Selbsterkenntnis
[Jene, die Christus nachfolgen] … erkennen sich selbst hinsichtlich ihrer Sünden und Fehler und … zugleich erkennen sie in sich die unermessliche Güte Gottes, die ihnen alles Sein gegeben hat. Zu dieser Erkenntnis müssen die Menschen immer wieder zurückkehren und darin verweilen.
(Brief 183, an Iacopo da Itri, Erzbischof von Otranto)
In der Selbsterkenntnis erkennen wir die Güte Gottes, und daher lieben wir ihn. Und wir erkennen zugleich unsere eigene Armseligkeit, und so werden wir demütig und verabscheuen die Sünde.
(Brief 366, an Andrea Vanni)
Die Menschen verfallen dem Stolz, wenn ihnen die Selbsterkenntnis fehlt, denn würden sie ihre eigene Nichtigkeit erkennen, würden sie nicht stolz werden.
(Brief 223, an Kardinal Iacopo Orsini)
[Gott Vater spricht]: Wenn Selbsterkenntnis und Sündenbetrachtung nicht im Gedächtnis an das Blut [Meines Sohnes] und in der Hoffnung auf Meine Barmherzigkeit gründeten, entstünde in der Seele Verwirrung ... und letztlich Verzweiflung.
(Dialog 66)
Ich möchte schon, dass Du Deine Nichtigkeit, Dein Unvermögen und Deine Unwissenheit einsiehst – aber ich will nicht, dass Du das in der Finsternis der Mutlosigkeit tust, sondern im Licht der unendlichen Güte Gottes, die Du in Dir findest. Denn der Teufel ist nur darauf aus, Dir Deine Erbärmlichkeiten vor Augen zu stellen und sonst nichts anderes. Deshalb braucht diese Erkenntnis noch eine Zutat: nämlich die Hoffnung auf das Erbarmen Gottes.
(Brief 73, an Costanza im Kloster Sant Abondio)
An den Eingang der Zelle (der Selbsterkenntnis) setzen wir den Wachhund des Gewissens, der sofort bellt, sobald er das Nahen von Feinden spürt – nämlich alle möglichen schlechten Gedanken, die in unser Herz eindringen wollen. Aber er bellt auch, wenn Freunde kommen, wenn es heilige und gute Gedanken sind, die uns zum Verrichten eines guten Werkes antreiben. Diese huldvolle Wache, unsere vom Licht des Verstandes erfüllte Vernunft, wird also prüfen, ob ein Gedanke von Gott stammt oder nicht.
(Brief 2, an Andrea dei Vitroni)