Papst Urban VI.

5 Briefe nach Rom an Papst Urban VI.
Er wird sich bei Euch entschuldigen.
Brief 302 (kurz vor dem 24. Juni 1378). Caterina schreibt aus Florenz. Der Hauptpunkt des Briefes betrifft den Fehler ihres Dominikaner-Freundes und Schülers Bartolomeo Dominici, der dem Papst gegenüber zu wenig offen war und ihn dadurch vergrämte. Nebenbei dankt sie auch für einen großen Gunsterweis (vielleicht für die Bestätigung oder Erweiterung der ihr bisher von Papst Gregor XI. gewährten Privilegien).
Geht mutig ans Werk!
Brief 291 (Anfang Juli 1378). Nach dem Aufstand in Florenz (22. Juni 1378), bei dem Caterina knapp dem Tod entgangen war, zieht sie sich mit ihren Anhängern nach Vallombrosa zurück. Als sich die Lage allmählich beruhigt, geht sie erneut nach Florenz und schreibt von hier aus an den Papst. Sie ist zuversichtlich, dass er das Reformwerk der Kirche durchführen kann. Dabei drängt sie weiter auf eine Erweiterung und Erneuerung des Kardinalskollegiums. Der Brief ist wie eine Kurzfassung des Abschnitts über die Kirche im „Dialog“ 110–134. Ein weiteres Anliegen im Brief ist der Friede mit Florenz.
Die Reform beginnt bei uns.
Brief 305 (18. September 1378). Zwei Tage vor der Wahl des Gegenpapstes schreibt Caterina diesen Brief vermutlich von Siena aus an Urban. Sie nimmt Bezug auf die Rebellion der Kardinäle und ermutigt den Papst, sein Reformwerk unbeirrt weiterzuführen. Dabei weist sie ihn sehr fein darauf hin, dass man zunächst bei seinen eigenen Fehlern anfangen müsse, „denn in diesem Leben ist niemand ohne Sünde“. Dennoch kein Wort des Tadels gegen das maßlose Benehmen Urbans. Am Schluss erfolgt noch eine leise Andeutung, aus der hervorgeht: Sie wäre gern in der Nähe des Papstes.
Haltet durch!
Brief 346 (Ende September / Anfang Oktober 1378). Einer der reizendsten und zugleich schärfsten Briefe Caterinas. Während der Papst längst konfrontiert ist mit der Kritik der abgefallenen Kardinäle und der Druck auf ihn immer stärker wird, ermutigt ihn Caterina zum geduldigen Ausharren. Sie tröstet ihr „liebes Väterchen“ und schickt ihm ein sehr persönliches Geschenk: fünf gefüllte und vergoldete Orangen (vielleicht auch als eine feine Aufforderung im Hinblick auf sein herbes Auftreten).
Ihr seid der rechtmäßige Papst!
Brief 306 (5. Oktober 1378). Am 20. September 1378 wurde in Fondi ein Gegenpapst gewählt, der sich Clemens VII. nennt. Sobald Caterina davon erfährt, beginnt ihr Kampf für die Rechtmäßigkeit Urbans. Während sie bei Papst Gregor in Avignon dessen Angst vor einer Vergiftung durch seine Gegner noch ironisch beiseitegeschoben hatte, ist sie jetzt ängstlich besorgt um das Leben des Papstes. Wiederholt mahnt sie ihn zu äußerster Vorsicht. Ihre abschließende Bitte, nach Rom kommen zu dürfen, wird ihr bald darauf gewährt. Sie erhält dazu von Urban eine schriftliche Aufforderung. Am 28. November erreicht Caterina die Ewige Stadt.
4 Briefe in Rom an Papst Urban VI.
Ungewohnt seit urdenklichen Zeiten.
Brief 351 (31. Mai 1379). Die von den Truppen des Gegenpapstes besetzt gehaltene Engelsburg wurde zurückerobert, und Papst Urban konnte wieder in den Vatikan zurückkehren. Dieser Erfolg war auch dem Gebet Caterinas zu verdanken. Nachdem sie dem Papst den Rat gegeben hatte, bei der Dankprozession barfuß zu gehen, was in den Hofkreisen Anstoß und Ärgernis erregte, zeigte sie sich erfreut über diesen öffentlichen Akt der Demut des Papstes.
Mäßigt ein wenig Eure Heftigkeit!
Brief 364 (Anfang Januar 1380). Am Beginn des neuen Jahres schreibt nun Caterina ihren vielleicht schönsten Brief an Urban. Das Thema ist wieder die Reform der Kirche. Der Papst möge tatkräftig durchgreifen – aber mit Maß und Ziel, „denn das maßlose Handeln zerstört mehr, als es ordnet.“ Und jetzt (leider bereits zu spät) kommt erstmals auch ein leiser Tadel: „Mäßigt ein wenig diese plötzlichen Ausbrüche Eurer Natur!“
Gewinnt sie eher durch Güte!
Brief 370 (29. Januar 1380). Der englische Historiker Gardner schreibt: „Dieser Brief an Urban war Caterinas letztes politisches Testament. Er wurde geschrieben am 30. Januar, dem Montagabend nach dem Sonntag Sexagesima.“ Caterina mahnt den Papst zur Güte, die mehr erreicht als Gewalt und Härte.
Mein Leben für die Kirche.
Brief 371 (Februar 1380). Es handelt sich hier um einen Briefausschnitt, in dem sich Caterina nicht direkt an einen Adressaten wendet, sondern über Begebenheiten berichtet, die sich in ihrem letzten, schmerzhaften Lebensabschnitt ereignet haben. Da sie im Brief 373 an Raimund sagt, sie habe dem Papst geschrieben, nimmt Tommaséo an, dass es sich hierbei um diesen Brief handelt (andere nehmen an, dass er an Raimund gerichtet wäre). Inhaltlich ist dies die vielleicht schönste Zusammenfassung dessen, was Caterinas Leben insgesamt war: Eine einzige Hingabe an Christus durch den vollkommenen Einsatz für seine heilige Kirche.