Die Kartäuser

Links: Kartause Pavia (Foto Mayr), rechts: Madonna del certosino, Ambrogio Borgognone, Public domain, via Wikimedia Commons

 

Caterina von Siena und die Kartäuser

Vortrag beim intern. Kongress für Kartäuserforschung in Aggsbach am 31. 8. 2005

 

Der Kartäuserorden hat zu allen Zeiten seines Bestehens eine Faszination ausgeübt. Viele sahen und sehen in ihm verwirklicht, was im eigenen Herzen als verborgene Sehnsucht vorhanden ist: die Begegnung mit Gott in der Stille, fernab vom lauten Getriebe der Welt. Vor allem im Mittelalter galt, im Gegensatz zu unserem heutigen Empfinden, die kontemplative Hingabe als Inbegriff des christlichen Lebens. Und so gab es im Verlauf der Kirchengeschichte eine Reihe großer Gestalten, die von dieser Lebensweise tief beeindruckt waren, obwohl ihnen selbst eine andere Sendung zugedacht war. Der heilige Thomas Morus lebte vier Jahre als Gast in der Kartause von London, und der heilige Ignatius von Loyola bedachte die Kartäuser stets mit großer Sympathie. Eine Gestalt allerdings, die neben der persönlichen Zuneigung dem Orden auch einen nicht unbedeutenden Dienst erwiesen hat (zumindest für einen bestimmten Zeitraum seiner Geschichte) war die heilige Caterina von Siena.

Ambrogio Borgognone hat mit seinem Gemälde für die Kartause von Pavia unser Thema bereits bildlich vorweggenommen.1 Um das Christuskind in der Mitte gruppieren sich drei Gestalten: groß und erhaben die Mutter des Herrn, daneben, leicht zurückversetzt, schlank und jugendlich Caterina von Siena und vor ihr knieend, die Hände gefaltet, und den Blick unverwandt auf das Christuskind gerichtet, ein Kartäuser: Stefano Maconi. Das Bild zeigt zwei Mütter und zwei Söhne: die Gottesmutter mit der gebenedeiten Frucht ihres Leibes, Jesus. Und Caterina mit der Frucht ihrer Gebete und Opfer, mit Stefano Maconi. Die hl. Jungfrau, um ihr göttliches Kind der Menschheit zu schenken, Caterina, um ihren geistlichen Sohn dem Orden der Kartäuser anzuvertrauen.

Vielleicht ist diese Gegenüberstellung etwas gewagt, aber ich glaube, sie berührt den entscheidenden Punkt der Beziehung Caterinas zu den Kartäusern, die mit Stefano Maconi gewissermaßen bleibend besiegelt wurde; und zwar genau in dem Jahr als auch die Gründung der Kartause Aggsbach ihre Besiegelung erfuhr. Dreieinhalb Monate nach Ausstellung des Stiftungsbriefes2 starb Caterina am 29. April 1380 in Rom. Kurz zuvor hatte sie noch ihre Getreuen an ihr Sterbebett gerufen, um ihnen letzte Anweisungen zu erteilen. Und nachdem sie einige Männer für das Kloster, einige für das Einsiedlerleben und einige für das Weltpriestertum bestimmt hatte,3 sagte sie zu ihrem gleichaltrigen Lieblingsschüler und Sekretär Stefano Maconi gewendet, indem sie mit dem Finger auf ihn zeigte: „Dir aber gebiete ich in der Kraft des heiligen Gehorsams im Namen Gottes, dass Du unverzüglich in den Orden der Kartäuser eintrittst, denn Gott selbst hat dich zu diesem Orden berufen und auserwählt.“4

 

Caterina von Siena

Bevor ich diese Beziehung etwas nachzuzeichnen versuche, wie sie durch Begegnungen, Freundschaften, Briefe und die gegenseitige Wertschätzung entstanden war, ist es vielleicht gut, zuerst ein paar Worte über die Heilige aus Siena zu sagen, da in den deutschsprachigen Ländern ihre Präsenz nur sehr sparsam wahrgenommen wird.

Caterina von Siena ist Mitpatronin der Stadt Rom, mit dem heiligen Franziskus Patronin Italiens, seit 1970 Lehrerin der universalen Kirche und seit 1999 Mitpatronin Europas. Sie war ein religiöses Genie und eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit.

Caterina wird gerne als politische Heilige gesehen, als Kirchenkritikerin, als die Frau, die in der Kirche nicht schwieg5 und die sich einmischen wollte in die Angelegenheiten der Welt.6 Aber diese eher journalistischen Zuordnungen werden ihr nicht wirklich gerecht; denn Caterina war zuallererst eine große Heilige, eine Mystikerin, und ihr Einsatz in der Welt geschah nur aus einem heroischen Gehorsam.

1347 als 24. Kind der Färbersfamilie Benincasa in Siena geboren, erlebte sie bereits als 6-jährige eine erste, ihr ganzes Leben prägende Christusvision. Mit 16 wird sie Dominikaner-Tertiarin. Sie verbringt Jahre der Zurückgezogenheit in einer Kammer des elterlichen Hauses, wird dann nach ihrer mystischen Vermählung mit Christus7 caritativ tätig und erlebt schließlich als 23-jährige den sogenannten „mystischen Tod“, bei dem ihr Christus das Herz aus der Brust nimmt, um ihr sein eigenes einzusetzen.8 Dieses Ereignis markiert in ihrem Leben den Beginn einer ungewöhnlichen Sendung. Nun sollte sie mit dem Herzen des Erlösers hinausgehen zu den Menschen. Christus führte sie zu den Sündern, zu den Armen, zu den verfeindeten Familien und Parteien und zu den Großen des öffentlichen und kirchlichen Lebens.

Weil ihr aber neben Anerkennung und Wohlwollen zunehmend auch Kritik und Skepsis entgegengebracht wurden, unterstellte sie die Ordensleitung im Frühjahr 1374 der schützenden Führung des angesehenen Dominikaners Raimund von Capua. Raimund war siebzehn Jahre älter als Caterina und ein hervorragender Theologe, Ratgeber und Diplomat. Er erkannte sehr bald die Kraft ihres Wortes und ihrer Präsenz als Frau und wurde für sie zu einem wichtigen Begleiter und Wegbereiter ihrer zunehmenden Aktivitäten im Dienste der Kirche.

In dem über drei Jahre dauernden Kampf der italienischen Stadtrepubliken mit dem Heiligen Stuhl9 wurde sie zur Verteidigerin der Kirche und zur Botin des Friedens. Unvergessen bleibt dabei ihr Einsatz für die Rückkehr des Papstes aus Avignon nach Rom, was von Papst Paul VI. als das „Meisterwerk ihrer Tätigkeit“ bezeichnet wurde.10 Aus ihren zahlreichen Briefen wird sichtbar, wie sehr sie dabei an Einfluss gewann, aber auch, wie sehr dies alles ihre Kräfte verzehrte. Nach Ausbruch des Schismas kämpfte sie die letzten eineinhalb Jahre ihres Lebens in Rom für die Anerkennung der Wahl Papst Urbans VI. und für die Erneuerung der Kirche.

