indem er die Brüder veranlasste, in Häuser der strengen Observanz überzuwechseln und die Leute durch den Anblick von zwei Dominikaner-Kommunitäten in derselben Stadt mit unterschiedlichen Regeln zu schockieren. Die Spalter des Ordens seien vielmehr diejenigen, die die Konstitutionen nicht beachteten. Gleichzeitig war er durch Krankheit erschöpft und abgelenkt durch die politischen Missionen, die er für Urban und seinen Nachfolger in Sizilien und anderswo durchführen musste.[5] Er war ein zu sanfter Charakter, um strenge Maßnahmen zu ergreifen, die letztlich nur dazu geführt hätten, die italienischen Mitbrüder in die clementinische Obödienz zu treiben.

Im Jahr 1396 ging Raimondo nach Deutschland, um dort das Reformwerk voranzutreiben, und kehrte nicht mehr zurück. „Obwohl es mir eine Freude wäre, dich zu sehen“, schrieb er an Giovanni Dominici aus Köln, „ist es doch nicht wirklich nötig, dass du persönlich hierherkommst, um mich nach Italien zurückzubegleiten, insbesondere weil ich weiß, dass deine Anwesenheit in der Stadt Venedig sowohl nützlich als auch notwendig ist. Aber, im Vertrauen gesagt, würde es meiner Rückkehr mehr nützen, wenn du zusammen mit dem Superior und anderen Söhnen mir ein wenig Geld verschaffen würdest, mit dem ich mit Gottes Hilfe zu dir zurückzukehren könnte. Denn ich habe sowohl das, was ich besaß, als auch das, was ich noch nicht einmal besaß, ausgegeben und Schulden gemacht, die ich, wie ich glaube, ohne einen größeren Geldbetrag nicht abzahlen kann. Tu also alles, was du kannst, um mir zu helfen, denn ich glaube, dass du damit einen nützlichen und gottgefälligen Akt der Nächstenliebe vollbringen kannst. Aufgrund der langen Krankheit, die mich aufgehalten hat, werde ich nämlich – wenn Gott mich zu euch zurückkehren lässt – viele Dinge brauchen, die ich nicht benötigte, als ich in dieses Land kam. Dennoch überlasse ich alles der ewigen Vorsehung unseres Erlösers, in dem ich von ganzem Herzen wünsche, dass es dir und der Ordensfamilie, die dir anvertraut ist, immer besser ergehen möge.“[6] Er starb am 5. Oktober 1399 in Nürnberg und hinterließ die Erinnerung an große Nächstenliebe und persönliche Heiligkeit. Doch die Akten des Kapitels, das unter seinem Nachfolger, Tommaso da Fermo, im Jahr 1405 in dieser Stadt gehalten wurde, zeigen unmissverständlich, dass seine Tätigkeit als Reformer wirkungslos geblieben war. Nach Beendigung des Schismas zeichnet Fra Leonardo da Firenze in seiner Enzyklika von 1421 ein beklagenswertes Bild von der Verderbtheit im Dominikanerorden: In nostro ordine, ubi, proh dolor, nullus est ordo – In unserem Orden gibt es, o Schmerz, keine Ordnung.[7]

In Raimondos letztem Brief an Giovanni Dominici erwähnt er den Eifer für die Reform des Ordens, wie er in Pisa in Gestalt von Sr. Chiara de‘ Gambacorti unter Beweis gestellt wird. Es handelt sich um die Tochter von Messer Piero Gambacorti, Monna Tora, die wir bereits unter den Briefkorres­pon­denten Caterinas kennengelernt haben und die schließlich Dominikanernonne geworden war. Im Oktober 1392 war die Herrschaft der Gambacorti in Pisa durch eine von Jacopo d‘ Appiano, den Sekretär Pieros, organisierte Verschwörung gestürzt worden. Messer Piero selbst und zwei seiner Söhne, Benedetto und Lorenzo (Toras Halbbrüder), wurden brutal ermordet. Es wird erzählt, dass Tora – um die Klausur zu bewahren – sich geweigert hätte, Lorenzo Asyl zu gewähren, als dieser verwundet vor seinen Feinden floh. Erbaulicher als dieses bestürzende Beispiel von „Distanziertheit“ ist zu erfahren, dass Tora, als eine neue Revolution ausbrach und die Familie Jacopo d’Appianos ihrerseits vom Pöbel verfolgt wurde, die Gattin und die Töchter des Mörders ihres Vaters im klösterlichen Zufluchtsort beherbergte, den sie ihrem Bruder verschlossen hatte.

Don Giovanni dalle Celle hatte an Barduccio Canigiani anlässlich Caterinas Tod einen wunderbaren Brief geistlicher Tröstung geschrieben und ihn eingeladen, nach Vallombrosa zu kommen und neuerlich einer seiner Söhne im Glauben zu werden. „Komm, liebster Sohn, zu dem, der früher dein Vater war. Komm zu deinen Brüdern, die dich mit so großem Verlangen erwarten, dass sie meinen werden, einen Engel Gottes zu empfangen, wenn du kommst.“[8] Aber Caterina hatte es anders bestimmt. „Als die heilige Jungfrau aus dieser Welt schied“, schreibt Fra Raimondo, „trug sie ihm auf, sich mir anzuschließen und sein Leben nach meiner Weisung zu führen. Ich glaube, sie tat es, weil sie wusste, dass er nur kurze Zeit am Leben bleiben würde. Denn nach dem Tod der Jungfrau zog sich Barduccio jene Krankheit zu, die die Ärzte Schwindsucht nennen, und obwohl es ihm zeitweilig besser zu gehen schien, starb er schließlich doch daran. Weil ich fürchtete, dass ihm die Luft in Rom schaden würde, schickte ich ihn nach Siena, wo er nach kurzer Zeit zu Christus hinüberging. Jene, die bei seinem Tod zugegen waren, bezeugen, dass er, während er seinen letzten Atemzug tat, mit frohem Gesicht nach oben blickte und zu lächeln begann; in diesem Augenblick gab er seinen Geist auf, so dass die Züge dieses frohen Lächelns noch an seinem toten Leib zu sehen waren. Ich glaube, dies geschah, weil er sie, die er im Leben mit wahrer Herzensgüte geliebt hatte, im Sterben sah, wie sie ihm prachtvoll gekleidet voll Freude entgegenkam.“[9] Barduccio starb im Dezember 1382 in Siena. Sein Vater und sein Bruder waren bereits tot: Piero Canigiani selbst, verfolgt und von der Republik mit dem Bann belegt, starb im August 1381 im Exil in Sarzana.[10]

