Das Zeugnis des Francesco Malavolti

Francesco Malavolti, Fresco über dem Eingang zur Bibliothek in Monteoliveto (Fot Mayr)

 

Francesco Malavolti, Olivetaner, dann Benediktiner. Francesco Malavolti wurde von Neri di Landoccio Pagliaresi zu Caterina von Siena geführt. Unter dem Einfluss ihrer Ermahnungen änderte er sein Leben, wurde ihr Schüler (gelegentlich auch ihr Sekretär) und begleitete sie 1377 auf ihrer Missions-Reise ins Orciatal. Nach dem Tod seiner Frau und seiner Kinder, ließ sich Malavolti, der mit dem Gedanken gespielt hatte, Rhodosritter (Johanniter) zu werden, 1388 bei den Olivetanern in Monteoliveto Maggiore einkleiden. Nachdem er in verschiedenen Klöstern seines Ordens diverse Ämter innehatte (Kellermeister und Novizenmeister), wurde er im Jahre 1411 von Gregor XII. zum Abt von San Emiliano in Coniuntoli in der Nähe von Sassoferrato ernannt. Als er bald darauf von Caffarini (Fra Tommaso da Siena) eingeladen wurde, ihm „Informationen und Zeugnisse über die Worte und Taten, das Leben und die Lehre der Jungfrau Caterina“ zukommen zu lassen, konnte Malavolti nicht unmittelbar auf die ihm gestellte Bitte antworten. Nachdem er einige Briefe mit Fra Tommaso gewechselt hatte, machte sich der neue Abt von S. Emiliano ans Werk und beendete seine Aussage am 26. März 1413. Danach schickte er sie, zusammen mit einem erklärenden Brief, am 12. April nach Venedig. Während zweier Sitzungen, die am 26. und am 30. August 1413 stattfanden, überbrachte Tommaso da Siena in Gegenwart mehrerer Zeugen, unter denen auch der Inquisitor von Padua, Fra Tommaso d´Alessandria, war, diesen Brief dem Generalvikar des Bischofs von Castello, Domenico d´Ascoli.

 

Ave Maria!

Im Namen der ungeteilten Trinität,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes,
der glorreichen Jungfrau und Gottesmutter Maria
und aller Heiligen Gottes.

 

Vorwort des Testators

Erklärung über Quantität und Qualität des die Jungfrau betreffenden Berichtes, das heißt über das geringe Ausmaß und die Glaubwürdigkeit der Darlegung.

Dies ist die Zeugenaussage, die ich, Don Francesco di Ser Vanni dei Malavolti aus Siena, Mönch des heiligen Benedikt, mache; ich will sie niederschreiben zum ewigen Gedächtnis an das Geschehene, zum Ruhm, zur Ehre und zum Lob des allerhöchsten Gottes, zum Preis der glorreichen Jungfrau und Braut unseres Herrn Jesus Christus, Caterina von Siena, Schwester von der Buße des Ordens der Predigerbrüder, und zur Erleichterung meines Gewissens.  Für diese Aussage rufe ich Gott und den ganzen himmlischen Hof als Zeugen an: Ich werde jetzt und in den folgenden Kapiteln mit der gan­zen Reinheit des Herzens und mit ganzer Wahrheit berichten; ich erzähle nicht alles, was ich an mir selbst und an vielen anderen gesehen und erfahren habe, sondern nur einen ganz kleinen Teil davon. Ich berichte ohne Verstellung und Arglist, was wahr ist, und übergehe eher einen großen Teil der Wunderwerke, die Gott durch die Heiligkeit der genannten Jungfrau in seinen Geschöpfen gewirkt hat, als dass ich etwas auf mich nehme, was meine Kräfte übersteigt, denn da könnte es geschehen, dass ich das rechte Maß oder die Grenzen der Wahrheit auf irgendeine Weise überschreite.

 

1. Kapitel

 

Die Erzählung des Testators über seine eigene wunderbare und vollständige Wandlung vom Schlechten zum Guten. Sie widerfuhr ihm durch die Vermittlung seines guten Gefährten namens Neri anlässlich des ersten Besuches der Jungfrau. Wie ihm die Jungfrau eine verborgene Sünde bis in die kleinste Einzelheit aufdeckte, und wie sie ihm nicht bloß einmal, sondern oft Gedanken und Geheimnisse seines Herzens und ebenso verborgene Handlungen, nicht nur schlechte, sondern auch gute, enthüllte. Als ferner die Jungfrau von ihrem Aufenthalt bei Gregor XI. von Avignon nach Siena zurückkehrte und ihn ziemlich lau und sittenlos antraf, sagte sie ihm seine vollkommene Bekehrung voraus, und dass er sich in ebenso vollkommener Weise binden werde. Die Folge bewies die Wahrheit der Prophezeiung: Er verließ die Welt vollständig und trat in den Orden der Olivetaner-Mönche ein.

Zuerst will ich einiges, wenn auch nicht alles, aufzeigen und bezeugen, was mir selbst widerfuhr. Ich habe erkannt, dass es durch die Kraft Gottes, die dieser gesegneten Jungfrau geschenkt wurde, an mir auf wundersame Weise geschehen ist. Was ich jetzt erzähle, war das erste Wunder. Ich also, Herr Francesco, war etwa 25 Jahre alt, recht hitzig und verwegen durch meine Verwandtschaft und Abstammung und im Überfluss mit zeitlichen Gütern gesegnet. Auch verleitete mich mein jugendliches Alter, und so lebte ich ausgelassen und völlig zügellos in den elenden Freuden der Welt und des Fleisches, als ob ich niemals sterben müsste. Ich ließ mich durch keinen Grund davon abhalten, meine ungeordneten Triebe auszuleben, soweit es mir möglich war, was immer es auch sein mochte, wonach ich trachtete und verlangte.

Da ich aber Umgang und Gemeinschaft mit vielen hatte, die an Alter und Herkunft mir ähnlich waren, traf es sich, dass unter anderen mir teuren und lieben Gefährten ein vornehmer junger Mann aus Siena war - er hieß Neri di Landoccio und war der Sohn des Herr Neri Pagliaresi -, mit dem ich einen großen Teil der Zeit verbrachte, einerseits, weil er sehr tugendhaft und sittsam war, andererseits auch, weil er die schöne Begabung hatte, Musik zu machen, woran ich in jener Zeit besonderes Gefallen fand. Dieser Neri hatte schon lange vor unserer Freundschaft und ohne dass ich es wusste sehr oft von dem Ruf dieser angesehenen Jungfrau gehört und auch mit ihr gesprochen, denn er hatte sich schon auf wunderbare Weise gewandelt und war ein anderer Mensch geworden, wie weiter unten bei rechter Gelegenheit gesagt werden wird. Neri hatte wegen des zügellosen Lebens, das ich führte, Mitleid mit mir, und da er sich mehr um das Heil meiner Seele als das meines Leibes sorgte, bat er mich wiederholt, ich möge doch mit ihm kommen, um mit der erwähnten Jungfrau Caterinazu reden. Ich kümmerte mich um diese Worte und Bitten nicht im Geringsten, ja, ich machte mich darüber eher lustig, ließ lange Zeit verstreichen und war nicht gewillt, seinem Wunsch nachzukommen. Schließlich aber ließen mir seine Bitten keine Ruhe, und ich wollte ihn wegen der Bande der innigen Liebe, mit der er an mir hing, nicht betrüben. Darum sagte ich ihm einmal, ich sei bereit, seinem oben erwähnten Wunsch zu entsprechen; im Inneren aber gedachte ich, nicht mit einem Gefühl der Ehrerbietung dorthin zu gehen, sondern eher aus Spottsucht und mit der Absicht, ihr, falls sie mir vom Geist und vor allem von einer Beichte predigen sollte, eine solche Antwort zu geben, dass sie nie mehr mit mir reden würde. Mit diesem Vorsatz wollte ich sie aufsuchen. Wir gingen also beide zu der ruhmreichen Jungfrau, doch kaum dass ich ihr Antlitz erblickte, überkam mich eine so schreckliche Furcht und ein so heftiges Zittern, dass ich fast ohnmächtig wurde, und obwohl ich, wie ich oben gesagt habe, keinen Gedanken an eine Beichte und keine Absicht, meine Sünden zu bekennen, gehabt hatte, wandelte Gott bei ihrem ersten Wort mein Herz so wunderbar, dass ich plötzlich gewillt war, eine sakramentale Beichte abzulegen.