Caterina stellt uns in ihrem Dialog11 und in ihren Briefen ein drastisches Bild von der Herbstzeit der mittelalterlichen Kirche vor Augen, wenn man etwa erfährt, dass es tatsächlich Simonie, Habgier und Freizügigkeit in den Kreisen des Klerus gab wie kaum zuvor; dass ein großer Teil des Kardinalskollegiums mit schlechtem Beispiel voranging – bloß auf höherem Niveau, und mit raffinierteren Mitteln; und dass auch die Ordensleute „anstatt ihre Seelen jetzt nur mehr ihre Leiber und ihre Zellen schmücken und schwatzend in den Städten umherziehen“ und dabei „mit ihrem eitlen und zügellosen Leben außerhalb ihrer Zellen zugrunde gehen.“12

Aber dieses Ärgernis der Gottgeweihten und die Schwächen der Hirten haben ihre Liebe zur Kirche nicht getrübt. Vielmehr sah sie darin auch ihre eigene Schuld, da sie sich mitverantwortlich wusste für das Antlitz der Braut. Und so war ihre Anklage auch immer zugleich eine Selbstanklage, verbunden mit der Bereitschaft, für die Erneuerung der Kirche das eigene Leben in die Waagschale zu werfen. Caterina predigt der Welt nicht den Untergang, und sie fordert kein Strafgericht, sondern was sie verlangt, sind Gebet und Opfer, und sie bittet um Liebe und Erbarmen. Dies verleiht ihren Worten auch den überzeugenden Klang und gibt ihnen zeitlose Gültigkeit.

Aus diesem düsteren Bild kirchlichen Lebens im 14. Jahrhundert hat sich der Orden der Kartäuser klar und deutlich abgehoben. Als Dominikaner-Tertiarin hatte Caterina zwar enge Kontakte zur eigenen Ordensfamilie; sie hatte auch Freunde unter den Eremiten von Lecceto und Vallombrosa, und sie empfahl jungen Männern den Eintritt bei den Benediktinern von Monteoliveto: Was sie aber bei den Kartäusern überzeugte, war das stabile geistliche Profil dieses Ordens. Sie sah in ihm eine Vorhut des Gebetes, und sie schätzte seine Mönche wegen ihrer Demut und ihres Gehorsams, jener beiden Tugenden, die für sie das Fundament jeglicher monastischer Spiritualität waren.

 

Drei Schauplätze: Siena, Pisa, Rom

Wenn wir die Beziehung Caterinas zu den Kartäusern betrachten wollen, müssen wir uns vor allem drei Schauplätze ihres Wirkens vor Augen stellen: Siena, Pisa und Rom. In Siena entstanden die ersten grundlegenden Kontakte; von Pisa aus ergaben sich Freundschaftsbande zu Gorgona und zu Calci, und in Rom übergab sie, gleichsam testamentarisch, Stefano in die Obhut der Jünger des hl. Bruno.

Das Jahrhundert, in dem Caterina lebte, war das Jahrhundert der großen Ausbreitung des Kartäuserordens. Von den 41 Kartausen, die es je in Italien gab, wurden mehr als die Hälfte im 14. Jahrhundert gegründet und davon wiederum sieben zu Lebzeiten Caterinas, also zwischen 1347 und 1380,13 wobei sich Caterina bei zwei dieser Gründungen auch persönlich engagierte: bei der Errichtung von Calci und bei der Übernahme von Gorgona.

Es war damals in Europa fast selbstverständlich, dass jede größere Stadt an ihrer Peripherie eine eigene Kartause besaß. Aber keine Stadt der Welt, nicht einmal Rom, hatte jemals drei, wie es der Heimatstadt Caterinas geschenkt war. Siena besaß in seiner näheren Umgebung drei Kartäuserklöster: Maggiano14 (heute ein Nobelhotel), Pontignano15 (jetzt ein Teil der Universität von Siena) und Belriguardo, das zwei Jahre vor Caterinas Geburt entstand.16 In all diesen Häusern war Caterina keine Unbekannte. Im Gegenteil: Der Ruf ihrer Heiligkeit und ihrer geistlichen Autorität muss dort auf ein großes Echo gestoßen sein. Raimund von Capua berichtet uns, wie der ihm befreundete Prior von Belriguardo und spätere Generalprior, Don Cristoforo,17 eigens nach San Domenico kam, um sich dort mit Caterina in einer dringenden Gewissensangelegenheit (vielleicht einen seiner Mönche betreffend) zu besprechen. Noch deutlicher bezeugen das aber ihre Briefe.

 

Briefe an die Kartäuser

Von den 384 Briefen, die wir von Caterina besitzen und die sie oftmals im Zustand ekstatischer Entrückung mehreren Sekretären gleichzeitig diktiert hat,18 sind etwas mehr als die Hälfte an Personen des kirchlichen Lebens gerichtet;14 davon an Kartäuser.19

Der früheste dieser Briefe ist von Pisa aus an Don Giovanni Sabbatini in der Kartause von Belriguardo adressiert.20 Caterina dürfte ihn gut gekannt haben, denn sie behandelt ihn, obwohl er Priester ist, als einen ihrer Schüler: „Geliebter und teuerster Vater! Ich nenne Euch Vater, aus Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Sakrament ..., aber ebenso Sohn, da ich für Euch in ständigem Gebet vor Gott gleichsam Geburtswehen erleide, so wie eine Mutter, die ihr Kind zur Welt bringt.“ In einem zweiten Brief an ihn,21 der zugleich an seinen Mitbruder Don Taddeo Malavolti gerichtet ist, spricht sie davon, das Blut Christi in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. Und dann: „Ich möchte, dass Ihr Euch darüber freut, wenn Gott Euch ein Kreuz schickt ... Seid in dem, was Euch auferlegt wurde, gehorsam bis zum Tod, wie schwer es auch sein mag!“

Einen ähnlichen Ton schlägt sie auch in dem dritten Brief an, der ebenfalls an einen Mönch von Belriguardo adressiert ist, an Niccoloso di Francia,22 der sich gerade zur Zeit in Rom aufhielt. Diesen Brief haben manche in Zusammenhang gesehen mit dem Martyrium jenes Kartäusers, der als Gesandter Papst Gregors XI. von einer aufgebrachten Menge in Florenz grausam ermordet wurde.23 Ein Vorfall, der eindeutig überliefert ist im offiziellen Schreiben des Papstes, mit dem das Interdikt verkündet wurde,24 und der auch in der Kartause von Bologna (die heute ein Monumentalfriedhof ist) eine Bestätigung erfährt. Dort gibt es nämlich in der Kirche der Kartause eine Reihe von Porträts, die Kartäuser-Märtyrer darstellen. Und bei einem dieser Bilder lautet die dazugehörige Inschrift: „Don Niccoloso, päpstlicher Gesandter, wurde in Florenz mit glühenden Zangen zerfleischt und noch lebend begraben. Geschehen unter der Regierung von Papst Gregor XI.“25 Weil nun Caterina in ihrem Brief an Don Niccoloso von der Bereitschaft spricht, auf einen Kampfplatz zu treten, wurde vermutet, dass sie (im Wissen um seine Aufgabe) ihn mit diesen Worten vielleicht für seine gefahrvolle Mission ermutigen und stärken wollte.

In den schriftlichen Kartäuser-Dokumenten wird aber ausdrücklich vermerkt, dass Papst Urban VI. „aus der Kartause Belriguardo Don Niccoloso von Frankreich, einen Freund der seraphischen Jungfrau, zu sich rief und ihn als Gesandten zum König von Frankreich schickte.“26 Dies lässt vermuten, dass es sich bei dem Adressaten unseres Briefes doch wohl eher um diese Person handelt und nicht um den Märtyrer von Florenz.