Von den einst mächtigen Florentiner Politikern, die auf Caterinas Worte gehört hatten, blieb nur Buonaccorso di Lapo Giovanni übrig. Er genoss das höchste Vertrauen des Staates und war vielfach als Botschafter tätig. Bei seiner Rückkehr von einer Mission nach Mailand im November 1381 wurde er beschuldigt, ein Bestechungsgeld von Gian Galeazzo Visconti angenommen zu haben. Er bat darum, zu seiner eigenen Verteidigung gehört zu werden, woraufhin Franco Sacchetti, der für das Kollegium der Gonafalonieri sprach, vorschlug, ihn heimlich und bei Nacht zu vernehmen. Nachdem er dadurch drei Tage Aufschub erhalten hatte, floh Buonaccorso aus dem Hoheitsgebiet von Florenz und wurde zum Verräter und Rebellen erklärt.[11] In Florenz gab es noch einen treuen Schüler Caterinas, den Schneider Francesco di Pippino, der, unberührt von den Auseinandersetzungen, die diese Führungsschicht heimsuchte, weiterhin in ihrem Sinne tätig war und sein bescheidenes Haus zu einem Zentrum für alle machte, die in diesen stürmischen Zeiten nach Gerechtigkeit suchten. „Wenn du mir eine Nachricht zukommen lassen willst“, schrieb Giovanni dalle Celle an Guido dal Palagio, „gib die Briefe Francesco, dem Schneider, einem Mann, der gläubig und zuverlässig bis in den Tod ist.“[12]

Die tiefe Freundschaft, die Neri di Landoccio mit Stefano Maconi verband, blieb bis zum Tod des Ersteren ungebrochen. Im Gehorsam gegenüber Caterinas letzter Aufforderung, sich den Kartäusern anzuschließen, trat Stefano im Frühjahr 1381 gegen den Widerstand seiner eigenen Familie in die Kartause von S. Pietro di Pontignano ein. „Ich berichte dir, liebster Bruder“, schrieb er am 30. Mai an Neri, „mit herzlicher Freude, dass unser gütiger Gott durch seine unermessliche Güte und nicht wegen meiner eigenen Verdienste das Auge seines Erbarmens auf mich, den elenden Menschen, der keiner Gnade würdig ist, zuwandte und mir erlaubt, hier den heiligen Habit zu empfangen. Ich schreibe dir das, wenn auch in aller Kürze, damit du mit mir an der süßen Freude und dem Glück teilhaben kannst, das meine Seele empfindet. Ich sage dir nicht, wie und warum es geschah, denn die Zeit ist zu kurz und die Geschichte zu lang. Aber wenigstens das will ich dir nicht verhehlen, dass unsere heilige Mutter mir durch das Ergebnis umfassend gezeigt hat, was sie so nachdrücklich anlässlich ihres seligen Todes versicherte: dass sie uns nachher mehr helfen würde als zuvor.“[13]

Im folgenden Jahr wurde er zu seiner großen Bestürzung zum Prior von Pontignano ernannt. „Mein lieber Bruder“, schrieb er an Neri, „ich bitte dich, Mitleid mit mir zu haben und mir auch mit heiligem Gebet beizustehen und Gott anzuflehen, er möge mir die Gnade schenken, mein Leben zu ändern und sein treuer Diener bis zum Tod zu sein; Er möge mir gewähren, die Last zu tragen, die er mir auf die Schultern gelegt hat, wie es zu seiner Ehre und zu meinem Heil sein soll. Als ich den heiligen Habit empfing, dankte ich Gott und meinte mit dem Psalmisten zu singen: Siehe, weit fort möchte ich ziehen und in der Wüste bleiben. Aber der Gehorsam, die Braut, die mir unsere heilige Mutter gegeben hat, verlangt von mir, dass ich zu meinem größeren Wohl singe: Ich war wie ein wildes Tier vor Dir. Deshalb will ich wieder beginnen, das Kreuz des gekreuzigten Christus zu preisen und mich im Kreuz zu erfreuen und nirgends anders als dort zu verweilen.“[14]

Auf Veranlassung von Gian Galeazzo Visconti wurde Stefano 1389 nach Mailand versetzt und zum Prior des Kartäuserkonvents Unserer Lieben Frau und des heiligen Ambrosius ernannt. Hier machte er seinen Einfluss geltend, um den Mailänder Despoten in der Treue zur urbanistischen Obödienz zu erhalten und die Interessen der Kommune von Siena an seinem Hof zu fördern. Er war auch maßgeblich an der Gründung der großen Kartause von Pavia beteiligt, die Gian Galeazzo mit so verschwenderischem Prunk errichten ließ und deren erster Superior der frühere Prior von Gorgona, Don Bartolommeo Serafini, wurde.[15] Es ist schön sich vorzustellen, dass wir die idealisierten Porträts von Stefano und Bartolommeo unter den weiß gekleideten Kartäusern sehen, die auf dem Gemälde von Ambrogio Borgognone dem sein Kreuz tragenden Christus nachfolgen.

Von Pavia aus kam Stefano einmal im Auftrag seines Ordens nach Genua und hatte dort mit Fra Raimondo, Fra Tommaso Caffarini, Madonna Orietta Scotti, Francesco Malavolti und anderen, die den Namen Caterinas noch im Herzen und auf ihren Lippen trugen, einen regen Gedankenaustausch con santi ragionamenti di dolci materie – mit heiligen Erwägungen über süße Dinge.[16] Im Jahr 1398 wurde er auf dem Generalkapitel in Seitz nahe bei Cilli[17] in der Steiermark Generalprior des gesamten Kartäuserordens unter römischer Obödienz gewählt, in Gegensatz zum betagten Dom Guillaume Rainaud, der vom Mutterhaus in Grenoble aus über den Rest der Kartäuser herrschte, die sich den Päpsten von Avignon angeschlossen hatten. Uns ist ein erfreulicher Brief an Fra Tommaso erhalten geblieben, in dem Stefano ihn über seine Wahl informiert, ihn um seine Gebete bittet und sich auch jenen Fra Raimondos empfiehlt und – da er nun nicht mehr länger in Italien wohnen werde – das Buch mit den Briefen Caterinas (die berühmte Handschrift der Certosa von Pavia) und ihre anderen Erinnerungsstücke der Obsorge seines Briefpartners anvertraut.[18]