Jener erste Besuch hatte eine solche Wirkung, dass meine Haltung ganz entgegengesetzt war der Gesinnung, die ich zuvor gehabt hatte. Nachdem ich sie aber später mehrmals besucht hatte, gab ich die Werke des Elends und der Zügellosigkeit und meine gewohnten Leichtfertigkeiten auf, und der Wandel, den die Rechte des erhabenen Gottes durch diese glorreiche Jungfrau in mir bewirkte, war groß, wie man aus Folgendem erkennen kann: Wie oben gesagt war ich 25 Jahre alt und ehelich verbunden mit einem adeligen Mädchen von 15 Jahren, reizend und schön dem Leibe nach, aber noch mehr durch Tugend und Geist; und doch verharrten wir lange Zeit einträchtig in Enthaltsamkeit und Keuschheit, sogar in einem Schlafzimmer und auf einem Bett. Hier mag man die Verdienste und Tugenden dieser gepriesenen Jungfrau bedenken; ihre Gebete bewirkten, dass ich in meiner ganzen Erbärmlichkeit, dem nicht die eigene Gattin genügte, sondern der im Wunsch und in der Tat nach Möglichkeit auch viele andere haben wollte, mich von jetzt an von jener unseligen Lebensweise völlig lossagte. Während ich früher meine Freude daran hatte, jene Orte aufzusuchen, wo es Tanz, Gesang und ähnliche Torheiten gab, mied ich jetzt diese Plätze und erfreute mich an ihrer Stelle immer an Kirchen und dem Umgang mit Dienern Gottes. In kurzer Zeit änderte ich meine Sitten und meine frühere Handlungsweise so sehr, dass alle, die mich früher gekannt hatten, jetzt voll Staunen waren und sich über mich aufs höchste verwunderten.

Weil ich aber begonnen habe, von mir selbst zu sprechen, ohne allerdings zu vergessen, dass ich dazwischen im Zusammenhang mit jener gepriesenen Jungfrau sehr vieles gesehen habe, worüber ich mit Gottes Hilfe weiter unten noch berichten zu können hoffe, wenn ich es für passend halte, will ich fortfahren und zuerst noch einiges berichten, was ich an mir persönlich erfahren habe.

Ich erkläre also, dass ich bei meinen häufigen Besuchen im Haus dieser Jungfrau meine höchste Wonne an ihrer wunderbaren Lehre fand. Meine schlechten Sitten hatten sich zwar in vielem zum Besseren gewandelt, aber dennoch war ich noch gleichsam zerbrechlich und noch nicht ganz gefestigt. So kam es, dass ich in eine schwere Sünde fiel, die Gott allein wissen konnte oder musste. Kaum aber hatte ich das besagte Verbrechen begangen, ging ich, von Gott berührt, zum Haus der Jungfrau. Gleich, als ich ihr Haus betrat, und ehe ich noch in ihre Nähe gekommen war, ließ sie mich gegen ihre Gewohnheit zu sich kommen. Sie schickte alle, die bei ihr waren, weg und forderte mich auf, mich nahe zu ihr zu setzen. Dann sagte sie zu mir: “Sag mir, wie lange ist es her, dass du gebeichtet hast?” Ich antwortete ihr: “Es war vor kurzem, am vergangenen Samstag.” So war es in der Tat, denn wir alle, die wir ihrer geistlichen Familie angehörten, pflegten es so zu tun. Sie aber sagte: “Geh und bekenne sogleich deine Sünden!” Ich erwiderte: “Meine teure Mutter, ich werde morgen beichten gehen, denn morgen ist Samstag.” Sie jedoch wiederholte ihre Aufforderung und sprach: “Geh und tu, was ich dir sage!” Als ich Ausflüchte machte und mich sträubte, es gleich zu tun, sagte sie mit leuchtendem und flammendem Antlitz zu mir: “Mein Sohn, wie kannst du glauben, dass ich nicht immer meine Augen offen halte über meine Kinder? Ihr könnt nichts tun oder sagen, ohne dass ich es weiß! Und wie kannst du nur glauben, vor mir verborgen zu halten, dass du das und das getan hast? Geh also sogleich und wasch dich rein von diesem so großen Elend!” Als ich hörte, wie sie mir alles, was ich getan und gesagt hatte, ganz genau offenbarte, war ich erschüttert und von Ehrfurcht erfüllt; ohne weitere Widerrede bemühte ich mich, ihren Auftrag, meine Sünden im Bußsakrament zu bekennen, unverzüglich zu erfüllen. Und nicht nur damals, sondern oft auch bei anderen Gelegenheiten enthüllte sie mir mit schicklichen und demütigen Worten nicht bloß meine Taten, sondern auch Gedanken, die sich in meinem Herzen regten, gute wie böse.

Ein anderes Mal, lange nach jenem Ereignis, von dem ich gerade erzählt habe, geschah Folgendes: Caterina war auf Drängen der Stadtväter von Florenz nach Avignon zu Gregor XI. seligen Angedenkens gegangen. Bevor sie von dort zurückkehrte, war ich in meinem Mangel an Charakterfestigkeit schon wieder in nicht geringem Maß meiner früheren, zügellosen Lebensweise verfallen. Trotzdem suchte ich sie sofort auf, nachdem sie nach Siena zurückgekommen war, um mit ihr zu reden, freilich nicht ohne Bangen und Furcht. Sie aber nahm mich wie eine wahrhaft gütige und liebenswerte Mutter mit fröhlichem Gesicht auf und stärkte mich in meiner Haltlosigkeit nicht wenig. Als ich nach einigen Tagen wieder zu ihr kam, sagte eine von den Gefährtinnen der Jungfrau gleichsam in anklagendem Ton über mich, wie wenig standhaft ich doch gewesen sei. Caterinaaber lächelte sanft und sagte: “Macht euch keine Sorgen, meine Schwestern; er kann meinen Händen nicht entrinnen. Auf welchem Weg er auch gehen will, und selbst wenn er glaubt, ich sei weit weg, werde ich ihm doch eine solche Schlinge oder ein solches Joch auf seinen Nacken legen, dass er nicht imstande sein wird, sich jemals davon freizumachen.” Solche Worte sagte die Jungfrau, obwohl ich zu dieser Zeit Frau und Kinder hatte. Über diese Worte lachten die erwähnten Schwestern, und mit ihnen lachte auch ich. Wir machten uns lustig, und vorläufig gab es darüber nicht länger einen anderen Gedanken. Erstaunlich ist aber, was ich weiter berichten muss: Die Jungfrau war hierauf noch viele Jahre auf Erden gewandelt und schließlich zu ihrem Bräutigam heimgegangen, und ebenso waren meine Gattin und meine Kinder den unentrinnbaren Weg der Natur gegangen. Ich fand mich allein und frei von jeder Bindung und dachte überhaupt nicht an die oben erwähnten prophetischen Worte, die vor langer Zeit von der heiligen Jungfrau über mich gesprochen worden waren, und kümmerte mich auf keine Weise darum. Während ich also auf solche Art lebte, wurde ich von vielen Leuten heftig bedrängt, ich sollte doch wieder den Bund der Ehe eingehen. So war ich einige Male kurz davor, eine neue Ehe zu schließen; aber Christus, die höchste Wahrheit, wollte nicht, dass seine Braut etwas Falsches prophezeit hätte, und so fand er einen neuen Weg und eine andere Weise, mich mit der vorausgesagten Fessel zu binden; und das war so: Unter den anderen Brüdern meines Vaters war auch einer namens Niccoluccio. Er war der älteste unter ihnen und nach dem Urteil der Welt ein Mann von außergewöhnlicher Klugheit. Da er bemerkte, welche Freude ich am Reiten und an den Waffen hatte, sagte er mir einmal unter anderem: “Francesco, wie sieht dein weiterer Lebensplan aus? Ich möchte, dass du entweder eine Ehe schließt - wir könnten dir mehrere Frauen vorschlagen - oder dass du einen anderen Gedanken verwirklichst, nämlich einen Plan, der mir vor Augen schwebt.” Ich verwarf den ersten Vorschlag und fragte ihn hinsichtlich des zweiten, was denn das wäre, woran er bezüglich meiner Person gedacht hätte. Er antwortete mir: “Ich könnte mir vorstellen, dass du ein Ritter des Templer-Ordens der Johanniter wirst, da du doch offensichtlich deine Freude an Waffen und Pferden hast. So könntest du dein Verlangen in die Tat umsetzen und zugleich etwas für das Heil deiner Seele tun.” Welch erstaunliche Wendung, fern jeder menschlichen Erwartung! Dieser Mensch, der sich keineswegs zum Geistigen hingezogen fühlte, sondern ein völlig in irdische Dinge verwickelter Mann war, wurde von Gott durch die Verdienste seiner Prophetin und Braut, der heiligen Caterina, bewegt und brachte es zuwege, dass er einen Weg fand, jede Fessel von mir fernzuhalten, die mich von dem Eintritt in einen Orden abhalten könnte. Mag sein, dass meine Wünsche und Gedanken schon früher darauf gerichtet waren; als ich darum dies hörte, gab ich meinem Oheim sogleich meine Zustimmung, und damit wir eine solche Entscheidung besonders eindrucksvoll in die Tat umsetzen könnten - wir waren ja mehr auf weltliche als auf göttliche Ehre bedacht -, überlegten wir, dass ich nach Genua reisen sollte, weil dort in jenem Jahr das Kapitel des besagten Ritterordens abgehalten wurde, bei dem auch Papst Urban VI. und der Großmeister Riccardo Caracciolo di Rodi mit vielen seiner Mitbrüder anwesend waren. Und so tat ich es. Ich reiste nach Genua und wurde dort von dem ganzen vorhin erwähnten Kapitel herzlich aufgenommen. Nachdem schließlich der Beschluss gefasst worden war, mir den mir zustehenden militärischen Rang und den Mantel der genannten Ordensbrüder zu gewähren, kehrte ich in die Stadt Siena zurück und traf Vorkehrungen, mich mit passender Kleidung, mit Waffen, Pferden und anderen für das geplante Unternehmen geeigneten Dingen auszurüsten.