Nach Maggiano, wo der heiligmäßige Prior Don Pietro mit seinem Gebet und Opfer für den Dichter und Humanisten Boccaccio einen Gesinnungswandel erwirkt hatte (Caterina war damals gerade 15 Jahre alt), schrieb sie nun als 30-jährige an Don Pietro di Viva27 über die Tugend der Standhaftigkeit, das Ausharren im Begonnenen. Und in die dritte Kartause von Siena, nach Pontignano, richtet sie an Don Jacomo Tondi, den späteren Prior, einen Brief über die Geduld, jene Tugend, der sie eine ganz besondere Bedeutung beimaß und die sie als das „Mark der Liebe“ bezeichnete. Denn: „Wer ungeduldig ist, ist noch sehr unvollkommen – und vor allem: ungehorsam.“28

Wenn man die 14 Kartäuserbriefe als Ganzes betrachtet, so muss man sagen, dass sie sich in ihrer theologischen Substanz nicht wesentlich von der anderen caterinianischen Brief-Literatur abheben. Meist entstanden die Briefe als Antwort auf eine Anfrage oder nach einem Hinweis eines Vorgesetzten. Der konkrete Anlass wird zwar diskret miteingeflochten, aber dann nimmt sie das Augenmerk weg von der einseitigen Fixierung auf die Wunde, auf das eigene Ich, und lenkt den Blick hin auf die heilende Macht des Arztes: „Blickt hin auf das Kreuz, auf das geopferte Lamm ..., und taucht unter in sein Blut.“

Ein nicht näher bekannter Don Giovanni in der Kartause Santa croce in Rom29 hatte sich als Heilmittel gegen seine Versuchungen und Schwierigkeiten eine Pilgerfahrt nach Irland zum „Purgatorium des hl. Patrick“30 in den Kopf gesetzt. Und nun war er in tiefster Betrübnis, weil er dazu keine Erlaubnis bekam.

Caterina ermahnt ihn in ihrem Brief31, jene Reichtümer, die ihm so nahe zur Hand liegen, nicht auf phantastischen Wegen, sondern in der Zelle des eigenen Herzens zu suchen: Nicht in der Quelle von Donegal, sondern „im Blut des süßen und liebenden Wortes möge sich Eure Seele berauschen“. Und dann: „Verlangt nicht nach einem ... Kampf, der dunkel und zweifelhaft wäre, sondern nehmt den gewöhnlichen und ganz allgemeinen (des Alltags) auf. Hier ... könnt Ihr Euren Willen gefügig machen, besonders aber in der Angelegenheit, von der mir der Visitator berichtet hat.“

Auf einen ähnlichen Wunsch eines Mönches der Kartause von Tückelhausen bei Würzburg hat übrigens das dortige Generalkapitel im Jahre 1432 geantwortet, dass er nicht darauf bestehen solle, zum Fegefeuer des hl. Patrick zu gehen, sondern sich zufrieden geben möge mit jenem Fegfeuer, welches das Ordensleben selbst darstellt.32

Vermutlich ebenfalls durch den Hinweis eines Vorgesetzten entstand jener Brief, der uns mit dem Titel: „An einen Kartäuser im Gefängnis“ überliefert ist und wo wir weder den Namen noch den Ort des Adressaten kennen.33

Im Herbst 1377 schreibt Caterina einen Brief nach Neapel zur Beruhigung eines gewissen Don Cristofano.34 Die dortige Kartause San Martino war geschätzt durch die herrliche Lage, die Weite und Lieblichkeit der Anlage und auch durch das reichliche Einkommen – und nun soll er gegen seinen Willen versetzt werden. Caterina spricht ihm Mut zu und fordert ihn auf, beharrlich zu sein: „Seid eher bereit, zu sterben, als den Ort zu verlassen, an den Gott Euch berufen hat.“  Wohin Don Cristofano versetzt werden soll, erfahren wir dann am Ende des Briefes: „Wenn es der Güte Gottes gefällt, dass Ihr ihm auf Gorgona dient, so bin ich sicher, dass Gott das Beste für Euch daraus machen wird.“ Dieser Brief leitet uns über zum zweiten Schauplatz, auf dem sich Caterinas Begegnung mit den Kartäusern ereignete: nach Pisa, genauer gesagt nach Calci und auf die Insel Gorgona.

 

Don Bartolomeo Serafini

Als Caterina 1375 die größte Zeit des Jahres in Pisa verbrachte, besuchte sie auch die einige Jahre zuvor gegründete und noch unfertige Kartause von Calci.35 Sie gewann den Prior, Giovanni degli Uppezinghi, als ihren geistlichen Schüler und erwirkte im folgenden Jahr bei ihrem Besuch in Avignon von Papst Gregor XI. die nötige Summe von 1000 Goldflorinen zur Fertigstellung der ins Stocken geratenen Bauarbeiten.36

In Zusammenhang mit der Gründung von Calci steht auch die Gründung der Kartause auf der Insel Gorgona, etwa 34 km von der Küste von Livorno entfernt. Da das dortige Benediktinerkloster nicht mehr lebensfähig war, übertrug Papst Gregor XI. (auf Caterinas Drängen hin, wie eine Inschrift in Calci besagt) die Insel mit dem gesamten Klostergut den Kartäusern von Calci.37Gründungs-Prior auf Gorgona wurde Bartolomeo Serafini aus Ravenna, „ein Ordensmann und Priester von bewundernswerter Frömmigkeit und Klugheit“, wie ihn Raimund von Capua charakterisiert.38 Caterina hatte ihn in Calci kennengelernt und Freundschaft geschlossen, worauf sie von ihm eine Einladung zu einem Besuch auf seiner Insel erhielt „weil er die Jungfrau wegen ihrer erstaunlichen Lehre und ihren wundersamen Taten lieb gewonnen hatte“ und auch seine Mönche durch ihr Wort und Beispiel erbauen und stärken wollte.39

Caterina war erst nach einer Vermittlung Raimunds dazu bereit und unternahm die Überfahrt im Sommer 1375 – begleitet von einer etwa zwanzigköpfigen Anhängerschar, bestehend aus Frauen und Männern. Während die Männer im Kloster nächtigten, waren die Frauen eine Meile vom Kloster entfernt in einem Haus untergebracht. Anderntags verließ der Prior mit seinen Mönchen das Kloster und begab sich mit ihnen zu Caterina, um von ihr ein Wort der Erbauung zu hören. Raimund berichtet: „Auf inständiges Bitten des Priors und seiner Mönche begann sie schließlich, wie es ihr der Heilige Geist eingab. Sie sprach von den vielfältigen Versuchungen und Täuschungen, mit denen der Feind für gewöhnlich gegen die Einsiedler zu Felde zieht, und ... wie die Schwierigkeiten und die Einsamkeit des Kartäuserlebens gemeistert werden können. Nachdem sie ihre Predigt beendet hatte, wandte sich der Prior voller Verwunderung an mich und sagte: Liebster Bruder Raimund, Ihr sollt wissen, dass ich der Einzige bin, der all diesen Brüdern hier die Beichte abnimmt. So schreibt es unser Orden vor. Deswegen weiß ich von jedem, was ihm fehlt und was er nötig hat. Und nun sage ich dir das eine: hätte diese heilige Jungfrau jene Beichten gehört, die ich gehört habe, sie hätte nicht besser und vollständiger auf jeden einzelnen eingehen können. Daraus erkenne ich klar, dass sie erfüllt ist vom Geist der Weissagung und der Heilige Geist aus ihr spricht.“40 Zum Abschied erbat sich Bartolomeo Serafini als Andenken an den Besuch ihren Mantel, den er fortan als kostbare Reliquie bewahrte und ihn dann später auch mitnahm in die Kartause nach Pavia.41

