Brief 122 – An Salvi di Pietro, Goldschmied

Hintergrund: Fresken in Rocca d'Orcia, Bildkomposition (Foto Mayr)

 

Ähnlich wie Andrea Vanni war auch Salvi di Pietro neben seiner künstlerischen Tätigkeit politisch engagiert und besaß als ehemaliger capitano del popolo noch immer ein gewichtiges Wort im Stadtrat von Siena. Zudem war er unter dem Einfluss Caterinas und wie viele ihrer Schüler auch Mitglied einer Laienvereinigung, der Bruderschaft der Jungfrau Maria im La Scala Hospital in Siena. Der Brief greift das „Gerede“ auf, das in Siena aufgrund von Caterinas Aufenthalt im Gebiet der Salimbeni entstanden war.

Nach seinem politischen Machtverlust in Siena hatte sich der einflussreiche Salimbeni-Clan auf seine Besitzungen im Orcia-Tal zurückgezogen und war von hier aus eine ständige Bedrohung für die Republik. Durch Caterinas Aufenthalt bei dieser Familie entstand der Verdacht, sie würde zusammen mit ihnen gegen ihre Heimatstadt irgendwelche Komplotte schmieden.

Caterina schreibt den folgenden Brief aus dem Orcia-Tal. Sie hatte erfahren, dass man in Siena ihren Aufenthalt auf den Burgen der Salimbeni mit Argwohn beobachtet und in der Stadt bereits allerlei Gerüchte kursieren, daher versucht sie nun die Dinge klarzustellen: Sie sei hier, weil Gott es befohlen habe. Deshalb werde sie auch bleiben, „ob es dem Teufel gefällt oder nicht.“ Die Bürger von Siena würden sich schändlich betragen, wenn sie glaubten, sie, Caterina und ihre Begleiter, würden in den Gebieten der Salimbeni Komplotte schmieden. „Wir konspirieren nur, um den Teufel zu besiegen und ihn der Herrschaft zu berauben, die er durch die Todsünde über den Menschen erlangt hat … Das sind die Komplotte, die wir schmieden.“

 

Ja, wir schmieden ein Komplott

August / September 1377

Im Namen des gekreuzigten Jesus Christus und der lieben Jungfrau Maria.

Liebster Sohn in Christus, dem lieben Jesus! Ich, Caterina, Dienerin und Magd der Diener Jesu Christi, schreibe Euch in seinem kostbaren Blut. Ich möchte, dass Ihr ein wirklich treuer Diener des gekreuzigten Christus seid, der sich weder durch Glück noch durch Unglück von diesem Weg abbringen lässt. Habt Mut zu einem lebendigen Glauben, denn Ihr wisst, dass ein Glaube ohne Werke tot ist (vgl. Jak 2,17). Und der Glaube wird in die Tat umgesetzt, wenn wir durch den Impuls der Liebe die Tugenden in uns empfangen, und ihre Früchte hervorbringen in wahrer Geduld. Wir tun das mit Hilfe unserer Nächsten, indem wir die Last der Fehler des einzelnen miteinander ertragen und teilen.[1]

Es wäre zu wenig für uns und unsere Rettung, wenn wir den Glauben und die göttliche Gnade in der heiligen Taufe nur der Form nach empfangen hätten. Das genügt zwar für das kleine Kind, wenn es sehr früh stirbt und das ewige Leben einfach durch die Mittlerschaft des Blutes des Lammes erlangt.[2] Sobald wir aber erwachsen sind, genügt es nicht mehr bloß getauft zu sein. Vielmehr müssen wir das Licht des Glaubens auch zur Anwendung bringen, und zwar in der Liebe. Vergleicht es mit unserem leiblichen Sehvermögen: Obwohl wir Augen besitzen und die Augen klar und gesund sind, um sehen zu können, sind wir gewissermaßen ohne Augen, solange wir uns nicht aus Liebe zum Licht frei entscheiden, sie zu öffnen – denn wir können es. Wir haben zwar Augen, dank der Güte unseres Schöpfers, aber sie nützen uns nichts, weil wir sie in unserem sündhaften Eigenwillen nicht öffnen. In diesem Sinn können wir sagen, dass unsere Augen tot und unwirksam sind.

