Matteo di Fazio dei Cenni

Nach einer eher ausschweifenden Jugend wurde Matteo di Fazio dei Cenni durch die Bemühungen des Augustiner-Eremiten William Flete bekehrt. Danach verbrachte er den Großteil seiner Jahre als Rektor der Casa della Misericordia. Das Haus der Barmherzigkeit, die Casa Santa Maria della Misericordia, wurde 1250 von Andrea Gallerani gegründet und war der Sitz einer Bruderschaft von Oblaten, die für mehr als ein Jahrhundert eine bemerkenswerte caritative Aktivität entfalteten. Die Privilegien, die dem Haus von der kirchlichen Autorität und der Stadtgemeinde gewährt wurden, die Spenden, die persönlichen Vermächtnisse erlaubten den Brüdern über ein ansehnliches Vermögen zu verfügen, mit dem sie unter anderem den Bau des Hauses erweiterten und darin auch ein kleines Krankenhaus errichteten. Die Brüder gelobten dem Rektor (der vom Stadtsenat gewählt wurde) Gehorsam und lebten in Gemeinschaft. Sie trugen eine lange, lehmfarbene Tunika mit einem Ledergürtel und einen schwarzen Mantel mit einem Kreuz auf der linken Seite. Seit Matteo mit Caterina bekannt geworden war (am Beginn ihrer öffentlichen Tätigkeit), blieb er zeitlebens ihr Schüler und Freund. Siena besaß zu jener Zeit siebzehn(!) Spitäler.
Über Matteo Cenni vgl. Legenda Maior 245–250; Supplement II, 5, 4; III, 6, 9; Prozess, S. 475–477; und auch Caterinas Brief 261 an Mariano, den Seelsorger der Casa della Misericordia.
Die 6 Briefe im Überblick
1. Ich spüre bereits den Duft der Rose
Brief 137 (Ende 1375). Caterina schreibt aus Pisa: über die Kraft der Liebe, den Moder der Eigenliebe und die kirchenpolitische Situation. Die Braut Christi wird zwar gegenwärtig von Christen verfolgt, aber aus all diesen Dornen ist bereits der Duft der Rose zu spüren, denn selbst diese Verfolgungen müssen dazu dienen, den Willen Gottes zur Erfüllung zu bringen.
2. Die Erinnerung an das Blut Christi
Brief 210 (September 1376). Matteos Sorge für die Armen und Kranken ist gut. Sie soll sich aber angesichts der gegenwärtigen Nöte der Kirche auch auf die ganze Welt ausdehnen. Das Blut Christi erwirkt uns die dafür notwendige Fähigkeit, „denn die Erinnerung an dieses Blut nährt in unserer Seele die Tugend des Mitleids und Erbarmens.“
3. Liebt einander!
Brief 292 (Oktober / November). Anlass für dieses Schreiben war vermutlich eine Uneinigkeit unter einigen Schülern Caterinas in und um Siena. Der Brief ist zugleich an William Flete, Fra Santi und andere gerichtet und im Band „An die Männer der Kirche I“ auf Seite 260 zu finden.
4. Der heimliche Grund meiner Reise
Brief 124 (Ende November 1377). Der Brief ist zunächst ein Lobpreis auf das kostbare Blut Christi, in dem sich der ganze Heilswille Gottes für uns Menschen offenbart. Dann aber kommt Caterina auf das eigentliche Anliegen zu sprechen: Ihre Schüler in Siena mögen das Geschwätz in der Stadt wegen ihres Aufenthaltes im Orcia-Tal geduldig ertragen und auf ihre Rückkehr warten. Denn „ob ich verreise oder hierbleibe, wird nicht vom menschlichen Willen, sondern von Gottes Willen bestimmt … Wir kommen so bald wie möglich zurück, und sobald es der Heilige Geist uns erlaubt.“
5. Ertragt alles in Geduld!
Brief 63 (Januar 1378). Als Rektor des Hospitals möge er Sorge tragen für die Kranken und auch für seine Mitarbeiter. Jetzt aber, wo er selbst darniederliegt, gilt es, im Hinblick auf seine Verantwortung für das Institut und die ihm Anvertrauten, sich auch um die eigene Gesundheit zu kümmern: „Und seht zu, dass Ihr jetzt keinerlei Bußübungen verrichtet, sondern stärkt Euch so gut Ihr könnt. Das gebiete ich Euch!“
6. Seid ein Widerschein der Tugend!
Brief 57 (Anfang Mai 1379). Erneut eine Aufforderung, sich um die Rettung der Seelen zu sorgen, die Tugenden zu üben und die Mühen und Lasten des Tages geduldig zu tragen. Zugleich teilt Caterina Matteo Cenni auch mit, dass sie ihm, mit päpstlichem Siegel versehen, ein Ablass Privileg schickt, das sie für 77 Personen erbeten hat.