Neri di Landoccio hatte in der Zwischenzeit Caterinas Auftrag erfüllt und war Eremit geworden, zunächst in Agromaggio bei Florenz, wo einer ihrer Florentiner Freunde, Leonardo di Niccolò Frescobaldi, eine Einsiedelei gegründet hatte, und später in einer anderen Einsiedelei außerhalb der Porta Nuova von Siena. Von hier aus hielt er engen Kontakt zu den überlebenden Mitgliedern der Gefolgschaft, versammelte Schüler um sich und führte ein Leben asketischer Heiligkeit. Er starb am 12. März 1406 und wurde im Kloster der Olivetaner außerhalb der Porta Tufi begraben.[19]

Caterinas anderer Sekretär, Francesco Malavolti, blieb noch einige Jahre nach ihrem Tod in der Welt. Nachdem seine Frau und seine Kinder gestorben waren, riet ihm ein Onkel, Niccoluccio Malavolti, der sah, wie sehr er sich für Pferde und Waffen begeisterte, ein Johanniter-Ritter zu werden, wenn er nicht wieder heiraten wolle. Francesco berichtet uns, wie er sich dazu entschloss, vom Generalkapitel des Ordens in Genua angenommen wurde und nach Siena zurückkehrte, um die erforderliche Rüstung, Waffen und Pferde zu beschaffen. Doch in der Nacht vor dem Tag, an dem er zum Ordensritter ernannt werden und den Habit empfangen sollte, erschien ihm Caterina selbst in einer Vision und tadelte ihn, weil er noch immer an den Eitelkeiten der Welt festhielt. Sie forderte ihn auf, sich auf den Weg zu machen, Neri di Landoccio aufzusuchen und mit ihm zum Konvent von Monteoliveto Maggiore zu gehen, wo er ohne jeden Widerstand aufgenommen werden würde: „Erinnerst du dich nicht daran, wie ich dir sagte, dass ich – wenn du dächtest, ich wäre am weitesten von dir entfernt – dir ganz nahe sein und dir ein solches Joch auf deinen Nacken legen würde, dass du es niemals mehr würdest abschütteln können?“ Francesco wurde sofort von einem solchen Verlangen erfasst, den Habit der Olivetaner anzunehmen, dass ihm schien, die Nacht würde niemals enden. In der Morgendämmerung stand er auf und eilte zu Neri in seiner Einsiedelei, der Caterina ebenfalls in der Nacht gesehen hatte und auf sein Kommen vorbereitet war. Sie gingen zusammen zum Monte Oliveto, wo der Prior in Abwesenheit des Generalabtes zustimmte, Francesco in den Orden aufzunehmen. Er kehrte nach Siena zurück, verkaufte seine Rüstung, die Waffen und Pferde und verteilte den Erlös an die Armen; dann kehrte er zum Konvent zurück und empfing noch am selben Abend, der Vigil zum Fest der heiligen Lucia, den Habit.[20] Das geschah im Jahr 1388.

Aber Francescos Labilität verfolgte ihn sogar ins Kloster. Nachdem er in verschiedenen Konventen des Ordens verschiedene Ämter bekleidet hatte, manchmal das eines Novizenmeisters, häufiger aber das des Kellermeisters, verließ er 1410 die Olivetaner und wurde ein schwarzer Mönch des heiligen Benedikt. Wir finden ihn 1413 als Benediktiner in der Abtei von San Miliano in der Nähe von Sassoferrato, von wo aus er seine Erinnerungen an Caterina an Fra Tommaso Caffarini schickt, als seine feierliche Erklärung, die einen Teil des venezianischen Prozesses bildet. Darin, so sagt er im Begleitbrief, möchte er Zeugnis geben „über die wundersamen Dinge, die ich den Herrn durch die glorreiche und heilige Jungfrau Caterina von Siena, unserer liebsten Mutter, in seinen Geschöpfen wirken sah, als ich ihr in der Stadt Siena und außerhalb Gesellschaft leistete. Und obgleich ich nicht den hundertsten Teil von dem erzähle, was ich sah, so unterschreibe und bestätige ich dennoch alles, was in der Legende der Jungfrau von Meister Raimondo seligen Angedenkens gesagt wird, und gebe Zeugnis, dass alle darin berichteten Dinge völlig der Wahrheit entsprechen.“[21]

Mit Caterinas Tod scheinen alle Gedanken an eine Reform aus Urbans Herz verschwunden zu sein, denn er begann nun jenen Weg zu beschreiten, auf dem ihm sämtliche Renaissance-Päpste folgen sollten. Bereits im April 1380 hatte er die Königin Johanna formell ihres Königreichs und aller ihrer Lehen enthoben und ihre Untertanen unter Androhung der Exkommunikation vom Treueeid entbunden. Um sich gegen ihn und ihre ungarischen Cousins zu verteidigen, adoptierte Johanna mit Clemens‘ Billigung Ludwig von Anjou als ihren Erben und rief den Schutz der Franzosen an. Im Herbst drang Karl von Durazzo mit einer ungarischen Armee in Italien ein und wurde Anfang Juni 1381 als Karl III. in Rom von Urban zum König von Neapel und Jerusalem gekrönt. Der Preis für diese Zeremonie war die Bestätigung der neapolitanischen Lehen, die Urban seinem eigenen berüchtigten Neffen Francesco Prignano verliehen hatte, darunter das Fürstentum Capua, das Herzogtum Amalfi und die Grafschaften Caserta und Fondi – eine Transaktion, bei welcher der exilierte Florentiner Lapo da Castiglionchio als Karls Rechtsberater fungierte. Johannas verzweifelter Appell an Ludwig von Anjou, in dem sie ihm praktisch die sofortige Inbesitznahme des Königreiches anbot, kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Der Herzog war mit der Regelung der Regentschaft in Frankreich für den jungen König Karl VI. voll in Anspruch genommen.

Karl von Durazzo rückte auf Neapel vor und besetzte am 16. Juli die Stadt, während die Königin im Castello Nuovo Zuflucht suchte. Ihr Gatte Otto unternahm einen beherzten Versuch, durchzubrechen und sie zu befreien, wurde jedoch besiegt und gefangen genommen. Am 2. September ergab sich Johanna. Sie wurde im Castello dell‘ Ovo gefangen gehalten, während das Volk nach Urban rief, dessen Legat, Kardinal Gentile di Sangro, daranging, an den Clementinern Vergeltung zu üben. Zwei Kardinäle, Leonardo de‘ Griffoni und Jacopo d‘ Itri, waren zusammen mit der Königin ergriffen worden; der erste leugnete seine Zugehörigkeit zu Clemens und verbrannte seinen roten Hut. Der zweite wurde öffentlich degradiert und dann gefangen gesetzt. Der Erzbischof von Salerno, Giovanni d‘ Acquaviva, soll angeblich lebendig verbrannt worden sein.