Übrigens erlitten jene Mönche, die die Besucher wieder auf das Festland zurückbrachten, bei ihrer Rückfahrt zur Insel Schiffbruch – wurden aber, wie es ihnen Caterina vorausgesagt hatte, gerettet. Eine ähnlich wunderbare Hilfe schrieben sie ihr auch zu, als ein junger Mönch die Selbstkontrolle verlor und durch das rasche Überwerfen des Mantels der hl. Caterina wieder zur Vernunft gebracht werden konnte, während der Prior dabei die Worte sprach: „Ich vertraue dich dem Schutz unserer (sic!) Caterina an.“ Serafini selbst berichtet von diesem Vorfall in seiner schriftlichen Zeugenaussage für den Prozess von Castello.42

Nach dem Besuch auf Gorgona ergaben sich in der Folge auch schriftliche Kontakte. Erhalten sind uns zwei sehr schöne und tief spirituelle Briefe an den jungen Francesco Tebaldi, einem Adeligen aus Florenz, dem Caterina besonders zugetan war: „Ihr seid mir so lieb wie meine eigene Seele.“43 Im zweiten Brief, den man vielleicht als den treffendsten Kartäuserbrief bezeichnen könnte,44 spricht sie vom mündlichen Gebet, das zum inneren hinführen muss, vom liturgischen Gebet, vom unbedingten Vermeiden des Müßiggangs und vom Verweilen in der Zelle.

Caterina kannte die Gefahren der Einsamkeit und wusste aus eigener Erfahrung, welche Kämpfe das kosten kann. Es wäre eine Täuschung des Feindes, wollte man sich deshalb der Zelle entziehen: „Bleibt lieber innerhalb der Zelle im Kampf als außerhalb ihrer im Frieden!“ Für die notwendigen Zeiten außerhalb der gemauerten Zelle verweist Caterina auf die unbedingte Präsenz in der sogenannten inneren Zelle des eigenen Herzens (eine Idee, die, vielleicht von den Zellen der Kartäuser inspiriert, als bildhafter Ausdruck ihre gesamte Briefkorrespondenz durchzieht und eine Grundintention ihrer geistlichen Lehre zum Ausdruck bringt45): „Ich möchte, dass ihr immer in der Selbsterkenntnis bleibt und in Euch das Feuer und die Güte der Liebe Gottes kennenlernt. Das ist die Zelle, die Ihr stets bei Euch tragen sollt bei allem, was Ihr zu tun habt, sei es auf der Insel oder wo Ihr sonst seid. Verlasst sie nie, weder beim Chorgebet noch im Refektorium, in der Versammlung oder bei der Arbeit! Was immer ihr zu tun habt: schließt Euch fest in sie ein.“46 Ihm übersandte sie dann auch – als besonderes Zeichen ihrer Wertschätzung – eine erste Abschrift ihres Dialogs.47

Gorgona scheint Caterina ein besonderes Anliegen gewesen zu sein. Sie war nicht nur dem Prior freundschaftlich verbunden, sondern sie ermutigte auch Männer aus ihrer Bekanntschaft dort einzutreten: „Antwortet Gott!“, schrieb sie an einen jungen Adeligen Witwer aus Florenz, „antwortet ihm, der Euch durch heilige und gute Eingebungen ruft! Er hat Euch den Ort bereitet: heilig und still und abgetrennt von allem Weltlichen, mit einem Vater, dem Prior von Gorgona, der wirklich ein Engel ist und ein Spiegel der Tugenden.“48 Und dann weiter: „Und solltet ihr euch entscheiden, ein Mitglied dieses heiligen und frommen Ortes zu werden ..., dann gebt etwas von Eurem Hab und Gut auch für Gorgona. Denn der Ort muss hergerichtet werden, wenn er den Regeln des Kartäuserordens entsprechen soll.“ Leider konnten sich die Kartäuser auf der Insel Gorgona auch nicht lange halten. Fünfzig Jahre später zwangen sie die häufigen Piratenüberfälle wieder aufs Festland zurück.49

Mit der Wahl Clemens VII. am 20. September 1378 in Fondi war das Schisma Wirklichkeit geworden. Papst Urban VI. berief daraufhin nicht nur Caterina zu sich nach Rom, sondern auf ihr Anraten hin auch einen Kreis heiligmäßiger Diener Gottes, die ihn mit ihrem Rat und vor allem mit ihren Gebeten unterstützen sollten.50 Die päpstliche Bulle mit den Namen der einzelnen Geladenen ging an den Prior von Gorgona, der selbst auf der Liste stand und die Einberufung organisieren sollte. Caterinas Begleitbrief an ihn ist äußerst kurz, ein Alarmruf und im Ton fast befehlend: „Jetzt wird sich zeigen, wer ein Liebhaber der Wahrheit ist und wer nicht. Lasst alles andere liegen und stehen ..., ruft die Genannten zusammen und heißt sie schnell hierher zu kommen.“51

Serafini hat gehorcht und kam nach Rom, auch der Prior von Calci; was einmal mehr die Verlässlichkeit der Kartäuser bestätigte. Von den übrigen Geladenen kamen nicht alle. Caterinas Antwort auf die Verweigerer und Skeptiker – es waren ihre Freunde aus Lecceto gewesen – war dementsprechend temperamentvoll.52

Wenn sie in der Glut ihrer Sendung für die Kirche auch Kartäuser und Einsiedler zu einer derartigen Tätigkeit trieb, so entsprach das gewiss nicht dem Geist und den Normen der Kontemplation – und das Statut der Kartäuser hat dies dann später auch eindeutig untersagt –, aber für Caterina ging es in dieser äußersten Notlage um die Gesamtkirche und zudem um einen Aufruf des Stellvertreters Christi. Und dafür erwartete sie die Bereitschaft zu jedem Opfer.53

Zu den beiden Prioren von Gorgona und Calci wurde auf Caterinas Veranlassung hin noch ein dritter Kartäuser in diesen „Rat der Mystiker“ nach Rom berufen. Und zwar ein gewisser Don Pietro von Mailand, über den wir praktisch nichts wissen, auch nicht, zu welcher Kartause er gehörte. Aber Caterina hat ihm zwei Briefe geschrieben, aus denen deutlich wird, dass es sich um einen Ordensmann handelt, den sie gut kannte und der bereit war, sein eigenes Leben einzusetzen für die Erneuerung der Kirche. Beide Briefe sind ein einziger Hymnus auf das Kostbare Blut Christi.54

Einen ähnlichen Lobpreis des Blutes Christi hatte sie noch vor Ausbruch des Schismas in die Grande Chartreuse an den dortigen Generalprior Dom Guillaume Rainaud übersandt.55 Der Brief wurde offenbar verfasst im Hinblick auf das bevorstehende Generalkapitel, da ihn Caterina ermutigt, sich dafür gut vorzubereiten und bei der Auswahl der Prioren nicht nur auf deren persönliche Güte und Tugend zu achten, sondern auch, ob sie die entsprechende Fähigkeit zur Leitung besitzen: „Denn es gibt viele, die an sich gut sind, aber ungeeignet, um andere zu leiten. Das ist der Grund, warum religiöse Gemeinschaften zu Schaden kommen. Im anderen Fall dagegen werden sie wieder erneuert.“ Ein weiser Rat und eine immer gültige Regel, damals wie heute. Auch unser gegenwärtiges Problem in der Kirche ist nicht die Zahl der Mitglieder, sondern die Eignung der Vorgesetzten.