Deshalb, liebster Sohn, hat Gott in seiner unendlichen Güte uns unser geistiges Auge gegeben und es vollendet, indem er uns in der heiligen Taufe das Licht des Glaubens schenkt. Zudem gibt er uns unsere Entscheidungsfreiheit zurück, da er unseren Willen von den Fesseln der Erbsünde befreit. Wenn wir dann zum Vernunftgebrauch gekommen sind, verlangt er von uns, dass wir unsere Entscheidungsfreiheit nutzen und aus Liebe zum Licht uns frei entscheiden, dieses Auge, das er uns geschenkt hat, zu öffnen.

Wenn wir erkannt haben, dass wir Augen zum Sehen haben, müssen wir sie auf unseren Schöpfer richten. Und in welchem Licht sollen wir auf Gott schauen? Nur im Licht der Liebe. Denn nichts kann ohne Liebe getan werden, weder geistlich noch materiell. Wenn ich sinnliche Dinge lieben will, heften sich meine Augen auf sie und freuen sich daran. Und wenn ich Gott lieben und ihm dienen will, öffnet sich das Auge meines Herzens und schaut auf Gott.

Liebe zieht Liebe an. Das heißt, sobald ich sehe, dass Gott mich über alles liebt, kann ich nicht umhin, ihn wiederzulieben. Wenn ich sehe, dass ich nach Gottes Bild und Gleichnis erschaffen und nun neugeschaffen bin zur Gnade durch das Blut des eingeborenen Sohnes Gottes, dann geht meine sinnliche Liebe in wahre Liebe über. Mein Auge hat das Licht gefunden, und das Licht hat mich das Licht lieben gelernt. Deshalb hasse und fliehe ich alles, wodurch ich das Licht verlieren könnte, und ich liebe und wünsche alles, wodurch es mir geschenkt wird. So halte ich fest am lebendigen Glauben und ich empfange die Tugenden als meine Kinder mit dem Wunsch, mich in Gottes höchsten ewigen Willen zu kleiden, weil dieses Auge und das Licht des Glaubens den göttlichen Willen, der nur unsere Heiligung will, liebenswert erscheinen lassen.

Wer offenbart uns das am deutlichsten? Das Wort, der Sohn Gottes, der in der Gestalt unserer Menschheit[3] – gleichsam als ein mit dem Feuer der Liebe gefüllter Wagen[4] – gekommen ist und uns durch sein Blut den Willen des Vaters gezeigt hat, damit er in uns verwirklicht würde. Denn dieser süße Wille, mit dem Gott uns zum ewigen Leben erschaffen hatte, wurde auf Grund unserer Sünde in uns nicht zur Erfüllung gebracht; wir hatten ihn verloren. Deshalb sandte Gott seinen Sohn, um ihn uns zu zeigen und deutlich zu machen, als er ihn dahingab im schmachvollen Tod am Kreuz. Und was immer er uns gibt oder gewährt, geschieht einzig nur dafür, dass wir Anteil erhalten an seiner höchsten, ewigen Schönheit.

Wenn wir also klug sind und unsere Augen im Licht des Glaubens öffnen, erlangen wir eine heilige Einsicht, so dass wir nicht mehr nach menschlichen Maßstäben urteilen, sondern nach Gottes heiligem Willen,[5] der nur unser Bestes will.

Wisst Ihr, was aus diesem Licht hervorströmt? Klares, reines, friedenstiftendes Wasser. Ein Wasser, das nicht durch Ungeduld und Widerspruch, nicht durch Versuchungen des Teufels und nicht durch Beleidigungen, Verfolgungen oder Murren anderer Leute gestört wird.[6] Wir werden davon nicht berührt; wir bleiben ruhig, denn wir wissen, dass Gott diese Dinge zu unserem Wohl erlaubt, damit uns jene Bestimmung zuteilwird, für die er uns erschaffen hat. Das ist der Weg; einen andern gibt es nicht für uns.

Wir müssen durch alle Arten von Dornen und Disteln hindurchgehen und dem gekreuzigten Christus nachfolgen, denn er ist der Weg. Er hat uns gesagt, dass er der Weg und die Wahrheit und das Leben ist.[7] Und alle, die diesen Weg gehen, folgen der Wahrheit, denn in ihm verwirklicht sich der Wille des Vaters, der uns zu der Bestimmung geleitet, zu der wir erschaffen sind. Hätte es einen andern Weg gegeben, dann hätte er gesagt, dass niemand zum Vater kommen kann außer durch den Vater. Aber das hat er nicht gesagt, denn der Vater kann nicht leiden. Aber der Sohn kann es. Und da wir nun den Weg des Leidens gehen müssen, müssen wir dem gekreuzigten Christus nachfolgen. Und ich habe Euch gesagt, dass wir uns durch weltliche Eitelkeiten nicht verwirren lassen dürfen, sondern sie vielmehr voll Verachtung niedertreten müssen. Und dies geschieht dann, wenn wir im Licht des Glaubens erkennen, dass sie wie der Wind vergehen und denen, die sie mit übertriebener Anhänglichkeit erstreben und besitzen, den Weg und das Licht der Gnade rauben.