Verspätet brach Ludwig von Anjou im Juni 1382 auf, um die gefangene Königin zu befreien und die Königskrone von Karl von Durazzo zu erobern. Sein Eintreffen bedeutete Johannas Todesurteil. Sie war zuvor in das Castello di Muro im Landesinneren verbracht worden; von dort wurde am letzten Tag des Julis ihr angeblicher Leichnam nach Neapel gebracht und in Santa Chiara aufgebahrt, wo ein feierliches Requiem gesungen wurde. Die tatsächlichen Umstände ihres Todes sind ebenso ungewiss wie das genaue Datum, aber es kann kaum ein Zweifel bestehen, dass sie auf Befehl ihres Nachfolgers ermordet worden war. Einer Version zufolge wurde sie von zwei seiner ungarischen Soldaten stranguliert, während sie kniend betete. Mehr als ein Jahr lang verzichtete Ludwig darauf, den Königstitel anzunehmen, weil er glaubte, dass Johanna noch lebe.

Wir wollen uns weder mit dem darauffolgenden Kampf zwischen Karl und Ludwig noch mit dem unrühmlichen Tod der beiden Konkurrenten befassen – Ludwig starb in Bari im September 1384 an der Pest und Karl durch die Hände von Mördern im Februar 1386 in Visegrád, nachdem er sich nach dem Tod des großen Königs Ludwig auf perfide Weise die Krone von Ungarn angemaßt hatte.

Im Jahr zuvor hatte Karl endgültig mit Urban gebrochen, war von diesem feierlich exkommuniziert worden und hatte seine Armee unter Alberigo da Barbiano, den er zum Konstabler von Neapel ernannt hatte, gesandt, um ihn in Nocera zu belagern. Bei dieser Gelegenheit beging Urban eines der schrecklichsten Verbrechen seiner Zeit. Sein anmaßendes Verhalten und seine verrückte Parteinahme für seinen abscheulichen Neffen hatten die Grenzen des Erträglichen überschritten. Im Jänner 1385, unmittelbar vor der Belagerung, entdeckte er in Nocera, was wahrscheinlich nichts anderes als ein Plan einiger Mitglieder der Kurie war, ihn zum Wohl der Kirche in Gewahrsam zu nehmen, was sich aber in seinem misstrauischen Denken zu einem Komplott gegen sein Leben aufbauschte. Der Bischof von Aquila und sechs Kardinäle, darunter der englische Benediktiner Adam Easton, wurden umgehend verhaftet und unter der Aufsicht eines gewissen Basilius, eines levantinischen Piraten genuesischer Abstammung, der für seinen Hass auf den Klerus bekannt war, langwierigen Folterungen unterworfen. Urban selbst ging in der Zwischenzeit im Garten spazieren, las sein Brevier laut und sättigte seine Ohren mit ihren Schreien. Als er durch Raimondello Orsini und Tommaso da San Severino an der Spitze einer Gruppe fremder Söldner, der Reste der Armee Ludwigs von Anjou, aus Nocera befreit wurde, schleppte Urban seine Gefangenen mit sich. Er ließ den Bischof von Aquila, der durch die Folter zu sehr geschunden war, um mitzukommen, unterwegs ermorden, war aber durch die Intervention Richards II. gezwungen, den englischen Kardinal freizulassen. Die anderen fünf nahm er im September mit nach Genua und hielt sie in seinem Haus gefangen. Keiner dieser unglücklichen Männer wurde jemals wieder gesehen. Als der Papst im Dezember 1386 Genua verließ, wurden sie entweder ins Meer geworfen oder erdrosselt und in Löschkalk unter den Ställen des Hauses begraben.[22] Der Rest des Heiligen Kollegiums zog sich voll Abscheu von ihm zurück, ausgenommen einige unbedeutende Neapolitaner, die er erst kürzlich in den Purpur erhoben hatte, aber nur zwei – einer davon der bereits erwähnte Kardinal von Ravenna – liefen tatsächlich zu seinem Rivalen über.

Die Tragödie von Urbans Pontifikat endete mit seinem Tod im Vatikan am 15. Oktober 1389. Er, der als energischer Reformer der Kirche und als ein Freund der Diener Gottes angetreten war, beendete seine Tage in schlimmster Korruption und mit frevelhaftem Blutvergießen, von allen verabscheut, und seine Autorität wurde selbst von den italienischen Mächten, die ihn als Papst anerkannten, in Frage gestellt. Creighton hält ihm zugute, dass er sich weigerte, die Anhängerschaft Aragons mit unwürdigen Mitteln zu erkaufen. Wahnsinn scheint die einzig mögliche Erklärung für den schrecklichen Fall jenes Mannes zu sein, an den Caterina so leidenschaftlich geglaubt hatte. Einer der wenigen, die ihm bis zum Schluss die Treue hielten, war Messer Tommaso Petra, der beständige Freund ihrer gesamten geistlichen Gefolgschaft. Ohne Rücksicht auf die Forderungen des rivalisierenden Kollegiums in Avignon wählten vierzehn Kardinäle am 2. November in Rom als Nachfolger Urbans den Kardinal von Neapel, Pietro Tomacelli, einen klugen und tugendhaften Mann, der den Namen Bonifaz IX. annahm.