Nach Ausbruch des Schismas schrieb sie an Dom Guillaume noch einen zweiten Brief, der aber mit der Spaltung des Ordens untergegangen war. Stefano Maconi hat später bezeugt, dass er selbst der Schreiber dieses zweiten Briefes gewesen ist.56

 

Stefano Maconi

Stefano Maconi wurde, Caterinas Wunsch entsprechend, nach ihrem Tod Kartäuser und trat am 19. März 1381 in der Sieneser Kartause Pontignano ein. Dreißig Jahre später beschreibt er als Prior der Kartause von Pavia in seiner schriftlichen Zeugenaussage für den vorbereitenden Kanonisationsprozess rückblickend, wie er Caterina 1376 in Siena kennen lernte, von ihr beeindruckt war, wie sie ihn mitnahm nach Avignon, wie er ihr als Schreiber diente und wie er schließlich in Rom beim Sterben an ihrer Seite war.57 Zwölf Briefe sind uns erhalten, die Caterina an Stefano geschrieben hat58 und aus denen ersichtlich wird, dass sein Hauptproblem die zu starke Bindung an seine Familie war, die er mutig durchtrennen müsse: „Denn wer nicht schneidet, bleibt immer gebunden, und wer nicht flieht, bleibt gefangen ... Was für eine Schmach, dass Gott an der Tür deiner Seele steht und du ihm nicht öffnest.“59 Und dann im letzten Brief an ihn: „Jetzt ist die Zeit, in der Gott von uns die volle Hingabe verlangt.“60

Stefano hat es sich zu Herzen genommen. Raimund von Capua sah darin ein einzigartiges Wirken Gottes: „Ich kann mich nicht entsinnen, jemals einen Novizen in diesem Orden gesehen oder von ihm gehört zu haben, der so rasche Fortschritte in seiner Lebensgestaltung gemacht hätte.“61 Stefano selbst bekennt: „Wenn in mir etwas Gutes sein sollte, so schreibe ich es nach Gott ganz ihr zu.“62 Nicht anders haben Stefanos Mitbrüder seine zahlreichen Amtsperioden als Prior und schließlich als Generalprior gesehen, wie uns Stefanos Jugendfreund Tommaso Caffarini, nun Dominikanerprior in Venedig, darüber berichtet: „Die Mönche, seine Mitbrüder, glaubten, dass es durch das Einwirken der Jungfrau (Caterina) so gekommen sei.“63

 

Zusammenfassung

Man hat die Frage gestellt ob und inwieweit eine Einflussnahme Caterinas auf die Spiritualität des Kartäuserordens auszumachen sei. Darauf wäre zu sagen, dass es bei den Kartäusern eine eigene, spezifische Spiritualität im Grunde nicht gibt: Die strenge Disziplin, die Einsamkeit, das Schweigen, die Abgeschiedenheit von der Welt – das sind die einzuhaltenden Vorgaben; für den inneren Aufstieg der Seele zu Gott aber bleibt jedem einzelnen eine große Freiheit des Geistes. Eine Beeinflussung auf spirituellem Gebiet nachzuweisen wäre also schwierig und kaum wirklich durchführbar. Dagegen hat sie durch persönliche Beziehungen und durch das Beispiel ihrer Heiligkeit sehr wohl für einen bestimmten Abschnitt der Kirchengeschichte auf den Orden prägend eingewirkt. Stefano Maconi war an ihrer Seite herangereift und hätte auch Olivetaner werden können.64 Indem ihn Caterina aber an ihrem Sterbebett für die Kartäuser bestimmte, hatte sie dem Orden einen Dienst erwiesen, der weit über das hinausging, was sie bisher den einzelnen Mönchen vermitteln konnte. Als Vertrauter einer Heiligen, als Prior in den verschiedensten Häusern65 und vor allem durch seine über zehnjährige Gesamtleitung des Ordens (Maconi gilt als der beste Generalprior des urbanistischen Flügels während der Zeit des Schismas) hat er die Klöster nicht nur im Geist seiner verehrten Mutter zu erneuern versucht66 (auch in der Kartause Aggsbach hat Maconi ordnend eingegriffen67), sondern schließlich auch durch seinen demütigen Akt des Verzichts auf sein Amt der Wiedervereinigung die Wege geebnet.68

Das ist der Grund, weshalb sich der Orden eine dankbare Erinnerung bis heute bewahrt hat. Im Zuge der nachkonziliaren Anpassung der Statuten auf dem Generalkapitel von 1971 wurde das sehr nüchtern gehaltene Offizium der Kartäuser am Fest der heiligen Caterina um zusätzliche Lesungen bereichert (statt wie bisher 3 Lesungen der Nocturn werden nun 12 Lesungen aus den Schriften der heiligen Caterina genommen – wie mir P. Gabriel aus der Kartause Marienau bestätigt hat).

Es war aber nicht nur Caterina, die für den Kartäuserorden etwas getan hat, sondern es geschah auch umgekehrt. Dass der Kult ihrer Verehrung sich so rasch verbreitet hat, verdankt Caterina gewiss zuerst ihrem unermüdlichen Verehrer und Schüler, dem Dominikaner Tommaso Caffarini aus Siena, der sich von Venedig aus – mit Hilfe seines Ordens – fast 40 Jahre lang dieser Aufgabe verschrieben hat.69 Doch wäre sein Bemühen nur halb so erfolgreich gewesen, hätte er nicht – gleichsam als zweiten Arm bei diesem Werk – seinen Jugendfreund und Gefährten Stefano Maconi mit seinen Kartäusern zur Seite gehabt. Als Caterinas einstiger Sekretär70 hatte Stefano nicht nur ihre Briefe und Schriften gesammelt, sondern sie auch durch Übersetzungen und Abschriften verbreitet.71 Durch die Weitergabe von Reliquien, durch bildliche Darstellungen, durch Gespräche und Erzählungen war er nach Kräften bemüht, den Ruf ihres heiligmäßigen Lebens und ihrer Lehre bekannt zu machen, und zwar, wie Caffarini in seinem Supplementum vermerkt: „in den verschiedenen Teilen der Christenheit, besonders aber in den Klöstern seines Ordens.“72 Auf diese Weise haben die Kartäuser wesentlich mitgeholfen, dass Caterina sehr rasch über die Grenzen Italiens hinaus bekannt wurde.73 Heute ist sie Lehrerin der Kirche und als Patronin Europas ein Licht am Himmel des verblassenden christlichen Abendlandes.

Dieser Glanz kommt aber nicht zuerst von ihrem sichtbaren Tun, sondern aus der Tiefe der Seele. Denn was an Caterinas Sendung bewundert wird, ihr äußerster Einsatz für die Nöte der Menschen, der Stadt, des Vaterlandes und der Kirche (und ihr oft größte Überwindung kostete), hat ihre Quelle im verborgenen Leben, im Schweigen und im Hören auf das Wort, das sie auch im Getriebe der Welt, in die sie gesandt war, niemals vergaß. Und hier ist auch der wahre und eigentliche Berührungspunkt zwischen ihr und den Kartäusern: in ihren Gebetsnächten, im göttlichen Offizium, das sie an der Seite des Herrn beten durfte und in der unsichtbaren Zelle, die sie immer in sich trug.