Wenn wir so handeln, wie ich es beschrieben habe, bringen wir durch das Leben im Glauben zur Ehre Gottes und zum Heil des Nächsten Kinder hervor.[8] Denn unser Nächster ist der Prüfstein für unsere Liebe zu Gott. Warum? Weil unsere Liebe Gott nichts nützen kann. Aber er will, dass wir ihm durch die Vermittlung unserer Nächsten, die er uns zur Seite gestellt hat, dienen, indem wir ihre Fehler aushalten, sie mitleidend vor Gott bringen, das Böse, das sie uns antun, geduldig ertragen und die Diener Gottes mit gebührender Achtung behandeln.[9] Sonst wäre unser Glaube tot und ohne Werke.

Gewiss ist es oft so, dass unsere Sinnlichkeit dazu im Widerspruch steht, aber das schmälert nicht unsere Vollkommenheit, sondern fördert sie. Denn je mehr wir unsere Fehler erkennen, um so mehr erkennen wir auch die Güte Gottes, der unseren Willen festigt, damit wir den sinnlichen Gefühlen nicht nachlaufen und daran Freude finden, sondern ihnen durch Selbstverachtung wieder ihren rechten Platz zuweisen. Durch die Selbsterkenntnis ernten wir aus diesen Gefühlen die Tugend der Demut und durch die Erkenntnis der Güte Gottes zu uns ernten wir die Liebe. Darum habe ich gesagt, ich möchte Euch im Licht des lebendigen Glaubens gegründet sehen, denn ich weiß, dass dies (nicht nur) wunderbar, sondern auch höchst notwendig ist, weil wir sonst nicht zum Leben in der Gnade gelangen können. Und darum sagte ich auch, dass ich Euch als treuen und nicht als untreuen Diener des gekreuzigten Christus sehen will. So bitte ich Euch, wacht auf aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit und erhebt Euch entschlossen und bereitwillig. Öffnet Euer inneres Auge für die Liebe Gottes zu Euch, damit Ihr Gottes Willen erkennt und auch meinen Wunsch für Euch. Mehr will ich dazu nicht sagen.

Jetzt aber, liebster Sohn, beantworte ich hier den Brief, den Ihr mir gesandt habt. Ich war sehr glücklich, darin ein wenig von dem zu finden, was Gott einer seiner Dienerinnen geoffenbart hat.[10] Ich meine, dass diejenigen, die sich (meine) Kinder nennen, Anstoß genommen haben aufgrund der Tücken des Teufels, der unter ihnen lauert, um die Saat zu stehlen, die der Heilige Geist in ihnen ausgestreut hat. Weil sie unklug und nicht fest auf dem lebendigen Felsen gegründet waren, haben sie keinen Widerstand geleistet. Stattdessen haben sie dieselbe Empörung, die sie empfanden, auch bei anderen gesät – und das alles unter dem Vorwand der Tugend und Liebe!

Jetzt sage ich Ihnen mit Nachdruck:[11] Es ist Gottes Wille, dass ich hierbleibe. Das ganze Gerede und die Verdächtigungen, die auf mich und meinen Vater Raimund gehäuft wurden, hatten mich befürchten lassen, dass ich Gott durch mein Bleiben beleidige. Aber die (göttliche) Wahrheit, die nicht lügen kann, erfüllte meinen innigen Wunsch und entschied die Angelegenheit für ihre Dienerin. „Iss weiter an dem Tisch, an den Ich dich gesetzt habe“, sagte sie. „Ich habe dich an den Tisch des Kreuzes gesetzt, damit du isst – zu deinem Leidwesen mit all den Murrenden –, um Meine Ehre und das Heil der Seelen zu suchen und zu retten. Ich habe die Seelen hier an diesem Ort in deine Hände gegeben, damit sie aus den Händen des Teufels befreit und mit Mir und ihren Nächsten versöhnt werden. Du darfst sie nicht verlassen, solange das, was begonnen wurde, nicht beendet ist. Der Teufel sät all das Böse aus, um dieses Gute zu verhindern. Geh also zurück und habe keine Angst; Ich werde an deiner Seite sein.“[12]