Fünf Jahre später, am 16. September 1394, starb Clemens VII. in Avignon. Am 28. September wurde Pedro de Luna – durch dessen Einfluss und unterstützt durch die Beredsamkeit von Vinzenz Ferrer Aragon, Kastilien und Navarra aus ihrer neutralen Position zur Annahme des clementinischen Glaubens übergegangen waren – zu seinem Nachfolger gewählt. Pedro de Luna nahm den Namen Benedikt XIII. an, nachdem er zuvor einen Eid geleistet hatte, dass er abdanken würde, falls die Mehrheit des Heiligen Kollegiums dies als den geeigneten Weg zur Wiederherstellung der Einheit der Kirche ansehen sollte. Als er jedoch nach seiner Wahl zur Erfüllung dieses Versprechens aufgefordert wurde, ließ er sich weder durch den französischen Hof noch durch die überaus drängenden Angriffe seitens der Pariser Universität dazu bewegen. Eine gemeinsame Gesandtschaft von England, Frankreich und Kastilien erhielt im Sommer 1397 von ihm nur eine ausweichende Antwort. Von seinen eigenen Kardinälen im Stich gelassen und 1398 im päpstlichen Palast in Avignon belagert, war er weder zu bewegen, seine Ansprüche, der einzige Stellvertreter Christi zu sein, aufzugeben, noch wollte er Rache an seinen Feinden üben oder triumphieren, als 1403 seine Kardinäle zurückkehrten und das Königreich Frankreich ihn neuerlich als Papst anerkannte. Stets gütig und großherzig, niemals zu übermäßigem Zorn oder zu erkennbar rachsüchtigen Gefühlen neigend, dem Anschein nach immer noch ein so frommer und erbaulicher Mann, der er war, als er die Sympathie Caterinas und ihrer „Diener Gottes“ gewann, blieb Benedikt unerschütterlich in seinem Entschluss, sein Papstamt nicht niederzulegen, außer auf seine eigene Art und zu der von ihm gewählten Zeit.

Auf der anderen Seite war Bonifaz genauso unnachgiebig; seine Antwort an die gemeinsamen Gesandten der drei Könige war ebenfalls ausweichend und unbefriedigend ausgefallen; im Übrigen war er damit beschäftigt, die weltliche Macht des Papsttums wiederherzustellen, was er größtenteils dadurch bewirkte, dass er 1398 die Freiheiten der römischen Republik einschränkte, die Engelsburg wieder als Festung aufbaute, um die Stadt zu einzuschüchtern und im Jahr 1392 den Grafen von Fondi, Onorato Gaetani, ausschaltete und dessen Lehen in den Kirchenstaat integrierte.

Als Generalprior der Kartäuser römischer Obödienz mühte sich Stefano Maconi eifrig um die Beendigung des Schismas. Obwohl er selbst ein überzeugter Befürworter der Ansprüche von Papst Bonifaz war, von dem er besondere Dispensen und die apostolische Autorität für sein Werk erhalten hatte, waren seine Bemühungen in erster Linie darauf gerichtet, die Spaltung in seinem eigenen Orden zu überwinden. Im Jahr 1402 wandte er sich deshalb von der steirischen Kartause St. Johann [in Seitz] aus in einem langen Brief an die Väter der Grande Chartreuse und forderte sie auf, mit ihren Brüdern in der Kirche ein Leib und ein Geist zu sein mit dem Angebot, sein eigenes Amt um der Einheit willen niederzulegen. In beredten und leidenschaftlichen Worten erzählte er nochmals die Geschichte der heroischen Anstrengungen seiner engelsgleichen Mutter Caterina für die Kirche und erinnerte sie – insbesondere Dom Guillaume – an den Brief, den er auf ihr Geheiß an sie geschrieben hatte, als sie erstmals erfuhr, dass sie daran waren, sich der Partei der Schismatiker anzuschließen, und forderte sie auf, für jene Wahrheit Zeugnis zu geben, die sie ihnen damals verkündet hatte. „Kommt also zu unserer gemeinsamen Mutter, meine Brüder. Vollendet meine Freude, denn mir liegt nichts so sehr am Herzen wie eure Rettung, um gemeinsam mit euch der göttlichen Herrlichkeit zu dienen und die Einheit der christlichen Religion unter ihrem rechtmäßigen Haupt und Führer, dem römischen Pontifex, zu sehen. Obwohl ich in allen Dingen unwissend und unerfahren bin und voll von bedauerlichen Fehlern, will ich für euch ein erstes Beispiel unserer Demut werden und der Anfang unserer ersehnten Einheit sein. Mit diesem Brief werfe ich mich zu Boden und liege ausgestreckt zu euren Füßen. Kommt und trampelt nach eurem Gutdünken auf mir herum. Ich bin bereit, alles zu ertragen, alles zu erdulden. Mein Geist ist bereit, sich allem zu unterwerfen, was ihr für eine Verwirrung halten werdet, mir aber als Herrlichkeit erscheinen wird, wenn ich nur die Einheit unserer gemeinsamen Mutter, der Kirche, und unseres Ordens erleben darf; wenn nur die Wolke, mit der der Herr in Seinem Zorn die Tochter Zions bedeckt hat, [399/400] zerstreut wird und ihr Glanz über uns aufstrahlt wie einst, auf dass die wandernden Sterne am Firmament der Kirche für immer an ihrem Platz leuchten, wie der Prophet gesagt hat: Und die Sterne haben in ihrer Wache Licht gegeben und gejubelt; sie wurden gerufen und sie sagten: Hier sind wir; und voll Freude haben sie dem entgegen geleuchtet, der sie gemacht hat.“[23]

Die jüngeren Mönche waren tief bewegt von Stefanos Brief und hätten ihm wahrscheinlich im gleichen Sinne geantwortet, wenn sich nicht ihr altes und verehrtes Oberhaupt, Dom Guillaume, energisch dagegen ausgesprochen hätte. Doch im Juni desselben Jahres 1402 starb er und wurde von Bonifatius Ferrer, dem Bruder des heiligen Vinzenz, als Prior der Grande Chartreuse und Generalprior des gesamten Ordens unter der Obödienz Benedikts XIII. abgelöst. Stefano musste nicht lange auf eine günstigere Gelegenheit warten, um seinen Appell zu wiederholen.

Nach dem kurzen und stürmischen Pontifikat von Innozenz VII. (Cosma Meliorati von Sulmona, der im Jahr 1404 auf Bonifaz IX. folgte) wurde Angelo Correr, der Patriarch von Konstantinopel, der mit Caterinas überlebenden Anhängern in Venedig in engem Kontakt stand, von den Kardinälen der römischen Obödienz im November 1406 zum Papst gewählt und nahm den Namen Gregor XII. an. Er war ein alter Mann, der im Ruf der Heiligkeit stand und den die Kardinäle, wie sie erklärten, weniger als Papst denn als Beauftragten für die Wiederherstellung der Einheit gewählt hatten. Er drückte sofort seinen Wunsch aus, Benedikt zu treffen und mit ihm zu sprechen, und erklärte, dass er auch in einem Fischerboot reisen würde, wenn keine Galeere verfügbar sei, oder zu Fuß mit seinem Stab, wenn er kein Pferd bekommen könne. Benedikt seinerseits erklärte, er sei nicht weniger bereit und begierig auf ein Gespräch.