Um zum Schluss zu kommen: Die Zeit war gekommen, und der Tag, an dem ich Krieger werden und den oben erwähnten Rittermantel empfangen sollte, stand unmittelbar bevor. Jetzt erwies sich die glorreiche Jungfrau Caterina als wahre Prophetin; mochte sie auch, wie ich gesagt habe, körperlich fern sein, so zeigte sie doch, dass sie mir geistig nahe war, und sie lenkte mich, wie sie es über mich vorausgesagt hatte, auf einen anderen Weg. Denn in der Nacht vor dem Tag, an dem ich den Mantel der oben genannten Ritter nehmen sollte, ruhte ich allein auf meinem Lager; ob ich schlief oder wach war, kann ich nicht mit ganzer Sicherheit aussagen. Da erschien mir diese glorreiche Jungfrau, berührte mich und sagte: “Auf, du Nachlässiger! Schlaf nicht so viel oder so lange! Siehst du nicht, dass ich einen Weg gefunden habe, alle deine Fesseln zu zerreißen, damit du in den Dienst Gottes trittst? Du aber willst immer noch den Torheiten dieser Welt nachlaufen! Steh auf und mach dich auf den Weg! Du wirst deinen geliebten Gefährten Neri Landocci finden; mitsammen sollt ihr unverzüglich zum Hauptkkloster der Olivetaner-Brüder gehen; dort wirst du ohne jede Bedingung Aufnahme finden. Hast du schon vergessen, dass ich dir gesagt habe: ‘Wenn du glauben wirst, ich sei dir ganz fern, dann werde ich dir besonders nahe sein, und ich werde deinen Nacken mit einer Fessel binden, die du niemals abschütteln kannst.’ ?” Ich aber antwortete ihr damals, soweit ich mich jetzt erinnere: O meine Mutter, Ihr wisst nicht, wie zahlreich und wie groß die Bedingungen sind, die jene Mönche stellen, wie lange die Probezeiten sind, ehe sie jemanden in ihren Orden aufnehmen wollen! Wenn ich dorthin gehe, und sie nehmen mich nicht gleich auf, dann werde ich in Zukunft nie mehr in ihren Orden eintreten können, denn meine Angehörigen werden mir dazu Hindernisse ohne Zahl in den Weg legen und mir viel Böses androhen und antun, und so wird meine Lage viel schlechter werden, denn ich werde weder das eine noch das andere tun können.” Indem ich diese und, wie ich glaube, noch viele andere Gründe vorbrachte, wollte ich mich dem Heiligen Geist und auch der glorreichen Magd Christi widersetzen. Deshalb sagte sie zu mir: “Wenn du nicht gehst und das ausführst, was ich dir gesagt habe, wirst du auch das nicht erreichen, was du zu tun gedenkst, sondern in die größten Gefahren geraten.” Nach diesen Worten entschwand sie meinen Augen. Als ich wieder ganz allein war und alles, was ich gehört hatte, Wort für Wort in Erinnerung hatte, entbrannte ich plötzlich auf wundersame Weise in dem großen Verlangen, das Ordenskleid der Brüder des genannten Olivetaner-Ordens anzunehmen; das Verlangen war so groß, dass mir der Rest jener Nacht über alle Maßen lang erschien. Gleich, als sich die Morgenröte zeigte, erhob ich mich, verließ die Stadt und eilte zu dem oben genannten Neri. Ich traf ihn schon ganz wach an, denn wie er mir später erzählte, war ihm noch in der gleichen Nacht die gepriesene Jungfrau, von der die Rede ist, erschienen und hatte zu ihm gesagt: “Erwarte deinen Francesco, den Sohn des Herrn Vanni, und geh mit ihm zum Hauptkloster der Olivetaner-Brüder!” (Dieser Neri war von der heiligen Jungfrau Caterinabekehrt worden und wohnte im Kleid und in der Lebensweise eines Eremiten in der Nähe der Stadt Siena) Wir gingen darum sogleich gemeinsam zu dem oben erwähnten Platz, das heißt zum Kloster der Olivetaner-Brüder. Es lag von Siena 14 Meilen entfernt und war das Hauptkloster jenes ganzen Ordens. Als wir dort angekommen waren, trafen wir zwar den Generalabt des besagten Ordens nicht an, doch der Prior des Klosters war anwesend. Er und drei andere ehrwürdige und alte Väter, von denen schon jeder Generalabt  dieses Ordens gewesen war, nahmen meine Bitte zur Kenntnis und bewilligten einstimmig und ohne Befragung des Konventes meine Aufnahme. Als ich später von dort wegging und nach Siena zurückkehrte, hielt ich meine ganze Entscheidung vor allen Leuten verborgen und ordnete  meine Angelegenheiten. Und es gleicht fast einem Wunder, dass ich alle meine bereitgestellten Güter, Pferde, Waffen, Kleider und andere Dinge, die ich zu einem anderen, oben genannten Zweck vorbereitet hatte, zur Gänze vor den Augen meiner Verwandten verkaufte und verteilte, und doch kein einziger Mensch während der ganzen Zeit mein Vorhaben bemerkte oder auch nur die kleinste Bemerkung machte und mich fragte, warum ich das tue. Es gibt dafür keine andere Erklärung, als dass in der ganzen Sache die heilige Jungfrau auf wunderbare und übernatürliche Weise wirkte. Nachdem ich so alles geordnet hatte, kehrte ich am Vortag zum Fest der heiligen Lucia zu dem oben angeführten Kloster der Brüder des Olivetaner-Ordens zurück. Nachdem wir in der darauffolgenden Nacht die Matutin zu Ehren der genannten Jungfrau gebetet hatten, wurde mir ohne jede weitere Prüfung unverzüglich und mit einträchtiger Zustimmung jener ganzen Gemeinschaft der Ordenshabit übergeben. Es war dies etwas Erstaunliches und Ungewohntes, ja, es war vorher niemals sonst in jenem Orden geschehen. Man kann es also nur ein wahres Wunder nennen, was hier an mir und allen jenen Mönchen geschah: dass sie an mir das taten, was sie sonst bei keinem anderen getan hatten. Es geschah einzig durch die Verdienste jener Jungfrau Caterina.

Für das erste Kapitel soll das genügen. Mir kommen freilich während dieser Erzählung und zu diesem Thema noch viele andere Wundertaten in den Sinn; zu Gunsten der Kürze aber lasse ich sie unerwähnt.

 

2. Kapitel

 

Kurzgefasste Erzählung des Testators: Wie er es an sich selbst erfahren hat, so hat er auch von sehr vielen Personen, Männern und Frauen geistlichen und weltlichen Standes, die vollen Glauben verdienen und von denen schon manche in die Ewigkeit eingegangen sind, die mündliche Bestätigung erhalten, dass die Jungfrau ihnen sehr oft die Geheimnisse ihres Herzens und andere verborgene Taten enthüllt hat.

Ich versichere ferner und bezeuge: Wie die besagte glorreiche Jungfrau mir mehrmals die geheimen Gedanken meines Herzens auf den Kopf zusagte, so ist mir auch von vielen geliebten Gefährten und Brüdern in Christus berichtet und versichert worden, dass auch ihnen Ähnliches widerfahren ist, das heißt, dass ihnen durch die genannte Jungfrau die Geheimnisse ihrer Herzen und auch andere Dinge, die jedem anderen Geschöpf völlig unbekannt sein mussten, enthüllt wurden. Einer von diesen war der oben genannte Neri Landocci, ein anderer Gabriele dei Piccolomini, und auch viele andere Personen, Männer und Frauen aus der Stadt Siena, die bis zum letzten Tag ihres Lebens im Dienste Gottes ausharrten und ein lobwürdiges Ende gefunden haben. Ihnen schenke ich wegen ihres heiligen Lebens uneingeschränkten Glauben, umso mehr, da ich selbst an mir das Gleiche erfahren habe.

Dasselbe berichtete mir mehrmals auch Herr Stefano Maconi da Siena, der noch auf Erden lebt. Er verdient begründeten Glauben, denn seit er in den Kartäuserorden eingetreten ist, führte er immer ein rühmenswertes Leben, so dass er allein wegen der Verdienste seiner Tugenden zum General seines erwähnten Ordens gewählt wurde. Und so könnte ich noch von vielen anderen Personen reden, von denen manche noch am Leben sind, manche schon von dieser Welt geschieden sind; weil aber dieses Thema sehr anschaulich in der Legende dieser Jungfrau behandelt wird, lasse ich dies beiseite und wende mich anderen Wundertaten zu, die ich selbst an dieser Jungfrau gesehen habe.