Weil das zu dieser Dienerin Gottes gesagt worden war, hat meine Seele Frieden. Ich versuche, soviel ich kann, Gutes zu tun – auch wenn es nicht vollkommen ist – zur Ehre Gottes, für das Heil der Seelen und für das Wohl unserer Stadt.[13] Und ich bin glücklich, in die Fußspuren meines Schöpfers zu treten, und für das Gute, das ich tue, schlecht behandelt zu werden. Wenn ich ihnen Ehre erweise, verachten sie mich und wenn ich ihnen Leben schenke, wollen sie mich töten. Aber was sie als Tod betrachten, ist für uns Leben, und was sie als Schande betrachten, ist für uns Ehre. Die sich der Sünde schuldig gemacht haben – das sind jene, die in Schande gefallen sind. Wo aber keine Schuld ist, da ist weder Schande noch Furcht vor Bestrafung. Ich setze mein Vertrauen nicht auf Menschen, sondern in Domino nostro Jesu Christo.[14] Daher werde ich folgendes tun: Sie verleumden und verfolgen mich und ich antworte ihnen mit meinen Tränen und ständigen Gebeten, solange Gott mir die Gnade dazu gibt. Ob die Teufel wollen oder nicht, ich werde mein Bestes tun und mein Leben verwenden zur Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen in der ganzen Welt, insbesondere in meiner Stadt.

Die Bürger von Siena handeln böse, wenn sie glauben oder meinen, dass wir im Land der Salimbeni oder irgendwo in der Welt Komplotte schmieden. Sie fürchten die Diener Gottes, aber nicht die bösen Menschen. Letztere prophezeien und wissen es nicht. Sie prophezeien wie Kajaphas, als er voraussagte, dass ein Mensch für das Volk sterben sollte, damit dieses nicht untergeht. Er wusste nicht, was er sagte, aber der Heilige Geist wusste es, denn der Geist prophezeite durch den Mund von Kajaphas.[15] Genauso ist es mit meinen Mitbürgern.

Sie glauben, dass von mir oder meinen Gefährten Komplotte geschmiedet werden. Sie sagen die Wahrheit, ohne dass sie es wissen. Sie prophezeien. Denn ich oder meine Gefährten wollen nichts anderes tun, als ein Komplott schmieden, um den Teufel zu überwinden und ihm die Kontrolle über jene Menschen zu entreißen, die er durch die Todsünde erobert hat, so dass wir den Hass aus ihren Herzen reißen und sie mit dem gekreuzigten Christus und ihren Nächsten versöhnen. Das ist die Verschwörung, die wir vorhaben, und ich will, dass alle meine Gefährten diese Pläne ausführen.

Es tut mir leid, dass wir so schwach sind und es nur halbherzig tun. So bitte ich Euch, mein lieber Sohn, es allen weiterzusagen,[16] dass sie zu Gott beten, damit ich mich eifrig bemühe, das und alles andere zur Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen zu tun. Mehr will ich nicht sagen – obwohl ich noch vieles zu sagen hätte!

Das Merkmal der Jünger Christi ist nicht, daß sie sagen: „Herr! Herr!“, sondern daß sie den Spuren des Herrn folgen.[17] Ermutige Francesco in Jesus Christus. Bruder Raimund, der arme verleumdete Mensch, schickt Euch Grüße und bittet, für ihn zu Gott zu beten, daß er gut und geduldig bleibe.[18]

Bleibt in der heiligen und zärtlichen Liebe Gottes.

Geliebter Jesus! Jesus, die Liebe!



[1] Vgl. Br. 217 (an zwei verschiedene Klöster): „Du wirst die Last der Fehler Deines Nächsten mittragen und ertragen. Du wirst mit Deinem Schöpfer in Liebe und mit dem Nächsten in Gott verbunden sein, wenn Du jeden körperlichen Schmerz oder jedes Leid erträgst, damit Du Deine Seele rettest.“

[2] Vgl. Thomas von Aquin, Summ. theol. III, q.69, a.6: „Einige von den frühen Schriftstellern behaupteten, den Kindern würden in der Taufe die Gnade und die Tugenden nicht gegeben. Es werde ihnen jedoch das Mal Christi eingeprägt, durch dessen Kraft sie, zum vollen Alter gelangt, die Gnade und die Tugenden erhielten. Dass dies aber falsch ist, erhellt aus zwei Gründen: Erstens werden die Kinder, wie die Erwachsenen, in der Taufe Glieder Christi. Daraus folgt notwendig, dass sie vom Haupte auch die Einströmung der Gnade und Tugenden empfangen. Zweitens würden nach dieser Ansicht die nach der Taufe gestorbenen Kinder nicht zum ewigen Leben kommen

[3] Wörtlich: im „Wagen unserer Menschheit“.