So standen sich nun zwei Männer gegenüber, die beide Caterinas Worte vernommen hatten, als sie noch lebte, denn in jedem der beiden hatte sie einen möglichen Erneuerer der Kirche gesehen. Und es ist nur allzu klar, dass keiner der beiden wirklich beabsichtigte, das Versprechen einzulösen, das er bei der Annahme der Wahl gegeben hatte. Gregor trug immer einen Zahn Caterinas bei sich, den er wie eine Reliquie hütete. Er schickte nach Stefano Maconi, um sich mit ihm über ihre Heiligsprechung und den Frieden der Kirche zu beraten. Aber er war in die Hände seiner eigenen Verwandtschaft geraten, vor allem in die von Antonio Correr, einem seiner Neffen, einem intriganten und verschwenderischen Prälaten, der entschlossen war, die Brote und Fische des Papstamtes nicht aus ihrer Familie entschwinden zu lassen. In politischen Belangen war er lediglich ein Werkzeug des ehrgeizigen und kriegerischen jungen Königs Ladislaus von Neapel, des Sohnes Karls von Durazzo. Benedikt seinerseits hatte ungeachtet seiner Versicherungen sein Verhalten nicht um ein Jota geändert. Nach langen Verhandlungen, wobei jeder Anwärter darauf bedacht war, dass das Treffen in einer Stadt stattfinden sollte, die seiner Obödienz zugehörig war, stimmte Gregor im April 1407 der Wahl von Savona zu, einer Stadt, die Benedikt anerkannte, der sich im November tatsächlich dorthin begab. Gregor hingegen verlegte seinen Sitz nach Lucca, wo er im Mai 1408 in eklatantem Bruch seiner Zusagen vier neue Kardinäle ernannte, darunter zwei seiner eigenen Neffen (Antonio Correr und Gabriele Condulmer) und Fra Giovanni Dominici. Daraufhin kündigten ihm seine früheren Kardinäle die Loyalitat und flohen nach Livorno. In der Zwischenzeit war König Ladislaus nach Rom marschiert und besetzte es am 25. April – möglicherweise im Einverständnis mit Gregor – durch seine Armee.[24]

Die Geduld der katholischen Welt war nun erschöpft. Im selben Mai 1408 entzog Frankreich Benedikt, der nach Perpignan floh, die Gefolgschaft. Die Kardinäle der römischen Obödienz trafen sich mit jenen, die Benedikt verlassen hatten, in Livorno, von wo aus die vereinigten Kollegien am 14. Juli die Bischöfe der Christenheit zu einem Konzil einberiefen. Trotz der angedrohten bewaffneten Intervention seitens Ladislaus, der immer noch an Gregor festhielt, trat das Konzil am 25. März 1409 in Pisa zusammen. Von jenen Kirchenfürsten, die am Konklave teilgenommen hatten, in dem Urban einst gewählt worden war, und die als einzige wussten, wie das Schisma tatsächlich entstanden war, waren nur mehr zwei am Leben: Benedikt selbst, der unter dem Schutz König Martins von Aragonien in Perpignan lebte, und der betagte Kardinal von Poitiers, Guy de Malesset, der nun den Vorsitz über die Beratungen der Versammlung führte. Am 5. Juni setzte das Konzil sowohl Gregor als auch Benedikt als Häretiker und Schismatiker ab. Das Te Deum erklang aus der Kathedrale von Pisa, um Gott für die Befreiung seiner Kirche zu danken. Die Glocken läuteten und wurden von den Campanilen eines Dorfes nach dem anderen übernommen, bis die Kunde auf diesem Wege Florenz erreichte. Am 26. Juni wählten vierundzwanzig Kardinäle, von denen vierzehn zuvor Gregor und zehn Benedikt anerkannt hatten, den Kardinal-Erzbischof von Mailand, Peter Philargis, einen Minderbruder griechischer Herkunft, der den Namen Papst Alexander V. annahm.

Wir haben uns hier nicht mit der Rechtmäßigkeit dieser Vorgänge zu befassen. Katholische Historiker versichern uns, dass die Kardinäle weder das Recht hatten, ein Konzil einzuberufen noch den Papst abzusetzen – unabhängig davon, welchen der beiden Anwärter wir als den rechtmäßigen annehmen. Da weder Gregor noch Benedikt ihre Ansprüche aufgeben wollten, musste die Kirche nun das Schauspiel dreier anstatt zweier rivalisierender Päpste miterleben. Würden wir dagegen Caterinas Prüfstein der Anhängerschaft der „Diener Gottes“[25] anwenden, wären wir gezwungen, Alexander zu akzeptieren. Doch diesmal waren sogar ihre eigenen Anhänger gespalten. Giovanni Dominici, der mit den übelsten Schmähschriften bedacht und als Verbündeter von Mohammed und Simon Magus denunziert wurde, hielt Gregor nicht nur die Treue, sondern setzte auch alle Kräfte seiner Beredsamkeit ein, um ihn vor einer Abdankung zurückzuhalten, obwohl sein eigener Generaloberer, Fra Tommaso da Fermo, am Konzil teilgenommen hatte und der Dominikanerorden als Ganzes Alexander mit nachdrücklichen Worten als Papst anerkannt hatte.[26]

Es ist ungewiss, ob Stefano Maconi persönlich beim Konzil anwesend war, aber es ist völlig klar, dass er trotz seiner persönlichen Freundschaft mit Gregor nun ohne zu zögern für Alexander eintrat. Er hatte bereits erneut an die Väter der Grande Chartreuse geschrieben und erklärt, dass das Konzil rechtmäßig und kanonisch sei, dass die Kardinäle vom Heiligen Geist inspiriert worden seien, als sie es einberiefen, und dass derjenige, den sie zum Papst wählten, unzweifelhaft der wahre Stellvertreter Christi sein würde.[27] Er begab sich nun persönlich zum Generalkapitel der Kartäuser beider Obödienzen, das im folgenden Jahr, 1410, in der Grande Chartreuse abgehalten wurde, wo der gesamte Orden feierlich Alexander als Papst anerkannte; und in Anwesenheit der versammelten Väter legte er dort sein Generalsamt nieder. Bonifaz Ferrer, der (wie sein Bruder, der heilige Vinzenz) noch immer zu Benedikt hielt, nahm nicht an dem Kapitel teil, sondern reichte seinen Rücktritt schriftlich ein.

