Mensch

So wie der Funke sein Entstehen nur dem Feuer verdankt, so verdanken auch wir unser Dasein allein dem ersten Ursprung, nämlich Gott.
(Brief 70, an Bartolomeo Dominici)

Wir waren eingeschlossen, im Garten Deines Herzens, o ewiger Vater: Du hast uns aus Deinem heiligen Inneren wie eine Blume hervorgezogen mit den drei Kräften unserer Seele.
(Gebet 20)

Niemals haben wir Gott gebeten, uns zu erschaffen. Er tat es, bewogen vom Feuer seiner göttlichen Liebe, aus Liebe zu seinen Geschöpfen, indem er in sich hineinblickte und uns sah und vor Liebe erglühte über unsere Schönheit, über das Werk seiner eigenen Hände.
(Brief 223, an Kardinal Iacopo Orsini)

In Deiner Natur, ewige Gottheit, werde ich meine Natur erkennen. Und was ist meine Natur, unschätzbare Liebe? Sie ist Feuer, weil Du nichts anderes bist als ein Feuer der Liebe und Du dem Menschen Anteil gegeben hast an dieser Natur, denn durch das Feuer der Liebe hast Du uns erschaffen.
(Gebet 12)

Mit unsagbarer Liebe hast Du mich aus Dir hervorgezogen und ziehst uns alle an Dich.
(Gebet 1+2)

Alle geschaffenen Dinge wurden gemacht, um uns zu dienen; wir aber wurden geschaffen, um unserem Schöpfer zu dienen.
(Brief 112, an die Gräfin Benedetta Salimbeni)

Obwohl Du alle Untaten vorausgesehen hast, die Deine Geschöpfe gegen Deine unendliche Güte begehen würden, hast Du getan, als sähest Du sie nicht, und hast Dein Auge nur ruhen lassen auf der Schönheit Deines Geschöpfes, in das Du Dich verliebt hast, ganz trunken und verrückt vor Liebe. Und aus Liebe hast Du uns aus Dir hervorgezogen und uns das Sein geschenkt nach Deinem Bild und Gleichnis. … [Du hast] Deinen Blick nur auf die Schönheit Deines Geschöpfes gerichtet. Denn hättest Du ihn auf die Sünde fixiert, so hättest Du die Liebe außer Acht gelassen, die Dich bewog, den Menschen zu erschaffen. Von vornherein war Dir dies nicht verborgen, aber Du hieltest an Deiner Liebe fest, weil Du – ewiges Feuer der Liebe – ganz vernarrt bist in Dein Geschöpf.
(Gebet 13)

Wir sind für Gott geschaffen, damit wir uns an ihm, dem höchsten und ewigen Gut erfreuen. Nur Gott kann uns sättigen. In ihm sind wir im Frieden, und in ihm finden wir Ruhe, weil wir nichts mehr ersehnen oder wünschen können, das wir nicht in Gott finden.
(Brief 360, an Peronella, Tochter des Masello Pepe)

O Du wie verrückt Liebender! Brauchst Du denn Dein Geschöpf? Mir scheint: ja, denn Du verhältst Dich so, als könntest Du ohne es nicht leben, obwohl Du das Leben selbst bist und alles von Dir sein Leben hat und ohne Dich nichts leben kann. Warum aber bist Du dann so vernarrt? Weil Du Dich in Dein Geschöpf verliebt hast! Du hast in Dir selbst Freude und Gefallen an ihm gefunden und bist wie berauscht vom Verlangen nach seinem Heil. Es entflieht Dir, und Du machst Dich auf die Suche, es entfernt sich, Du aber näherst Dich ihm: Und näher hättest Du ihm nicht kommen können, als Dich mit seiner Menschheit zu bekleiden.
(Dialog 153)

Ihr sollt lieben, lieben! Denkt daran: Ihr wurdet zuerst geliebt, bevor Ihr zu lieben begonnen habt. Denn als Gott in sich blickte, verliebte er sich in die Schönheit seines Geschöpfes und erschuf uns. Er wurde dazu bewogen durch das Feuer seiner unaussprechlichen Liebe, die nur ein Ziel hatte: dass wir ewig leben und uns an dem unendlichen Gut erfreuen, das Gott in sich selbst genießt.
(Brief 28, an Bernabò Visconti )