[4] Das Bild des „feurigen Wagens“, das an die Erzählung über den Propheten Elija erinnert (2 Kön 2,11), wird von Caterina in Bezug auf die Menschheit Christi noch in Br. 35 verwendet: „Er kam wie ein flammender Feuerwagen und offenbarte uns die Glut der unsagbaren Liebe und die Barmherzigkeit des ewigen Vaters“; und in Dialog 58: „Als der feurige Wagen Meines eingeborenen Sohnes kam, der eurer Menschheit das Feuer Meiner Liebe mit der Fülle der Barmherzigkeit brachte, wurde die Strafe für die begangene Schuld aufgehoben.“ In Gebet 18 wird das Bild ausgeweitet auf die Gottesmutter: „O Maria, du Feuerwagen, du hast das Feuer getragen, verhüllt und verborgen unter der Asche deines Menschseins.“ Ebenso in Br. 184 an die Gesellschaft der Jungfrau: „Sie ist die Mittlerin, ein wahrer Feuerwagen, der das Wort, Gottes eingeborenen Sohn, in sich empfangen und uns das Feuer der Liebe gebracht und gegeben hat, denn Er ist die Liebe selbst.“

[5] Vgl. Röm 12,2: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.“

[6] Vgl. Dialog 167: „Wahrlich, dieses Licht (des Glaubens) ist ein Meer, denn es nährt die Seele in Dir, friedvolles Meer, ewige Dreifaltigkeit. Ihr Wasser ist nicht träge fließend, so dass die Seele keine Angst hat, weil sie die Wahrheit kennt. Das Wasser ist klar und offenbart Deine verborgenen Geheimnisse, so dass dort, wo das meiste Licht des Glaubens ist, die Seele die Gewissheit hat über das, was sie glaubt.“

[7] Vgl. Joh 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ In Dialog 44 vergleicht Caterina das Dornengestrüpp mit der Entscheidung der Seelen zur Nachfolge Christi. Sobald sie den Entschluss mutig gefasst haben, spricht Gott Vater im Dialog, „sind die Dornen schon zerbrochen, und sie erfahren Meine unermessliche Süße.“

[8] Gemeint sind die Tugenden.

[9] Dieses bei Caterina immer wieder anklingende Konzept, dass wir Gott nicht direkt dienen können, sondern nur über den Dienst am Nächsten, ist in Dialog 64 breiter dargestellt: „Ihr könnt Mir die Liebe, die Ich von euch fordere, niemals schenken, deshalb habe Ich euch neben den Mitmenschen gestellt, damit ihr ihm das gebt, was ihr Mir nicht geben könnt, die rückhaltlose, ungeschuldete und uneigennützige Liebe, und Ich will als an Mir getan ansehen, was ihr dem Nächsten tut.“

[10] Caterina bezieht sich hier auf sich selbst in der dritten Person, wie sie es oft tut, wenn es sich um eine an sie ergangene Offenbarung handelt.

[11] Diese Betonung ist vielleicht ein Hinweis darauf, daß sie über ihren Aufenthalt im Orcia-Tal und die damit verbundenen Gerüchte in Siena bereits unlängst geschrieben hat (vgl. Br. 294 an Sano di Maco und ihre anderen geistlichen Kinder, Mitte August).

[12] Vgl. Röm 8,31: „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?“

[13] Gemeint ist Caterinas Heimatstadt Siena.

[14] „auf unseren Herrn Jesus Christus“. Caterina zitiert manchmal biblische Ausdrücke auf Latein. Die Aufzählung der Gegensätze zwischen ihr und ihren Verfolgern erinnert ein wenig an Phil 1,18–26.

[15] Vgl. Joh 11,51: „Das sagte er nicht aus sich selbst, sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, dass Jesus für das Volk sterben werde.“

[16] Damit sind vor allem Salvi di Pietros Mitbrüder gemeint, die Mitglieder der Gesellschaft der Jungfrau im La Scala Hospital, vielleicht aber auch ihre anderen Schüler in Siena.

[17] Vgl. Mt 7,21: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.“

[18] Raimund von Capua war aufgrund seiner diplomatischen Beziehungen im Dienst der Kirche eine ganz besondere Zielscheibe der Verdächtigungen.

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