 

3. Kapitel

 

Kurzgefassste Erzählung des Testators über seine eigene Person und alle anderen, gleichsam unzählbaren Personen, wer immer sie auch waren, die mit der Jungfrau zusammentrafen: Keiner, weder Mann noch Frau, mochte er noch so übel gesinnt oder gewillt gewesen sein, sie zu bekämpfen, zu kritisieren, verächtlich oder lächerlich zu machen oder sonst etwas Ähnliches zu tun, ging von ihr weg, ohne gleichsam sanft wie ein Lamm geworden zu sein. Und weil er versichert, dass dies so gut wie in allen Gegenden, in denen Caterinasich aufhielt, geschehen ist und bekannt ist, erwähnt er einige Personen, die er mit eigenen Augen gesehen hat, zuerst einige aus seiner Umgebung, denen seine Bekehrung zum Guten Anlass war, Caterinazu hassen, und die trotz ihrer feindseligen Haltung sanft wie Lämmer wurden, sobald sie mit der Jungfrau zusammentrafen, und demütig versprachen, ihre Sünden zu bekennen und auch in anderen Dingen zu gehorchen. Hierher gehört eine ähnliche Erzählung über zwei andere, Lehrer der Theologie aus dem Ordensstand, die sich trotz ihrer Abneigung gegen die Jungfrau sofort bei der Begegnung mit ihr auf wunderbare Weise zum Guten wandelten. Er beendet seinen Bericht mit der Versicherung, dass alle, die mit der Jungfrau zusammenkamen, eine heilsame Wandlung erlebten.

Ich erkläre ferner und versichere, an dieser heiligen Jungfrau eine andere staunenswerte, ja geradezu wunderbare Besonderheit gesehen zu haben, die sich an mir und gleichsam unzähligen anderen offenbart hat. Es ist die Tatsache, dass keiner, mochte er mit noch so feindseliger Gesinnung eine Begegnung mit dieser Jungfrau gesucht haben, jemals nach dem Zusammentreffen mit ihr wegging, ohne von jeder bösen Absicht abzulassen. Und wenn auch viele eher mit dem Vorsatz an sie herantraten, Worte der Kränkung und des Spottes an sie zu richten als in anderer Absicht, wurden sie doch, ehe sie noch von ihr weggingen, ganz sanft, und obwohl sie wie Wölfe gekommen waren, schieden sie wie Lämmlein von ihr. Davon könnte man leicht durch das, was mir, aber auch zahllosen anderen widerfahren ist, die überzeugendsten Beweise vorbringen; weil dies aber in allen Teilen der Welt, in denen sich die Jungfrau aufhielt, offenkundig geworden ist, will ich andere Beispiele unerwähnt lassen und nur von zwei Begebenheiten, die ich mit eigenen Augen gesehen habe, ausführlicher berichten.

So erkläre ich also als Erstes:

Nachdem ich, wie oben schon erzählt, mein Leben als irdisch, ja geradezu dämonisch gesinnter Mensch aufgegeben hatte und zu wahrer Gesinnung und zu einem Leben nach dem Geist gelangt war, missfiel meine neue Lebensweise und erzürnte alle Angehörigen und Gefährten so sehr, dass sie mit Drohungen, Schmeicheleien und auf alle ihnen  möglichen Weisen versuchten, mich von meinem heiligen Vorsatz abzubringen. Unter ihnen taten sich zwei mehr als andere hervor; der eine war ein Verwandter, der andere ein Gesinnungsgenosse von mir. Sie waren ganz besonders ungehalten über meine Wandlung zum Guten, wohl deswegen, wie ich glaube, weil wir zuvor in den Sittenlosigkeiten und Torheiten der Welt eines Sinnes gewesen waren. Der eine von ihnen, mein Verwandter, hieß Neri Guido di Ugurgherii, der andere Nicolao Bindi Ghelli. Beide waren angesehene Bürger der Stadt Siena. In ihrer Gesinnung lästerten sie anlässlich meines Wandels besonders und über jedes Maß hinaus gegen die heilige Jungfrau. Sie prahlten, sie würden ihr, wenn sie mit ihr zu sprechen kämen, dies und das sagen. Da sie darüber ihre Zungen nicht in Zaum halten konnten, forderte ich sie mehrmals auf, sie sollten doch Caterinaaufsuchen, und ich erklärte ihnen auch meine Bereitschaft, sie bei der Jungfrau einzuführen, wenn sie wollten. Und sollten sie den Sieg über sie davontragen, versprach ich, mit ihnen zu der gewohnten Lebensweise zurückzukehren. Ich fügte jedoch hinzu und sagte ihnen mehrere Male: “Beachtet genau: Wenn ihr sie aufsucht, wird sie euch, ehe ihr von ihr weggeht, bekehren und so umstimmen, dass ihr aus freien Stücken gehen werdet, eure Übeltaten zu beichten.” Diese Worte erregten sie, und sie antworteten mir: “Nicht einmal Christus persönlich könnte uns jetzt zu einer solchen Handlung bekehren!” Doch welch ein Wunder: Wenige Tage darauf gingen die besagten zwei und ich mit ihnen gemeinsam zu der heiligen Jungfrau, und sie waren in ihrer böswilligen und verkehrten Neigung gewillt, alles Schlechte gegen das unschuldige Lamm zu sagen. Doch kaum befanden sie sich in der Nähe der Jungfrau, versagten ihnen ihre Zungen so vollständig, dass sie nicht ein Wort zu sagen vermochten. Da begann Caterinasie milde zu tadeln für die vielen Vorwürfe, die sie mir so oft gemacht hätten. Es war, als wäre sie immer bei all diesen Äußerungen persönlich anwesend gewesen; von mir jedoch hatte sie niemals auch nur ein Wort darüber gehört oder erfahren, Gott ist mein Zeuge dafür. Als die genannten zwei Männer die Worte der Jungfrau gehört hatten, ergriff sie Reue und Bestürzung. Sie begannen heftig zu weinen und brachten als Antwort auf ihre Worte nur das eine hervor: “Sagt uns, Herrin, was Ihr wollt, dass wir tun: wir sind bereit und gewillt zu tun, was immer Ihr uns befehlen wollt.” Die Jungfrau antwortete ihnen und sagte: “Ich will, dass ihr sogleich zur Beichte geht. Du aber, Francesco, führe sie zu meinem Vater Bruder Tommaso!” Wir verabschiedeten uns und gingen geradewegs gemeinsam zum Kloster der Predigerbrüder von Siena, wo der besagte Pater war. Mit tiefster Frömmigkeit und unter Tränen empfingen beide erwähnten Männer das Sakrament der Buße. Sie änderten im übrigen ihr Leben so grundlegend, dass sie während der ganzen Fastenzeit, die gerade begangen wurde, stets an den heiligen Predigten teilnahmen, jeden schlechten Umgang vermieden und ehrbar und in Gottesfurcht lebten. So wurde ganz deutlich, auf welch wunderbare Weise die erwähnten zwei, die so sehr eine Begegnung gescheut hatten, dennoch den Händen jener heiligen Jungfrau Caterinanicht entrinnen konnten.

Zum Zweiten möchte ich eine andere, nicht minder wundersame Begebenheit auf keinen Fall unerwähnt lassen, da ich sie mit meinen leiblichen Augen gesehen habe und unter den vielen war, die bei diesem Ereignis anwesend waren und die ich in meiner Erzählung nennen werde.

In der Stadt Siena lebten damals zwei Ordensangehörige, die nach dem Urteil der Welt das größte Ansehen genossen. Der eine von ihnen hieß Gabriele da Volterra, ein Mönch der Minderen Brüder und Magister der heiligenTheologie. Über ihn herrschte die Meinung, dass es in seinem ganzen Orden niemanden gäbe, der ihn an Wissen und in der Fähigkeit der Verkündigung übertreffen könnte. Zur damaligen Zeit war er Ordensprovinzial. Der andere hieß Giovanni Terzo, war auch Magister der Heiligen Schrift und sehr angesehen bei seinen Ordensbrüdern; er stammte aus Siena und gehörte dem Orden der Eremiten des heiligen Augustinus an. Diese zwei genannten einflussreichen Mönche und Magistri kamen einmal miteinander ins Gespräch und brachten ihren Unwillen gegen die gepriesene Jungfrau Caterinazum Ausdruck. Sie sagten: “Dieses ungebildete Weiblein geht daran, mit ihren falschen Auslegungen der Heiligen Schrift schlichte Gemüter zu verführen, und bringt die Seelen jener zusammen mit ihrer eigenen ins ewige Verderben. Was soll das? Wir wollen dafür sorgen, dass sie ihren Irrtum erkennt u.s.w.!” Nachdem sie später noch oft miteinander viele Gespräche über dieses Thema geführt hatten, kamen sie schließlich zu dem Entschluss, an einem bestimmten Tag mit der oben genannten Jungfrau zusammenzutreffen, um mit den stärksten theologischen Argumenten den Mund der Jungfrau zum Verstummen zu bringen und sie zu beschämen. Der Heilige Geist aber, der aus dem Mund der Jungfrau sprach, wollte es anders.

Um nicht viele Worte zu machen: Jener Tag, den die erwähnten mächtigen Magistri bestimmt hatten, war gekommen, und sie kamen mit zwei anderen Gefährten zu der Jungfrau Caterina, um mit ihr das von ihnen geplante Gespräch zu führen.