Nachdem die Kartäuser durch seine Bemühungen wieder vereint waren, kehrte Stefano in sein geliebtes Siena zurück und wurde erneut Prior von Pontignano. Cristofano Guidini und die anderen überlebenden Mitglieder aus Caterinas Gefolgschaft empfingen ihn voll Freude. Ser Cristofano hatte bei der Pest von 1390 seine Frau und sechs Kinder verloren; die einzige überlebende Tochter, Nadda, war Nonne geworden. Er hatte anschließend sein ganzes Leben dem Dienst an den Armen und Kranken in den Spitälern gewidmet und tat noch vor Ende dieses Jahres, 1410, in Stefanos Armen seinen letzten Atemzug. Im folgenden Jahr wurde Stefano neuerlich aus Siena abberufen und zum Prior der Certosa von Pavia ernannt. In Siena hatte er zweifellos einen jungen Franziskanermönch gesehen und gehört, der im Todesjahr Caterinas geboren worden war und den wir heute den heiligen Bernhardin von Siena nennen. Wenig später finden wir ihn in einem von Pavia aus geschriebenen Brief an Fra Angelo Salvetti, in dem er lebhaft die große Freude zum Ausdruck bringt, mit der er von der reichen Frucht gehört hat, die Fra Bernardino Albizzeschi in der Kirche Gottes hervorbringt.[28]

Von Pavia aus erlebte Stefano das Pontifikat des Nachfolgers Alexanders, des berüchtigten Baldassare Cossa, Johannes XXIII., das bei den „Dienern Gottes“, die das Ergebnis des Konzils von Pisa so freudig begrüßt hatten, eine schmerzliche Gewissensprüfung ausgelöst haben muss. Er war auch noch da, als das Konzil von Konstanz 1415 zusammentrat, wobei die entscheidende Initiative dazu nicht von den rivalisierenden Anwärtern auf das Papstamt und auch nicht von deren Kardinälen ausging, sondern vom neuen römischen König, Sigismund von Ungarn. Giovanni Dominici, nun als Kardinal von Ragusa bekannt, hatte die Erlaubnis erhalten, als Legat Gregors XII. das Konzil neuerlich einzuberufen, während die Konzilsväter am 4. Juli Gregors Abdankung akzeptierten. Zuvor, am 29. Mai, hatten sie Johannes abgesetzt. Doch in Perpignan hielt der unbeugsame alte Benedikt weiter die Stellung. Die persönliche Intervention König Sigismunds erwies sich als erfolglos; Benedikt wollte nur zu seinen eigenen, unannehmbaren Bedingungen abdanken. Im November floh er und nahm Zuflucht in Peniscola, einer am Mittelmeer gelegenen starken Festung. Aragon, Kastilien und Navarra widerriefen nun ihre Gefolgschaft, und der heilige Vinzenz Ferrer erklärte öffentlich, dass – obwohl Benedikt der rechtmäßige Papst sei – die drei Könige damit Gott und der Kirche ein Epiphanie-Geschenk für Einheit und Frieden machen würden. Auf alle Appelle hatte Benedikt nur eine unabänderliche Antwort: „Hier ist die Arche Noah.“ Am 26. Juli 1418 verurteilte ihn das Konzil als Meineidigen, unverbesserlichen Schismatiker und Häretiker. Am 11. November wurde Ottone Colonna, der Sohn des bereits erwähnten Kardinals Agapito, zum Papst gewählt und nahm den Namen Martin V. an.

Das Schisma war nun offiziell beendet, und die Kirche war nun praktisch jenem Anliegen verpflichtet, für das Caterina bis zum Tod gekämpft hatte: der Rechtmäßigkeit der Ansprüche Urbans und seiner Nachfolger auf die römische Obödienz. Doch von seinem Zufluchtsort Peniscola aus bekräftigte Pedro de Luna (wie wir Benedikt nun wieder nennen wollen) noch immer seine Ansprüche, indem er den neuen Papst und seine Kardinäle verurteilte und beteuerte, dass er allein der Stellvertreter Christi sei. Er wurde hart und verbittert und ließ sogar zwei Priester foltern, um Beweise für eine Verschwörung gegen sein Leben zu erpressen. Aber auch er war nicht ohne Anhänger. Im September 1419 wurde beklagt, dass die Mehrheit der Bewohner des Languedoc und der Guyenne ihn weiterhin anerkannten, und im Jahr 1420 hielt man ihm auch in einigen Teilen Schottlands noch die Treue; zudem hatte er die mächtige Unterstützung der Grafen von Armagnac. Doch schließlich starb er, entweder am 29. November 1422 oder am 23. Mai 1423 (die Ungewissheit ist möglicherweise auf eine beabsichtigte Mystifizierung seitens seiner Anhänger zurückzuführen).[29]

Es ist sehr wahrscheinlich, dass er nicht nur der Meineidige und Heuchler der katholischen Tradition war; es ist gut möglich, dass er wirklich an seine eigenen Ansprüche glaubte und daran festhielt, dass in der Verwirrung und im Tumult der Welt die Wahrheit in ihm allein verblieb; in ihm selbst, einer gütigen und liebenswürdigen Persönlichkeit, bis – da er von allen zurückgewiesen und angegriffen wurde – das wilde spanische Blut in seinen alten Tagen aufflammte. Seine beharrliche Weigerung, auf das Drängen von Königen und Universitäten hin abzudanken, hatte die Befreiung der Kirche vom drückenden Joch Frankreichs zur Folge. Unbeabsichtigt hatte Pedro de Luna damit die Macht des Riesen zerstört, den Dante im irdischen Paradies gesehen hatte, wie er den verwandelten Wagen der Braut von dem Baum zerrte, an den ihn der mystische Greif gebunden hatte. Lassen wir ihn so stehen, den Mann, dem Caterina zweimal im kostbaren Blut als ihren „liebsten Vater in Christus, dem lieben Jesus“, geschrieben hatte, und ignorieren wir die beklagenswerte Folge, in der seine Anhänger versuchten, das Schisma nach seinem Tod weiterzuführen.

