Stefano Maconi

Stefano Maconi, im gleichen Jahr (1347) wie Caterina in Siena geboren, war der Sohn des Corrado Maconi und der Giovanna Bandinelli. Durch seinen Nachbarn Pietro Bellanti, den Caterina mit seinen Feinden ausgesöhnt hatte, kam er 1374 erstmals mit Caterina in Berührung. Der elegante, vornehme, gebildete junge Mann war von ihr so tief beeindruckt, dass er ein Jünger Caterinas wurde.
Zunächst bat sie ihn, ihr zum Schreiben einiger Briefe als Sekretär zu dienen; dann nahm sie ihn auch mit nach Avignon und nach Florenz. In Rom war er bei ihrem Sterben dabei. Nach ihrem Tod wurde er, dem Wunsch der „Mutter” entsprechend Kartäuser und trat am 19. März 1381 in Pontignano ein. Kurz nach seiner Profess wurde er Prior und führte sein Amt so, dass er danach in ununterbrochener Folge zum Prior gewählt wurde (Stefano Maconi war von Ende 1382–1389 Prior in Pontignano, anschließend Prior in Garegnano bei Mailand und zugleich mit der Gründung von Pavia [1396] betraut).
Von 1398–1410 wurde er Generalprior all jener Kartäuser, die im Schisma zu Urban VI. hielten. Von Seitz aus, dem ältesten Kartäuserkloster im deutschen Sprachraum, wo er als General residierte, versuchte er durch viele Visitationsreisen, die durch das Schisma verlorene Einheit seines Ordens wiederherzustellen. Bei seinem Aufenthalt in der Grande Chartreuse in Frankreich bot er seinen Rücktritt an und bewog den General des clementinischen Flügels, Bonifaz Ferrer (den Bruder des heiligen Vinzenz Ferrer), sein Amt ebenfalls niederzulegen und so den Weg zu ebnen für die Wahl eines gemeinsamen Oberen. Der neue Generalprior, Johann von Griffenberg, ernannte Stefano Maconi daraufhin zu seinem Stellvertreter für alle Klöster des Ordens in Italien. Mit dem heiligen Bernhardin von Siena, der im Todesjahr Caterinas geboren wurde und dem er viel von Caterina erzählte, war er eng befreundet. Am 7. August 1424 starb er 77jährig nach einem heiligmäßigen Leben in der Kartause zu Pavia, in der er die letzten Jahre seines Lebens verbracht hatte.
Stefano Maconi hatte Zeit seines Lebens zur Verehrung Caterinas viel beigetragen. Zunächst durch sein persönliches Zeugnis, vor allem aber durch die Verbreitung ihrer Schriften: Er sammelte ihre Briefe, übersetzte den Dialog ins Lateinische und übertrug die Legenda Minor des Caffarini aus dem Lateinischen in die italienische Volkssprache. Zwölf Briefe Caterinas an Stefano Maconi (darunter sechs Originalbriefe) sind uns erhalten, in denen ihre mütterliche Besorgtheit um das innere Wachstum ihres Jüngers und Sekretärs sichtbar wird.
Die 12 Briefe im Überblick
1. Antworte mir, sobald Du kannst!
Brief 298 (Mai 1378). Caterina schreibt von Florenz aus. Sie ermutigt Stefano, den begonnenen Weg weiterzugehen. Zudem möge er Anibaldo an die Rückzahlung seiner Schulden erinnern, für die Raimund geradestehen muss.
2. Komm, wenn Du kannst!
Brief 365 (Anfang Juni 1378). Ein weiterer Brief aus Florenz nach Siena. Eine Söldnerbande hatte Stefano aufgegriffen. Nun dankt sie Gott für seine glückliche Befreiung. Bezüglich des Messbesuches rät sie ihm, lieber darauf zu verzichten, als zu versuchen, das Verbot (Interdikt) auf fragwürdige Weise zu umgehen. Der Briefanhang gibt seltene Einblicke in Caterinas Anhängerschaft und macht deutlich, dass Schwierigkeiten nicht ausblieben.
3. Bewache die Stadt Deiner Seele!
Brief 319 (Anfang Dezember 1378). Caterina berichtet, dass sie mit ihren Begleitern am 1. Adventsonntag in Rom gut angekommen sei. Stefano möge daheim weiterhin „seine Stadt“ (die Stadt seiner Seele) sorgsam bewachen.
4. Öffne dem Herrn Deine Tür!
Brief 205 (Mitte Dezember 1378). Die Nachfolge Christi erfordert Mut und ein entschiedenes Durchtrennen der zu starken Bindungen an Daheim.
5. Jetzt machst Du den Anfang
Brief 195 (Ende 1378 / Anfang 1379). Was Stefano vor allem braucht, ist Standhaftigkeit und Ausdauer. Diese Stärke aber bekommt er nur in der Betrachtung des Blutes Christi, „denn hier bist Du mit der höchsten Kraft verbunden und wirst stark und standhaft sein.“
6. Kommt bald nach Rom!
Brief 332 (1. Januar 1379). Ein Brief an Stefano und Pietro di Giovanni Ventura mit der Aufforderung, die Familienbande mutig durchzuschneiden, dem Ruf Gottes zu folgen und bald zu ihr nach Rom zu kommen.
7. Nicht lösen, sondern durchschneiden
Brief 222 (Anfang Januar 1379). Ein weiterer Brief, in dem Caterina darauf drängt, sich dem Anruf Gottes nicht zu widersetzen und die Bande, die ihn zurückhalten, mutig durchzuschneiden.
8. Maria ruft Dich voll Liebe
Brief 329 (Anfang Februar 1379). Wieder ermutigt sie Stefano, die Welt zu fliehen, das Elternhaus zu verlassen und sich in die Seitenwunde Christi zu verbergen, „damit Du in das verheißene Land gelangen kannst“.
9. Bedrängnisse machen Dich reif
Brief 320 (Anfang April 1379). Stefano hatte um einige Ablässe gebeten. Jetzt antwortet Caterina, dass sie sich darum bemühen werde, aber er möge sich noch gedulden.
10. Sei für Gott zu allem bereit!
Brief 324 (Juni / Juli 1379). Caterina drängt zum Eifer für die Ehre Gottes. Zudem möge er sich dem Prior (von Pontignano?) für jeden Dienst zur Verfügung stellen, so als würde sie selbst ihn von ihm fordern.
11. „Ich lege Dir einen Brief bei …“
Brief 368 (Anfang Dezember 1379). Und wieder: Keine Lauheit mehr, auf zum Kampf! Zugleich legt sie ihm Briefe an die Stadtregierung und an die Laienbruderschaft des La Scala Hospitals bei, mit der Aufforderung, Papst Urban auf jede mögliche Weise zu unterstützen.
12. Wenn Du den Ruf hörst, gib Antwort!
Brief 369 (Ende Dezember 1379). Eine Randnotiz im Manuskript (vermutlich von Stefano selbst) vermerkt, dass dies der letzte Brief ist, den Caterina an Stefano nach Siena geschrieben hat. Er selbst kam erst Ende März 1380 nach Rom. Caterina ist erstaunt, dass Stefano mit dem Abt von Monteoliveto Kontakt aufgenommen hat, ohne ihr davon etwas zu sagen. Dennoch: Wenn nur in allem der Wille Gottes geschieht, dann ist es gut.