Tatsache aber ist, dass an dem Tag, an dem die genannten Männer kamen, nach dem Willen des Herrn gerade sehr viele Personen beiderlei Geschlechtes bei der Jungfrau waren, die neben anderen Gründen bei ihr auch deshalb zusammenzukommen pflegten, weil sie ihre heilige Lehre zu hören verlangten. Um einige von ihnen namentlich zu nennen: Da war zunächst der oben erwähnte Vater Bruder Tommaso, genannt da Fonte, aus dem Predigerorden, der der erste Beichtvater der Jungfrau war; mit ihm war ein gewisser Bruder Matteo Tolomei da Siena  aus demselben Orden. Anwesend war auch Nicolao Mino, genannt Cicerchia, ein ehrwürdiger Diener Gottes, ferner der Jesuat Tommaso Guelfaccio, der bei den Dienern Gottes in gutem Ruf stand, dann der in diesem Bericht wiederholt genannte Neri Landocci und auch Gabriele Piccolomini, alle aus Siena; dazu kamen noch einige andere Männer, deren Namen meinem Gedächtnis entschwunden sind. Anwesend waren außerdem Donna Alexia, Donna Lisa, Donna Cecca di Clemente und noch einige andere, alle Schwestern von der Buße des heiligen Dominikus und ständige Begleiterinnen der heiligen Jungfrau. Auch ich, Herr Francesco, befand mich, wenn auch unwürdig, in der Zahl der genannten. Als wir so um sie standen und die heiligen und wunderbaren Worte der heiligen Jungfrau hörten, unterbrach sie die Worte, die sie gerade zu uns gesprochen hatte, und sprach ganz entflammt, mit ganz leuchtendem Antlitz und mit zum Himmel emporgehobenen Augen: “Sei gepriesen, mein süßer und ewiger Bräutigam! Du findest so außergewöhnliche, neue Wege oder Pfade, auf denen du die Seelen an dich ziehst oder leitest.” Sie sagte noch viele andere Worte, an die ich mich nicht mehr genau erinnere; auch könnte ich sie nicht in der Art wiedergeben, in der sie von ihr zum Ausdruck gebracht wurden. Wir alle standen aufmerksam und warteten auf ihr weiteres Verhalten, denn alle ihre Taten und Worte waren geheimnisvoll und nicht ohne besonderen Grund; daher waren wir voll Erwartung, welches Ende die Sache haben würde. Jetzt aber sagte der oben erwähnte Vater Bruder Tommaso, der Beichtvater der Jungfrau, zu ihr: “Sag mir, meine Tochter: Was soll das bedeuten, was du jetzt getan hast? Was willst du sagen? Lass auch uns davon etwas wissen!” Sie aber sagte als gehorsame Tochter zu ihm: “Mein Vater, Ihr werdet sogleich sehen, wie zwei große Fische ins Netz gehen.” Nichts anderes sagte sie. Wir aber wussten durch die Worte aus ihrem Mund noch immer nicht, was sie zum Ausdruck bringen wollte. Während wir so im Ungewissen standen und darauf warteten, wie die Sache schließlich ausgehen würde, siehe, da sagte eine von den Gefährtinnen der Jungfrau, die mit ihr im Hause wohnte: “Mutter, da unten ist Magister Gabriele da Volterra von den Minderen Brüdern mit einem Begleiter, und Magister Giovanni Terzo von den Augustinerbrüdern, auch er mit einem Begleiter; sie wollen zu dir kommen:” Caterinawollte ihnen entgegengehen und zu ihnen hinabsteigen, doch siehe, jene kamen ihr zuvor und traten in das Zimmer, wo sie und mit ihr auch wir alle waren. Nachdem die Jungfrau ihnen ihre große Ehrerbietung zum Ausdruck gebracht hatte, bot sie ihnen einen Platz zum Sitzen an; wir anderen aber standen neben ihnen, denn sie sagten, sie wollten mit Caterinanicht ohne Zeugen reden. Wie zwei unbändige Löwen, stolz und aufgebläht in der bösen Absicht, die in ihren Herzen keimte, begannen die genannten Magistri, jener reinen Jungfrau die kniffligsten theologischen Fragen zu stellen. Sie glaubten, sie würden sie wehrlos und verlassen von ihrem süßen Bräutigam Jesus Christus finden. Nachdem daher Magister Gabriele Dinge gesagt hatte, die ihm für sein Vorhaben passend erschienen, griff Magister Giovanni das Thema auf und fügte noch andere sehr schwierige Fragen hinzu. Sie glaubten und dachten, sie könnten ihre Fragen so verwirrend gestalten, dass jenes arglose Lamm davon völlig besiegt und bezwungen auf dem Kampfplatz zurückbleiben würde; dann hätten sie noch mehr freie Bahn, das Gift ihres bösen Strebens und der schlechten Absicht, mit der sie gekommen waren, über die Jungfrau zu ergießen. Doch der Heilige Geist, der die nicht verlässt, die auf ihn vertrauen, ertrug es nicht, seine niedrige Magd allein zu lassen, ja, er gab ihr solche Weisheit und Stärke, dass sie nicht nur diese zwei Gelehrten beschämte, sondern alle, und wären es tausend und zehntausend gewesen, bezwungen und über sie triumphiert hätte, gemäß dem Wort, das der Heilige Geist selbst durch den Mund des Propheten David gesprochen hat: “Fallen werden tausend zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten etc.” (Ps 91,7). Nachdem die zwei Männer, wie oben gesagt, ihre Fragen der Jungfrau vorgelegt hatten, verharrte diese mit zum Himmel gerichteten Augen eine Zeit lang, und auch die genannten Magistri schwiegen währenddessen und warteten auf die Antwort der Jungfrau. Da wandte sich Caterinamit ganz leuchtendem und von heiligem Eifer entflammtem Angesicht den besagten Lehrern zu, und obwohl sie zu ihnen nicht geringe Ehrerbietung hegte, sprach sie doch unter anderem folgende kühne Worte: “Ach, möge doch dieser eurer aufgeblasenen Weisheit Einhalt geboten werden! Wie ihr damit umgeht, bringt es euch Schaden, den anderen aber wenig Nutzen. Was sagt bei einem solchen Anlass dieser bestimmte Heilige? Was dieser und jener?”, und sie nannte ihnen viele Beispiele. Dann setzte sie fort und sagte: “Wie könnt ihr das begreifen? Ihr richtet euch doch nur nach den oben schwimmenden Rinden, ihr wollt doch nur den Geschöpfen gefallen und von ihnen Lob ernten; allein darauf ist euer Herz gerichtet. Aber, meine Väter, tut das nicht weiterhin, bei der Liebe Jesu Christi des Gekreuzigten!” Wie wunderbar ist es doch, davon zu berichten, wie zwei so glänzende Säulen so plötzlich auf die Erde stürzten, und wie aus zwei Wölfen Lämmer wurden und so plötzlich zur gegenteiligen Denkweise bekehrt wurden!

Der Erste, Magister Gabriele, hatte vorher mit solchem Aufwand gelebt, dass er in seinem Kloster aus drei Zellen für sich eine einzige gemacht und sie mit so prunkvollen Schmuckstücken und Möbeln ausgestattet hatte, dass es für einen Kardinal mehr als genug gewesen wäre; sein prächtiges Bett hatte seidene Decken und rings herum Vorhänge, und es gab noch so viele andere Kostbarkeiten, dass der Wert, wenn man noch die Bücher hinzuzählte, hundert Dukaten erreichte. Dieser Gelehrte wurde also durch die Worte, die die reine Magd Christi an ihn gerichtet hatte, vom Heiligen Geist berührt; er, der vorher durch den Scharfsinn der mächtigsten Männer nicht besiegt werden konnte, bekannte sich jetzt von dieser reinen und unscheinbaren Jungfrau für überwunden. Er wurde plötzlich von solchem Eifer erfasst, dass er die Schlüssel von seinem Gürtel nahm und zu uns allen, deren Namen ich oben angeführt habe, sagte: “Ist jemand hier, der bereit ist, um der Liebe Christi willen alles, was ich in meiner Zelle habe, zu verteilen und zu verschenken?” Es erhoben sich zwei von den oben Genannten, nämlich Nicolo Mino Cicerchia und Tommaso di Guelfaccio. Sie nahmen die Schlüssel entgegen und sagten zu ihm: “Was sollen wir tun?” Magister Gabriele antwortete ihnen: “Geht in meine Zelle und verteilt und verschenkt um der Liebe Gottes willen alles, was ihr dort findet, so vollständig, dass nur noch das für einen Mönch Allernötigste zurückbleibt.” Jene treuen Diener Gottes gingen und führten voll und ganz aus, was ihnen aufgetragen worden war. Sie verteilten in jenem Kloster alle Bücher an bestimmte arme, studierende Brüder, alles andere aber verschenkten sie so, wie es ihnen der Heilige Geist eingab, so dass sie in jener Zelle nur so viel zurückließen, wie es für einen armen Klosterbruder ausreichen konnte. Der besagte Magister Gabriele begnügte sich auch damit nicht: Obwohl er, wie ich oben sagte, Minister in seinem Orden war - ein Amt, das bei den Brüdern seines Ordens von nicht geringem Ansehen war -, begab er sich nach S. Croce in Florenz in das hochangesehene Kloster seines Ordens und verrichtete dort mit großer Demut an seinen Mitbrüdern, wenn sie im Refektorium zum Essen zusammenkamen, seinen niedrigen Dienst. Auch andere Dienste der Demut und Niedrigkeit nahm er jetzt auf sich, obwohl er ein so angesehenes Amt bekleidet hatte.