Werner Scchmid

 

Anmerkungen:

1  Ambrogio Borgognone: Die heilige Jungfrau Maria mit des Jesuskind, die heilige Caterina von Siena und der sel. Stefano Maconi, Öl auf Holz 45 x 39cm, ca. 1490, Pinacoteca di Brera, Mailand.

2  Der Stiftungsbrief wurde am 13. Januar 1380 ausgestellt.

3  Vgl. Raimund von Capua, Legenda Maior 363 (zit. wird nach: 33 Jahre für Christus – Das Leben der hl. Caterina von Siena, vollständige Übersetzung der Legenda Maior, hg. von Werner Schmid, Kleinhain 2006).

4  Stefano Maconi erinnert sich in seiner Depositio für den Prozess von Castello noch ganz genau an dieses „Berufungserlebnis“ (vgl. Il Processo Castellano, hg. von: M.-H. Laurent, Milano 1942, Fontes vitae S. Catherine Senensis historici IX, 261). Auch Raimund von Capua, der beim Tod Caterinas nicht dabei war, berichtet in seiner Legenda Maior (342) darüber, wobei einige Handschriften (das älteste Manuskript im Generalarchiv der Dominikaner in Rom aus dem Besitz des Caterina-Schülers Tommaso Caffarini und die davon abhängigen Kodizes) diesen strikten Befehl zum Eintritt nur als einen „Rat“ Caterinas wiedergeben.

5  So der Titel der ansonsten sehr lesenswerten Biographie von N.G.M. v. Doornik, Freiburg 1980.

6  „Ich will mich einmischen in die Welt“ lautet der Titel der gekürzten Neuausgabe der „politischen Briefe“ von Ferdinand Strobl, hg. von Manfred Baumotte, Zürich 1997.

7  Vgl. Raimund von Capua, Legenda Maior 114–115.

8  Ebd., 179–180.

9  Unter der Anführung von Florenz, das sich durch die Aktivitäten des Heiligen Stuhles bedroht fühlte und seine eigenen Vormachtspläne in Italien gefährdet sah, hatten sich eine Reihe mittelitalienischer Städte, der „Kirchenstaat“ (mit Ausnahme von Rom) und Mailand in einer Art nationaler Bewegung zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Dieser 1375 ausgebrochene Krieg der „Otto Santi“ (der „acht Heiligen“, wie der achtköpfige Kriegsrat von Florenz ironisch genannt wurde), dauerte über drei Jahre und wurde schließlich im Juli 1378 unter Gregors Nachfolger im Friedensvertrag von Sarzana zwischen Florenz und Urban VI. mit der Unterzeichnung in Tivoli beendet.

10  Vgl. die Ansprache von Papst Paul VI. am 4. Oktober 1970 in St. Peter in Rom anlässlich der Erhebung der hl. Caterina von Siena zur Würde einer Kirchenlehrerin, in: AAS LXII (1970) 329–335.

11  Der Dialog, oder das „Buch”, wie sie es gerne nannte, ist Caterinas Hauptwerk, die Zusammenfassung ihrer Einsichten und ihrer Lehre. Vgl. S. Caterina da Siena, Il Dialogo della Divina Provvidenza, G. Cavallini, Siena 1995.

12  Vgl. Dialog 125.

13  Vgl. James Hogg, Die Ausbreitung der Kartäuser, in: Analecta Cartusiana 89 (1987) 5–26.

14  1313–1785, gegr. von Kardinal Riccardo Petroni.

15  1343–1785, gegr. von Bindo Petroni.

16  1345–1636, gegr. von Niccolò Cinughi.

17  Vgl. Raimund von Capua, Legenda Maior 321–322. Der Legenda Minor zufolge (II, 12) handelt es sich um Cristoforo von Florenz, der 1391 zum Ordensgeneral gewählt wurde und am 29. August 1398 in Seitz starb; vgl.  James Hogg, The Carthusian General Chapter and the Charterhouses of the Holy Roman Empire during the Great Schism 1380–1410, Analecta Cartusiana 140:4 (1999) 154.

18  Raimund berichtet: „Ich habe sie oft zwei Sekretären gleichzeitig zwei verschiedene Briefe diktieren sehen, die für verschiedene Empfänger bestimmt und deren Inhalte völlig verschieden voneinander waren, ohne dass deshalb einer der beiden nur einen Augenblick auf ihr Diktat hätte warten oder etwas hören müssen, was nicht seinen Brief betraf …, und es versicherten mir viele Leute, die Caterina schon länger als ich kannten …, dass sie manchmal drei, ja vier Sekretären zugleich auf die gleiche Weise ebenso geläufig und mit ebenso sicherem Gedächtnis diktiert habe“ (Legenda Maior 7).

19  Eine Bemerkung von Don Bartolomeo Serafini in seiner Depositio für den Prozess von Castello (aaO. S. 276) nährt die Vermutung, dass es tatsächlich noch mehr Briefe waren: „Ich weiß auch, dass sie an Personen unseres Kartäuserordens zahlreiche Briefe geschrieben hat, durch die sie diese vor mancherlei Versuchungen bewahrt und in der Tugend der Standhaftigkeit und Ausdauer bestärkt hat.“ (Die Briefe werden im Folgenden zitiert nach: Caterina von Siena, Sämtliche Briefe, An die Männer der Kirche II, hg. von Werner Schmid, Kleinhain 2005).

20  Vgl. Brief 141.

21  Vgl. Brief 187.

22  Vgl. Brief 169a. Dieser Brief hat zwei Fassungen: eine längere Version (169b), die an den Dominikaner Matteo di Tolomei gerichtet ist (Canigiani Manuskript) und die hier vorliegende kürzere Version (169a) an Don Niccoloso di Francia (Pagliaresi-Handschrift).

23  Vgl. Astorre Baglioni, Santa Caterina e l´Ordine della Certosa, Quaderni Cateriniani, 9, Rom 1975, 93–95.

24  Das im vatikanischen Archiv (Reg. Vat. 290, Bl. 5–9: de curis) aufbewahrte Interdikt wurde in Teilen von Oderich Raynald ediert in den Annales ecclesiastici 26 (1872) 263–265. Zit. bei: Jörg Jungmayr, Die Legenda Maior, Vita Catharinae Senensis, des Raimund von Capua, Edition nach der Nürnberger Handschrift Cent. IV, 75, 2 Bände, Übersetzung und Kommentar, Berlin 2004, 1177–1178.

25  „Domnus Nicolaus, Nuntius Apostolicus, Florentiae ignitis forcibus laniatur, et spirans sepelitur, sub Gregorio XI“ (vgl. Astorre Baglioni, aaO., 93–95).

26  Vgl. James Hogg, The Carthusian General Chapter and the Charterhouses of the Holy Roman Empire during the Great Schism 1380–1410, Analecta Cartusiana 140:4 (1999) 76.

27  Vgl. Brief 287a. Eine Kopie bzw. verlängerte Version dieses Briefes ist adressiert an den Olivetaner Niccolò, den Sohn des Nanni di Ser Vanni (Brief 287b).