Der lange Kampf, den Caterina und er miteinander ausgefochten hatten, war nun beendet; Stefano wollte nur noch frei sein, um sich ganz der Betrachtung des Göttlichen zu widmen. Schließlich wurde ihm 1421, „auf seine ernsthaften Bitten, wegen seines hohen Alters, seiner Krankheiten und vieler Mühen, die er für den Orden auf sich genommen hatte“, gestattet, sein Amt als Prior der Certosa von Pavia niederzulegen, wobei festgelegt wurde, dass ihm jedwede Ehrerbietung in jedem Konvent, den er als Sitz wählen sollte, zu erweisen sei. Trotz Einladungen aus Pontignano entschloss er sich, in der Certosa von Pavia zu bleiben, und dort starb er am 7. August 1424 mit den Namen Marias und Caterinas auf seinen Lippen.[30]

Als Tommaso Caffarini im Jahr 1434 starb, war der Letzte von Caterinas geistlicher Familie wieder mit ihr vereint. Aber die Bewegung, die sie eingeleitet hatte, war bereits zum Stillstand gekommen, um ein halbes Jahrhundert später – in anderer Form und ohne Erfolg – wieder aufgenommen zu werden: einerseits von Fra Girolamo Savonarola, andererseits in den mystischen Opfern jener Frauen, die den gleichen Habit wie sie trugen und an ihren Gliedern ebenfalls mit den Zeichen der Passion Christi geschmückt waren: Lucia von Narni, Osanna von Mantua, Colomba von Rieti, die an den korrupten Höfen der Renaissance versuchten, ihr Werk nachzuahmen. Dem äußeren Anschein nach waren Caterinas Bemühungen vergeblich gewesen. Ein Jahrhundert nach ihrem Tod war der Zustand ihres geliebten Italiens beklagenswerter als zu dem Zeitpunkt, als sie es verließ, das Papsttum noch unermesslich schlimmer verderbt als in den dunkelsten Tagen des Schismas, und eine weitaus größere und dauerhaftere Spaltung innerhalb der Kirche stand vor dem Ausbruch. Aber der wahre Wert eines Werkes, dem sich die ganze Kraft einer menschlichen Seele gewidmet hat, kann ebenso wenig wie der bleibende Erfolg irgendeiner großen oder kleinen religiösen Bewegung auf diese Weise gemessen werden, weil er sich seinem Wesen nach nicht in äußeren und sichtbaren Auswirkungen manifestiert. Seine vollkommensten Blüten und Früchte durch die Jahrhunderte hindurch wachsen im unsichtbaren Garten des Geistes, um ausschließlich von dem gepflückt zu werden, der unter den Lilien weidet.



[1] Legenda, III. iv. 9, 10 (§§ 368, 369).

[2] Vgl. Chronica ordinis Praedicatorum, hgg. Reichert, S. 26, 27 (Monumenta O. F. P. historica, Bd. vii.).

[3] Vgl. Tromby, VII. S. 45–51.

[4] Monumenta O. F. P. historica, Bd. viii. S. 22–24.

[5] Betreffend Raimondos Werk als Erneuerer, vgl. Chronica ordinis praed., S. 26–29; Fra Tommaso Caffarini, Historia disciplinae regularis instauratae in coenobiis Venetis O. P.; J. Luchaire, in: Revue Historique, Bd. 74 (Paris, 1900); Analecta Bollandiana, xx. S. 113.

[6] Brief vom 18. Dezember 1398, in: Fra Tommaso Caffarini, op. cit., S. 231–233.

[7] Monumenta O. F. P. historica, Bd. viii. S. 112–133, 162.

[8] Lettere del B. Giovanni dalle Celle, 26.

[9] Legenda, III. i. II (§ 341).

[10] Anonimo Fiorentino, S. 422, 428. Niccolò Soderini starb am 20. März 1381 in Lucca. Ibid., S. 423. Im Jahr 1382 wurden Carlo Strozzi und Tommaso Soderini wieder nach Florenz zurückgerufen.

[11] Anonimo Fiorentino, S. 480; Gherardis Einleitung, S. 280.

[12] 1. Juni 1392. Lettere cit., 23.

[13] Lettere dei discepoli, 21. Vgl. Tromby, VII. S. 54; Barth. Senensis, op. cit., II. Buch, Kap. 2. Stefano war zuvor von einer Bande bretonischer Söldner gefangen genommen und dank der Intervention von Hawkwood ohne Zahlung eines Lösegeldes freigesetzt worden – die zweite Gelegenheit, bei der er durch die Anrufung von Caterinas Namen befreit worden war.

[14] Ibid., 25.

[15] Barth. Senensis, op. cit., II. Buch, Kap. 13. Vgl. Stefanos Brief an Matteo Cenni vom 27. Juli 1391, Lettere dei discepoli, 33.

[16] Lettere dei discepoli, 34.

[17] [Heute: Celje, Slowenien. Die Kartause Žice/Seitz im Herzogtum Steier war die älteste Kartause in Mitteleuropa. Während des Abendländischen Schismas führte Seitz den Generalvorsitz jener Kartäuserklöster, die sich zur römischen Obödienz bekannten.]

[18] Brief vom 17. Oktober 1398 in: Fra Tommaso Caffarini, op. cit., S. 230, 231.

[19] Vgl. den rührenden Brief von Luca di Benvenuto, eines Schülers von Neri, an Ser Jacomo, in Lettere dei discepoli, 46.

[20] Contestatio Francisci de Malavoltis, Kap. i., MS. cit., S. 433–436, [Prozess, S. 562–567].

[21] Brief vom 12. April 1413, der seiner Contestatio vorangestellt ist; S. 427 – 429 im Casanatense MS., S. 157 v. – 158 im MS. in Siena. Vgl. Placido M. Lugano, op. cit., S. 163 n. Ein früherer Brief Francescos an Neri di Landoccio, geschrieben aus dem Olivetanerkloster S. Girolamo di Quarto außerhalb von Genua – das Alfonso da Vadaterra gegründet hatte und in dem er 1388 begraben wurde – findet sich in den Lettere dei discepoli, 40.

[22] Dietrich von Nieheim, De Schismate, I. 50–52, 56, 57, 60, gibt einen vollständigen Bericht über diese Schrecken, die er selbst miterlebt hat.

[23] Barth. Senensis, op. cit., III. Buch, Kap. 2.

[24] Vgl. Creighton, I. S. 225–227, das eine zweideutige Charakterisierung der rivalisierenden Anwärter auf das Papstamt enthält.

[25] Brief 350 (187).

[26] Vgl. Monumenta O. F. P. historica, Bd. viii. S. 138–143.

[27] Barth. Senensis, op. cit., III. Buch, Kap. 8.

[28] Ibid., IV. Buch, Kap. 9.

[29] Valois, IV. S. 450–454.

[30] Barth. Senensis, op. cit., V. Buch, Kap. 6.