Der Zweite, Magister Giovanni Terzo, handelte ähnlich, ja, er ging noch viel weiter. Zwar hatte er nicht so viel zum Verteilen, aber auch er behielt wie der Erste von seiner ganzen Habe nur das Nötigste; hierauf verschenkte er gewissermaßen auch sich selbst, denn er verließ sogleich alles, was der Welt angehörte, und in gewisser Weise auch seinen Orden und folgte durch viele Jahre dieser heiligen Jungfrau Caterina, wohin immer sie ging, auch nach Avignon und dann nach Rom und in andere Gegenden bis zum Tod der Jungfrau. Er war einer von den drei Beichtvätern, die vom apostolischen Stuhl dafür bestimmt worden waren, die Beichte derer zu hören, die durch die heilige Jungfrau zur heilbringenden Buße gelangten, wie man es auch in der Legende in der zuverlässigen Schilderung durch Magister Raimondo da Capua lesen kann (Dieser war nicht nur Magister der heiligen Theologie, sondern auch General des gesamten Dominikaner-Ordens).

So kann also an diesen Beispielen jeder klar ersehen, wie groß die Kraft war, die dieser außergewöhnlichen Kämpferin von Gott verliehen worden war; hat sie doch sogar auf offenem Kampfplatz zwei so gewaltige Krieger niedergerungen, die sonst auch von einer Schar ihrer Widersacher nicht bezwungen werden konnten.

Solche Ereignisse oder ähnliche Begebenheiten wurden sowohl von mir als auch von anderen, die mit der heiligen Jungfrau Umgang hatten, täglich gesehen. Da aber in der oben zitierten Legende von vielen Geschehnissen dieser Art anschaulich die Rede ist, will ich mich zu diesem Thema nicht länger auslassen. Zu meinem Trost will ich nur eines sagen, was ganz wunderbar erscheint und worüber man nur aufs höchste staunen kann: Niemals habe ich einen Menschen gesehen - mochte er noch so übel gesinnt sein, und mochte er auch diesen oder jenen Rang oder Stand gehabt haben -, der zu der vom Heiligen Geist erwählten Jungfrau kam und nicht von ihr wegging, ohne sich sogleich zum Guten zu bekehren und sich sofort aufzumachen, seine Sünden im Sakrament zu bekennen, von seinen schlechten Taten abzulassen und ein tugendhaftes Verhalten und Wirken an den Tag zu legen. Wird nicht in gewisser Weise dasselbe in der Apostelgeschichte gelesen? (z.B. Apg X, 1-48)

 

4. Kapitel

 

Zusammengefasste Erzählung über Leute, die durch die Jungfrau von bösen Geistern befreit wurden; wie aus vielen Zeugnissen zu ersehen ist, waren dies sehr viele Menschen. Der Schreiber will nur von zweien, die in seiner Gegenwart von der Jungfrau auf wunderbare Weise befreit wurden, Zeugnis abgeben und die anderen unerwähnt lassen. Zuvor spricht er von der Macht der Jungfrau, zwischen verfeindeten Mitmenschen Frieden und Eintracht zu stiften, und wie sie zwischen zwei Adeligen aus Siena, die sich in ihren bestimmten, außerhalb der Stadt gelegenen Kastellen aufhielten, eine Versöhnung herbeiführte. In diesem Zusammenhang spricht er von den oben erwähnten zwei Personen, die, wie gesagt, in einem der genannten Kastelle auf wundersame Weise durch die Jungfrau von Dämonen befreit wurden.

Es würde zu weit führen, wollte man erzählen, wie viele Menschen, die von bösen Geistern erfasst und besessen waren, durch die Verdienste dieser Jungfrau befreit wurden. Weil aber über viele von zahlreichen Gewährsleuten berichtet wird und auch in der Legende diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet ist, will ich darüber hier nicht ausführlicher berichten. Von zweien aber, die neben anderen von Dämonen ergriffen waren und in meiner Gegenwart von der heiligen Jungfrau vollständig geheilt wurden, glaube ich nicht schweigen zu dürfen. So will ich also, wenn der Herr mir die Gnade gibt, darüber berichten.

Ich bezeuge also, dass ich stets in der Nähe dieser Jungfrau war, die der Heilige Geist zum Heil der Nächsten erkoren hatte. Da er wollte, dass das Licht nicht länger unter einem Gefäß verborgen bleibe, sondern auf einen Leuchter gestellt werde, damit es so allen im Haus den Glanz ihres vorbildlichen Lebens und ihrer heilbringenden Lehre spenden könne, und dass der so lange verborgene Schatz der Welt offenbart werde, wollte er, dass sie sich tätig und mehr als andere zum Heil seiner vernunftbegabten Geschöpfe entfalte. Unter anderen Aufgaben, an denen die Jungfrau Freude fand und für die sie gern Mühen auf sich nahm, sah sie es als besondere und auch dem Heil der Seelen dienende Verpflichtung an, unter Zwieträchtigen Eintracht und Frieden zu stiften, insbesondere wenn sie merkte, dass die Gefahr des Blutvergießens und Totschlags und damit des Todes für Leib und Seele drohe.

Es war, wenn ich mich recht erinnere, um das Jahr des Herrn 1378. Neben anderen in Zwietracht Lebenden gab es zwei mächtige und adelige Männer aus Siena, von denen jeder viele Kastelle besaß; der Name des einen war Cione di Sandro, der andere hieß ?Angelino Giovanni. Beide gehörten dem damals mächtigen Haus Salimbeni an. Als zwischen diesen zweien um ein Kastell, auf das beide Anspruch erhoben, eine schwere Fehde ausgebrochen war, drohte eine nicht geringe Gefahr, dass es auf beiden Seiten zum Tod vieler kommen könnte. Da die Jungfrau das ahnte, verließ sie, geführt vom Heiligen Geist, voll Eifer und mit großer Gemütsbewegung die Stadt Siena und begab sich zuerst in das Kastell Montepulciano, das zwischen den Burgen der zwei oben genannten Widersacher liegt. Hierauf reiste sie nach Castiglioncello weiter, wo gerade der genannte Cione di Sandro Aufenthalt genommen hatte; schließlich stieg sie zu der Burg hinauf, wo sich der andere, nämlich Angelino, aufhielt. Binnen kurzer Zeit vermittelte diese gepriesene Jungfrau unter Mitwirkung des Heiligen Geistes zwischen den besagten Männern volle Aussöhnung und einen guten Frieden, was viele andere Barone und mächtige Männer, die es versucht und sich dafür mehrere Male eingemischt hatten, nicht zuwege gebracht hatten.

Ich erkläre also, dass ich mit dieser heiligen Jungfrau in einem der Kastelle des oben genannten Angelino war, das Rocca a Tentennano heißt. Angelino weilte dort die meiste Zeit zusammen mit der verehrungswürdigen Baronin Donna Biancina, seiner Mutter, die die Schwester der Herren von Foligno war. Diese besagte Donna war von größter Hochachtung und  Ehrfurcht gegenüber der Jungfrau erfüllt; darum veranlasste sie, dass diese Tag und Nacht in ihrer Nähe sei. Da sich der Ruf von der Heiligkeit der Jungfrau nach allen Seiten hin verbreitete, geschah es eines Tages, dass unter anderen eine Gruppe von etwa zwölf oder dreizehn Personen eintraf. Die Leute kamen von einem Kastell der Grafschaft Siena, das Roccastrada heißt. Sie führten einen Mann mit sich, der auf einem Saumtier mit vielen Seilen festgebunden war; außerdem war er noch an Händen und Füßen mit Eisenketten gefesselt. Der derart Gefesselte galt als so wild und rasend, dass keiner es wagte, ihm nahe zu kommen, weil er eine Person, die sich ihm genähert hätte, neben anderen Attacken auch mit den Zähnen zerfleischt hätte. Das Zischen und Heulen, das er ausstieß, war so schrecklich, dass es eher aus der Hölle als aus der Menschenwelt zu kommen schien. Die Männer brachten also den so Gefesselten und Gebundenen in die besagte Burg des Angelino, um ihn der heiligen Jungfrau zu Füßen zu legen. Als sie das Burggelände betreten hatten und zu dem Platz gekommen waren, wo sich der erwähnte Angelino mit seiner Mutter und seiner ganzen Familie aufhielt (der Ort wurde Lo Sprone genannt), legten sie den besagten Besessenen mit nicht geringer Furcht in dem großen Hof, der dort war, auf die Erde und ließen ihn dort in Fesseln zurück. Hierauf betraten zwei Männer von denen, die den Besessenen gebracht hatten, den Innenraum, wo die besagte Donna Biancina mit der heiligen Jungfrau Caterinawar. Die genannten zwei baten die besagte Herrin Biancina beiseite und sagten ihr heimlich ein paar Worte; dann gingen beide wieder von ihr weg. Donna Biancina ließ eine gewisse Zeit verstreichen, dann sagte sie mit vielen schmeichelnden und freundlichen Worten zu der gepriesenen Jungfrau Caterina: “O meine liebe Mama” - das Wort “Mama” gebrauchten alle, die eine besonders innige Zuneigung zu der Jungfrau hatten -, “gehen wir doch ein wenig nach außen; vielleicht werden wir dann auch noch weiter gehen!” Auf diese Worte antwortete die Gesegnete mit großer Demut und sagte: “Meine Mutter, ich weiß sehr wohl, dass dies nicht die Stunde ist, zu der Ihr von hier weggehen wollt; wenn es aber so weit sein wird, will ich Euren Geboten nachkommen.” Mit solchen und ähnlichen Worten weigerte sich die Jungfrau hinauszugehen, denn durch die Belehrung des Heiligen Geistes wusste sie ganz deutlich von innen, was sie auf den Wunsch der besagten edlen Frau draußen tun sollte. Als aber trotz vieler Einwände die Herrin auf ihrem Willen beharrte und mit ihren Worten die Jungfrau bedrängte hinauszugehen, jene dagegen sich mit allen Mitteln sträubte, denn mehr als alles vermied sie jede Handlung, die ihre Heiligkeit offenbaren könnte, ließ sie sich endlich doch durch die Bitten und in gewisser Weise geäußerten Befehle der besagten Baronin umstimmen, und da sie es als wahre Tochter des Gehorsams nicht verstand, sich irgendeinem Befehl zu widersetzen, neigte sie ihr Haupt und ging zusammen mit der erwähnten Donna Biancina aus dem Zimmer. Wir anderen, die wir dort mit ihr waren, folgten ihnen; nach der Schätzung meines Erinnerungsvermögens waren wir mehr als vierzehn Personen beiderlei Geschlechtes.