28  Vgl. Brief 39.

29  Santa Croce in Urbe (1370–1561). Danach wurde die Kommunität in die im Jahre 1561 nahe der Stadt Rom errichtete Kartause S. Maria degli Angeli verlegt (1561–1884).

30  Der Lough Derg (Roter See), der größte See in der irischen Grafschaft Donegal, hat 19 Inseln, eine davon ist „Station Island“. Auf ihr befindet sich „St. Patricks Fegefeuer“, ein im christlichen Europa einmaliger Wallfahrtsort, der zurückgeht auf ein Erlebnis des heiligen Patrick im Zusammenhang mit seiner Missionstätigkeit bei den Iren. Bei einer von ihm bezeichneten Höhle habe er von Gott die Zusicherung erhalten, dass dies der Eingang zum Fegefeuer sei und dass alle jene, die hineingingen, für ihre Sünden keine andere Buße und kein anderes Fegefeuer mehr nötig hätten. Als Folge dieser Überlieferung hatte sich die Verehrung des irischen Nationalheiligen seit dem 12. Jahrhundert als allgemeineuropäische Wallfahrt auf den Besuch dieser Insel konzentriert und Pilger aus allen Bevölkerungsschichten angezogen. Seine herausragende Bedeutung erlangte der Lough Derg vor allem auch durch den sehr frühen Bericht über die Pilgerfahrt des Ritters Owein zum „St. Patricks Fegefeuer“, der durch zahlreiche Handschriften und Übersetzungen eine weite Verbreitung fand.

31  Vgl. Brief 201.

32  Vgl. A. Baglioni, aaO., 107.

33  Vgl. Brief 4.

34  Vgl. Brief 335.

35  Mit dem Bau der Kartause von Calci wurde 1367 begonnen.

36  Vgl. Girolamo Gigli, L‘ opere di S. Caterina da Siena, Siena-Lucca 1707–1721, Bd. 2, 409.

37  Am 19. Februar 1373 wurde das Kloster von Papst Gregor XI. aufgehoben und den Kartäusern übergeben.

38  Vgl. Raimund von Capua, Legenda Maior 297.

39  Ebd., 297.

40  Ebd., 297.

41  Von 1397–1398 und von 1401–1409 war Bartolomeo Serafini Prior der neugegründeten Kartause von Pavia, wo er am 1. Mai 1413 starb. Caffarini erwähnt in seiner Depositio für den Prozess von Castello (S. 64), dass der Mantel als wundersame Reliquie in der Kartause von Pavia aufbewahrt werde.

42  Vgl. Il Processo Castellano, aaO., 275. Damit wird auch deutlich, welchen Stellenwert Caterina bereits damals bei den Kartäusern besaß, zumindest dort, wo sie persönlich bekannt war. Was Caterinas Mantel betrifft, so berichtet Stefano Maconi in einem Brief vom 5. September 1417 an Caffarini, er habe einem angesehenen Soldaten aus Pavia, der um eine Reliquie für seinen kranken Neffen bat, einen Teil von Caterinas Mantel geschickt, worauf der kranke Knabe nach Auflegen des Mantels gesund geworden sei. Das Ereignis wird auch in einem Schreiben des Dominikaners Fra Cristoforo bezeugt. Beide Briefe sind wiedergegeben in Caffarinis Supplementum III, 4, 3 (vgl. Tommaso Caffarini, Biographische Ergänzungen zu Caterina von Siena, Libellus de Supplemento Legende Prolixe Virginis Beate Catherine de Senis, vollständige Übersetzung der lateinischen Erstausgabe Cavallini/Foralosso, hg. von Werner Schmid, Kleinhain 2005). Heute befindet sich der Mantel der hl. Caterina (nach Auskunft von P. Angelo Maria Caccin OP, z.Z. in SS. Giovanni e Paolo, Venedig, der ihn persönlich dorthin überbrachte) in der Kapelle „Bolla“ in Santa Maria delle Grazie in Mailand.

43  Vgl. Brief 150.

44  Vgl. Brief 154.

45  Caterinas Grundbotschaft lautet: Der Mensch ist von Gott aus Liebe, und er ist für die Liebe in Gott. Weil er aber, durch die Sünde verkehrt, nun die Liebe außerhalb Gottes in sich selbst sucht, ist zur Überwindung dieser Eigenliebe von ihm (mit Hilfe des Gnadenlichtes) eine zweifache Erkenntnis erforderlich: die Erkenntnis seiner Geschöpflichkeit, seiner Abhängigkeit von Gott und damit seiner eigenen Nichtigkeit und Sündhaftigkeit, und darauf folgend als zweites die Erkenntnis der unermesslichen Güte und Liebe Gottes, wie sie uns mit dem unverdienten Geschenk des Daseins, der Erschaffung, der vielfältigen Wohltaten und zuletzt in der Sendung des Sohnes und seines Erlösungsopfers geschenkt wurde. Um diese beiden Pole kreist ihr ganzes Denken. Damit das Bewusstsein dieser beiden Grundeinsichten stets lebendig in uns erhalten bleibt, fordert sie – in ihrer bildlichen Sprechweise ausgedrückt – stets in der Zelle der Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis zu verweilen und uns, auch im Getriebe der Welt, niemals daraus zu entfernen.

46  Vgl. Brief 154.

47  Die Bemerkung im Brief 154: „Wie Ihr wisst, ist das im Traktat der Tränen enthalten“ scheint darauf hinzudeuten, dass der Adressat offenbar bereits im Besitz einer Kopie des Dialogs oder wenigstens eines Teiles davon war. Der Traktat der Tränen (Dialog 88–96) wurde von Caterina 1377–1378 verfasst.

48  Vgl. Brief 130 an Ipolito degli Ubertini.

49  Selbst mehrere Jahre nach der Neuerrichtung als Kartäuser-Kloster war Gorgona schwer verschuldet und noch immer Zielscheibe von Piratenüberfällen gewesen. Angesichts der letzten Angriffe unterstützte im Jahr 1378 Papst Urban VI. (möglicherweise auf Caterinas Anregung hin) das Kloster mit einer großzügigen Stiftung. Nach zahlreichen weiteren Überfällen in den Jahren 1382, 1384, 1420, 1423 zogen sich die Kartäuser schließlich 1425 wieder nach Pisa zurück.

50  Von der Überzeugung geleitet, dass es die Heiligen sind, die die Kirche erneuern und stützen könnten, drängte Caterina den Papst, er möge sich mit frommen und gottesfürchtigen Beratern umgeben. Urban billigte den Plan und erließ am 13. Dezember 1378 eine diesbezügliche Bulle, vgl. Documenti (Fontes vitae S. Catharinae Senensis historici 1), hg. von M.-H. Laurent, Siena 1936, 53–55.

51  Vgl. Brief 323. An Don Bartolomeo Serafini ist uns nur ein Brief erhalten, dagegen besitzen wir, als seltene Ausnahme, einen Brief Serafinis (mit Datum vom 27. April 1378) an Caterina, vgl. Francesco Grottanelli (Hg.), Leggenda minore di S. Caterina da Siena e Lettere di suoi discepoli, Bologna 1868, 253–261.