  Wir alle befanden uns also in dem besagten Hof, wo der Besessene war, festgebunden wie zuvor. Plötzlich, als er die Jungfrau Caterinasah, stieß er so schreckliche Schreie aus, dass wir alle wie betäubt oder vom Donner gerührt stehen blieben. Dann wälzte er sich mit seinem ganzen Leib auf der Erde und vollführte die schändlichsten Handlungen und Gesten. Wenn er nicht, wie gesagt wurde, vielfach gefesselt gewesen wäre und wenn die Kraft der Dienerin Gottes ihn nicht gehemmt hätte, dann, glaube ich, hätte er manche der Herumstehenden in Gefahr gebracht. Als die gepriesene Jungfrau den Menschen in dieser so erbärmlichen Lage sah,  wandte sie sich an die oben genannte Baronin und sagte: “O Herrin, was hat dieser Arme getan, dass die Männer ihn so fest gebunden haben? Bei der Liebe Jesu Christi, sagt ihnen, sie sollen ihn losbinden, damit er nicht länger solche Qual erleidet!” Die Herrin sagte zu ihr: “Sie haben große Angst vor ihm, da er mit Zähnen und auf jede nur mögliche Weise Personen, die ihm nahe kommen, vernichtet. Aber befiehl du ihnen, was du möchtest, dass sie tun, und sie werden deinen Befehl ausführen.” Da bat die gepriesene Jungfrau jene Männer mit großer Demut und mit den freundlichsten Worten und sagte: “Meine lieben Brüder, lasst nicht zu, dass dieses Geschöpf Gottes solche Strafe erleiden muss. Bindet ihn los und stärkt ihn, denn nun leidet er nichts Böses mehr. Bei der Liebe Gottes, lasst ihn frei und erquickt ihn!” Jene antworteten der Jungfrau und sagten: “O Herrin, bisher haben wir stets nicht geringe Angst vor ihm gehabt, und er hat einige von uns übel zugerichtet; jetzt aber sind wir bereit und gewillt, Euren Befehl auszuführen, wenn nur Ihr keinen Schritt von hier weggeht!”

Die vielgerühmte Jungfrau blieb nicht nur dort stehen, sondern wandte sich auch dem Gefesselten zu, ging einige Schritte auf ihn zu und sagte: “Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, bindet ihn los!” Kaum hatte sie das gesagt, verstummte jener Mann, der sich zuvor wie der wildeste Löwe gebärdet hatte, und streckte sich völlig wie tot auf der Erde aus. Die besagten Diener näherten sich ihm, wenn auch nicht ohne große Furcht, nahmen ihm alle Stricke ab und streiften ihm auch die eisernen Ketten von Händen und Füßen ab. Er aber zeigte nicht die geringste Regung; es schien, als wäre er ein toter Körper. Dann sagte die Jungfrau zu den erwähnten Männern: “Richtet ihn auf und stärkt ihn mit irgendetwas Essbarem, denn das Einzige, woran er leidet, ist seine außergewöhnliche Schwäche; das wird offenkundig werden, denn sobald sein Leib mit Speise gestärkt sein wird, wird er euch in gewisser Weise nicht mehr als der erscheinen, der er war.” Die Leute, die ihn hergebracht hatten, hoben ihn auf und gaben ihm zu essen und zu trinken. Jener Besessene war zwar noch ganz erschöpft durch die vielen Stöße und Streiche, die er von den bösen Geistern erlitten hatte, aber er war jetzt wieder der, der er gewesen war. Er war ganz erstaunt über den Platz, an dem er sich jetzt sah, und über die vielen Menschen, die ihn umringten; an sein oben geschildertes Verhalten aber konnte er sich nicht im Geringsten erinnern. Er beugte sich demütig vor der Jungfrau Caterina, und sie machte über ihn das Zeichen des heiligsten Kreuzes. So kehrte der besagte Mann auf eigenen Füßen und völlig geheilt und befreit mit seiner ganzen Begleitung nach Hause zurück und erlitt im übrigen bis zum heutigen Tag keine ähnliche Anfechtung mehr.

Ferner habe ich, der oben erwähnte Herr Francesco, gesehen, dass im besagten Jahr und Monat ein anderer Mensch zu derselben Burg gebracht wurde, der, wie ich mich erinnere, aus einem der Kastelle des oben genannten Angelino Salimbeni kam. Er war von einem oder mehreren bösen Geistern besessen. Diese waren stumm und hielten lange Zeit an dieser Art der Belästigung fest, das heißt, sie gaben niemals auch nur das kleinste Wörtchen von sich. Als sich aber der Ruf der Jungfrau verbreitete, brachten die Eltern diesen Beklagenswerten zum Kastell der besagten Burg, um ihn der heiligen Jungfrau zu Füßen zu legen. Sie hegten den festen Glauben, dass der Besessene sogleich, wenn er in ihrer Nähe wäre, die Wohltat der Heilung erlangen würde. Während also die besagten Eltern den Besessenen herbeibrachten, sprach dieser auf dem ganzen Weg nicht ein einziges Wort; die Betreuer aber gaben vor, ihn anderswohin zu bringen, als sie es in Wirklichkeit taten. Die bösen Geister jedoch merkten, dass sie vor das Angesicht ihrer Widersacherin und Feindin gebracht würden. Als sich der Besessene der Burg näherte, begann er sogleich in große Raserei zu verfallen; in dieser Wut fing er an zu sprechen und sagte: “Ihr wollt mich zu jener bringen, die meine grausamste Feindin ist und mich verfolgt, wo immer ich gehe. Aber ich verspreche euch: Jedem von euch wird dieser Weg teuer zu stehen kommen!” Dann riefen sie mit größter Wut und lautem Zischen: “Weh mir, weh mir, wohin bringt ihr mich?”

Während er so schrie, betraten sie die Burg und gelangten zu dem oben erwähnten Platz, der Lo Sprone heißt. Die oben genannte Donna Biancina befand sich mit der gepriesenen Jungfrau Caterinaund mit vielen anderen Männern und Frauen, unter denen auch ich, der unwürdige Herr Francesco war, in einem Saal. Der besagte Besessene wurde also zu der gepriesenen Jungfrau geführt. Obwohl er ein schreckliches Brüllen ausstieß, die größte Raserei an den Tag legte und den Saal mit Schrecken einflößendem Verhalten betreten hatte, entwand er sich sogleich, als er dort war, den Händen aller, die ihn führten, und stürzte plötzlich zu Boden und zu den Füßen der glorreichen Jungfrau Caterina, die nach ihrer Gewohnheit am Boden saß. Der von den Dämonen beherrschte Mann aber sprach von da an kein einziges Wort mehr, keinen Satz und keine Silbe, sondern lag auf der Erde, als wäre er tot. Da empfand die heilige Jungfrau tiefstes Mitleid mit ihm, sie brach in Tränen aus und barg das Haupt des Besessenen in ihrem Schoß. Wir alle aber, die wir um sie herum standen, warteten schweigend und gespannt auf den Ausgang der Sache. Die heilige Jungfrau hob ihre Augen zum Himmel, und ihr ganzes Antlitz leuchtete und strahlte. Während sie in ihrem Herzen schweigend mit ihrem ewigen Bräutigam Zwiesprache hielt, sahen wir, wie plötzlich aus dem Leib des im Schoß der Jungfrau liegenden Besessenen eine so ungeheure Menge von Läusen hervorkroch, dass wir bei dem Anblick ganz betroffen waren. Alle diese Läuse breiteten sich nach allen Seiten über die Kleider und Tücher der Jungfrau aus. Wir aber, die wir nur das Äußere und nicht das Innere sahen, begannen zu rufen: “O mamma nostra, nehmt doch diesen Menschen weg von Euch! Seht Ihr nicht, dass er Euch mit Läusen ganz voll macht?” Da begann jene mit einer demütigen und ehrfürchtigen Geste auf ihre Art zu lächeln und sagte: “Habt keine Sorge, sie werden nicht lange hier bleiben!” So war es; nach kurzer Zeit verschwanden sie so vollständig, dass nicht eine einzige zurückblieb, die noch von jemandem hätte gesehen werden können. Dann sagte die gesegnete Jungfrau zu dem in ihrem Schoß Liegenden: “Steh auf, mein lieber Bruder, bleib nicht länger liegen! Erhebe dich und fasse Mut, denn du wirst nichts Böses mehr erleiden; einzig deine körperliche Schwäche wird dir zu schaffen machen.” Sogleich ließ sie sich Brot und Wein bringen, tränkte einen Bissen Brot mit Wein und reichte ihn mit ihren heiligen Händen dem Menschen zum Essen. So wurde jener auf wundersame Weise gestärkt und völlig geheilt und kehrte auf eigenen Füßen mit den anderen, die ihn herbeigebracht hatten, nach Hause zurück. Sie alle lobten und priesen Gott in seiner Heiligen und statteten auch der heiligen Jungfrau selbst ihren Dank ab.