52  Vgl. Brief 328 an Fra Antonio da Nizza aus Lecceto.

53  Eine Berufung auf den Ordensgehorsam lässt Caterina in diesem Fall nicht gelten: „Denn der Gehorsam gegen Gott entbindet uns niemals vom Gehorsam gegen den Papst. Im Gegenteil, je vollkommener der eine (Gehorsam) ist, umso vollkommener ist auch der andere. Wir müssen uns immer den Anordnungen des Papstes unterwerfen und ihnen gehorsam sein bis zum Tod. Selbst dann, wenn sie uns unverständlich erscheinen und uns den geistigen Frieden und Trost entziehen würden.“ Bartolomeo Serafini wurde später noch einmal zu einem außerordentlichen Dienst herangezogen: Am 2. April 1392 schickte ihn – obwohl er noch Prior von Gorgona war – Papst Bonifaz IX. in einem riskanten Sendungsauftrag zusammen mit Pietro da Monteviti, dem späteren Prior der Kartause von Asti, zu König Karl VI. nach Frankreich.

54  Es wird vermutet, dass es sich bei Don Pietro da Milano um Don Pietro da Monteviti handelt, dem kommenden Prior der Kartause von Asti. Dieser jedenfalls hatte mit Don Bartolomeo Serafini die Bauaufsicht der Kartause von Pavia übernommen (vgl. Il Processo Castellano, aaO., Einleitung, XX–XXI). Für Leoncini ist es klar: „Die Kartäuser Prioren, die beauftragt waren, die Kartause Pavia im Namen des Ordens anzunehmen und ihre ersten Schritte zu leiten, waren Don Bartolomeo Serafini und Don Pietro da Milano. Bei der Gründungszeremonie war Don Stefano Maconi selbst anwesend“ (vgl. Giovanni Leoncini, Un Certosini del tardo medievo: Don Stefano Maconi, in: Analecta Cartusiana 63:2 [1991] 54–107, Anm. 63, wo auch auf die diesbezüglichen Quellen verwiesen wird). Die beiden Briefe an Don Pietro da Milano stammen vom Dezember 1378 (Brief 331) und von Anfang des Jahres 1379 (Brief 315).

55  Vgl. Brief 55.

56  1402 schrieb Maconi von Seitz aus einen Brief an die Mönche der Grande Chartreuse und drängte auf eine baldige Überwindung der Trennung, wobei er auf diesen Brief anspielte: „Ihr wisst darüber aus dem Brief, den die Jungfrau Eurem Vater General Guillaume schrieb, sie hat ihn mir damals selbst diktiert.“ (Vgl. Edmund Gardner, Saint Catherine of Siena: A Study in the Religion, Literature and History of the Fourteenth Century in Italy. London / New York 1907, S. 284).

57  Vgl. Il Processo Castellano, aaO., 257–273.

58  Es sind dies die Briefe 195, 205, 222, 298, 319, 320, 324, 329, 332, 365, 368, 369.

59  Vgl. Brief 205.

60  Vgl. Brief 369.

61  Vgl. Raimund von Capua, Legenda Maior 342.

62  Vgl. Il Processo Castellano, 261.

63  Vgl. Caffarini, Supplementum, III, 6, 15.

64  Vgl. den letzten Brief Caterinas an Stefano Maconi, aus dem zu entnehmen ist, dass Stefano mit seinem Stand nicht glücklich ist und offenbar an Monteoliveto gedacht hat (Brief 369).

65  Raimund von Capua bemerkt in seiner Legenda 342: „Kurz nach seiner Profeß wurde er Prior und führte sein Amt so, dass er danach in ununterbrochener Folge zum Prior gewählt wurde.“ Stefano Maconi war von (circa) Ende1382–1389 Prior in Pontignano, anschließend Prior in Garegnano bei Mailand und zugleich mit der Gründung von Pavia (1396) betraut, von 1398–1410 Generalprior der römischen Obödienz mit der Residenz in Seitz. Nach 1410 wird er Prior in Pontignano und zugleich Vikar des neuen Generalpriors Johannes Griffenberg mit allen Vollmachten für die italienischen Häuser (1411–1413). 1411 wird Stefano Prior in Pavia und behält dieses Amt bis 1421. Am 7. August 1424 stirbt er dort in seiner Zelle.

66  Raimund erwähnt, dass Stefano „einen großen Teil seines Ordens visitiert und unterweist und ihn auf diese Weise vorbildlich steuert und leitet“ (Legenda Maior 261).

67  In einem Mahnschreiben an den Prior von Aggsbach werden vom Generalprior Stefano Maconi Strafmaßnahmen verfügt, weil ein gewisser Konrad mit einem Skandal gedroht und der Prokurator des Klosters mehrfach innerhalb des Klosters mit Weltleuten in der Mensa gespeist hat. In einem weiteren Mahnschreiben wird verfügt, dass ein gewisser Herr Petrus, ein Professmönch, „der es gewagt hat, mit kühnem Mundwerk gegen seinen Orden zu lästern und in erbärmlicher Ausweitung seiner Torheit zudem noch gegen den Prior und die Verantwortlichen Verleumdungen geschrieben hat“, unverzüglich in den Kerker zu werfen sei.“ (Vgl. James Hogg, The Carthusian General Chapter …, aaO., 171 und 189).

68  Indem Stefano Maconi 1410 in die Grande Chartreuse reiste und dort seine Bereitschaft bekundete, um der Einheit des Gesamtordens willen, sein Amt niederzulegen, verzichtete auch der Generalprior des avignonensischen Flügels, Bonifaz Ferrer, auf seinen Titel. Damit war der Weg für die Wiedervereinigung frei. Als neuer gemeinsamer Generalprior wurde Johannes Griffenberg gewählt.

69  Vgl. Supplementum III, 6, 15, hier bringt Tommaso Caffarini eine gute Eigendarstellung seiner Tätigkeit in Venedig. Vgl. auch die Einleitung von Imelda Foralosso in der ital. Erstausgabe.

70  „Er war einer von den Hauptschreibern der Jungfrau. Er schrieb vieles, solange sie auf dieser Welt weilte … Durch sein Schreiben war er auch beteiligt an ihrem Buch und an den Briefen. Er war auch der erste, dem die Jungfrau eigenhändig schrieb.“ Vgl. Supplementum III, 6, 14 .

71  Caffarini berichtet in seinem Supplementum über Maconis Aktivitäten: Was die Briefe Caterinas betrifft, so „fasste er die wichtigsten Briefe der Jungfrau in einem Band zusammen und transkribierte sie mit eigener Hand.“ Raimunds Legenda aber ließ er „überall in seinem Orden verbreiten und sorgte für ihre Vervielfältigung.“ Und über Caterinas Dialog schreibt Caffarini:  „Einen frommen und gebildeten Mönch beauftragte er, das Buch der Jungfrau aus der Volkssprache ins Lateinische zu übersetzen, und er verbreitete nach Kräften den Ruf des heiligmäßigen Lebens der Jungfrau und ihrer Lehre.“ (Vgl. Supplementum III, 6, 14).

72  Vgl. Supplementum III, 6, 14.

73  Nur ein Beispiel dazu etwa aus der Kartause Mauerbach: Der dortige Don Stephan berichtet in einem Brief vom 5. August 1401 an Maconi nach Seitz, dass er durch die Anrufung des Namens der Jungfrau Caterina von Siena von einem schweren Leiden plötzlich geheilt wurde; auch habe er wie sein Prior Hugo die Legende, die Lebensbeschreibung des Raimund von Capua über Caterina gelesen. Nun bitte er den Generalprior, er möge dahin wirken, dass auch noch die nicht veröffentlichten Begebenheiten über Caterina aufgezeichnet, gesammelt und veröffentlicht werden (vgl. Supplementum, aaO., Prolog).