An den oben berichteten zwei Wundern aber waren mehr als dreißig Personen beiderlei Geschlechtes anwesend. Unter ihnen war die oben genannte Baronin Donna Biancina, ferner ihre Tochter Donna Ysa, dann Bruder Raimondo da Capua, der lange Zeit später General des Predigerordens war (er war einer von den Beichtvätern der Jungfrau), Tommaso dalla Fonte aus demselben Orden, der erste Beichtvater der Jungfrau, Neri di Landoccio Pagliaresi und Gabriele Piccolomini, beide aus Siena, und viele andere Männer und zahlreiche Frauen von dem Orden von der Buße des heiligen Dominikus und von anderen Orden. Auch ich, Herr Francesco, war unter den oben Genannten, ebenso noch viele andere, deren Namen hier zu nennen ich zu Gunsten der Kürze unterlasse. Und weil darüber auch in der Legende ausführlich erzählt wird,  beende ich dieses Thema und gehe dazu über, von einigen anderen Wundertaten der Jungfrau zu berichten, die ich mit eigenen Augen gesehen habe.

 

5. Kapitel

 

Weiterer Bericht des Testators: In den vielen Monaten, in denen er ohne Unterbrechung in den oben genannten und anderen nahe gelegenen Plätzen mit Caterina zusammen war, erlebte er im Zusammenhang mit der Jungfrau neben den oben geschilderten Wundertaten noch sehr viele andere, etwa, dass er aus ihrem Mund niemals ein Wort hörte, das nicht in gleicher Weise nützlich und erbauend gewesen wäre, oder dass er sah, wie sie im Gebet oder nach dem Empfang des Leibes Christi so sehr ihrer Sinne entrückt wurde, dass sie auch nicht durch Stiche aus der Verzückung gerissen werden konnte und ihre Glieder eher gebrochen als gebeugt werden konnten; er sah auch, dass der ganze Körper der Jungfrau eine Elle hoch emporgehoben wurde und eine Zeit lang so verharrte. Beim Empfang der Kommunion flog die geweihte Hostie wie ein Pfeil aus den Händen des Priesters in ihren Mund; und wie er selbst, so haben dies viele andere gesehen. Einer von ihnen war ein gewisser Ser Anastagio di Montalcino, der in Versen sehr viel über sie schrieb und in seinen Gedichten sowohl von dem oben Gesagten als auch von anderen Dingen berichtete. Der Schreiber schildert ferner die wundersame Weise, mit der die Jungfrau in der erwähnten Zeit, in der er ständig in ihrer Nähe war, Nahrung zu sich nahm.

Ich, der oben genannte Herr Francesco, versichere und bezeuge ferner: Wenn ich auch gleich am Beginn viele Wundertaten dieser ruhmreichen Jungfrau gesehen habe, so habe ich doch in den vier Monaten, in denen ich, wie oben gesagt, ohne Unterbrechung in den oben erwähnten Gebieten mit der Jungfrau zusammen war, ebenso wie viele andere Männer und Frauen, von denen die Rede war, infolge der ständigen Nähe zu ihr und in Verbindung mit ihr in ihrem Leben ganz erstaunliche Begebenheiten erfahren, die über jedes menschliche Begreifen gehen und meine Fassungskraft völlig übersteigen. Und obwohl auch ich viele und verschiedene und von Gott auf mannigfache Weise in seiner süßen Braut gewirkte Wunder gesehen habe, wird doch, wie ich schon mehrmals gesagt habe, in ihrer Legende mit größerer Ordnung und vollständiger sowohl über die Dinge, von denen ich etwas berichten will, als auch über viele andere Begebenheiten erzählt; zur Ehre Gottes und seiner erwählten Braut aber und noch mehr zur Entlastung meines Gewissens will ich, mag ich auch der Unwissendste von allen sein, so kurz wie möglich einiges über Ereignisse sagen, die ich gesehen und mit Händen gegriffen habe, als ich dieser geliebten Braut Christi ganz besonders nahe war.           

Zuerst versichere ich, dass ich in der ganzen erwähnten Zeit, in der ich mit der Jungfrau zusammen war, in Montepulciano, in den Ländereien der Herren Salimbeni, in der Abtei S. Antimo oder in irgendeinem anderen Ort, wohin Caterina gegangen war, niemals aus ihrem heiligen Mund auch nur das kleinste Wörtchen gehört habe, das nicht ganz erbaulich und heilig gewesen wäre – ganz zu schweigen von einem törichten oder müßigen Wort –; niemals redete sie ohne großen Gewinn und Nutzen für die Nächsten.

Ebenso erkläre ich, dass ich gleichsam unzählige Male diese Magd Christi gesehen habe, wie ihr Körper bei ihren Gebeten und vollends beim Empfang der heiligen Kommunion völlig in Ekstase fiel und sich von allen körperlichen Sinnen löste; und wäre jemand so weit gegangen, den Leib mit irgendwelchen spitzen Gegenständen zu durchbohren, hätte sie erkennen lassen, dass der Körper ohne Empfindung war. Darüber hinaus erwiesen sich alle Glieder des besagten Leibes so dürr und abgestorben, dass jedes einzelne Glied, das jemand irgendwie bewegen wollte, eher wie eine Glasscherbe gebrochen wäre, als dass man es irgendwie hätte biegen oder beugen können. Und dies konnte von allen deutlich beobachtet werden, wenn sie in einem solchen Zustand war.

Darüber hinaus habe ich, so unwürdig ich auch bin, mehrere Male mit eigenen Augen gesehen, wie sich der Körper dieser heiligen Jungfrau, wenn er, wie gesagt wurde, völlig seiner Sinne entrückt war, allmählich von der Erde hob und mehr als eine Elle vom Boden losgelöst in der Luft schwebte; dies dauerte bisweilen so lange, wie man braucht, den Psalm “Erbarme dich meiner, o Gott” (Ps 50) zu beten, bisweilen aber kürzer, wie es ihrem Bräutigam gefiel. Und weil mein Glaube und der Glaube einiger anderer schlafend oder eher, wie ich sagen kann, gleichsam tot war, wollten ich und einige von den anderen mehr als einmal eine Bestätigung darüber finden; wir schoben unsere Hände zwischen sie und den Boden und fanden wirklich, dass es so war: Der Leib der besagten Jungfrau war gänzlich vom Boden emporgehoben! Dafür rufe ich unseren Herrn Jesus Christus als Zeugen an, aber auch viele Männer und Frauen, die auch darüber Gewissheit haben wollten. Was hier geschehen ist, ist wahr.

Ebenso sage ich noch, dass ich oftmals gesehen habe, wie die Jungfrau die Kommunion empfing und hierauf immer in Ekstase versank, wie es schon gesagt wurde; und wenn der Priester ihr den Leib des Herrn reichen wollte, und ehe er ihr noch damit eine Hand breit nahe gekommen war, flog die geweihte Hostie auf wunderbare Weise aus den Händen des Priesters und trat schnell wie ein Pfeil in den heiligen Leib der Jungfrau ein. Jeder, der anwesend war, hätte dies deutlich sehen können, denn immer wenn sie kommunizierte, trug sich dieses wundersame Ereignis zu. Ich erinnere mich, dass einmal während der Kommunion der Jungfrau unter anderen auch ein weiser Mann anwesend war, der Ser Anastagio di Montalcino hieß. Er bemerkte das erwähnte wundersame Ereignis und verfasste darüber und über viele andere die Jungfrau betreffende Begebenheiten, die er persönlich gesehen und gehört hatte, in Versform mancherlei Darstellungen, in denen er das Gesagte erwähnte und darüber mit großer Feinheit Zeugnis ablegte.

Darüber hinaus erkläre und versichere ich: Solange ich in dem erwähnten Zeitraum mit der genannten heiligen Jungfrau beisammen war, habe ich gesehen, dass sie nur von der heiligen Kommunion lebte, und keine leibliche oder irdische Speise in ihrem Körper bleiben konnte. Um jedoch unseren blinden Herzen und überhaupt jedem Menschen auch nur den geringsten Anlass, darüber zu murren, zu nehmen, und um in ihrem heiligen Leib noch größere Pein zu ertragen, nahm sie ein wenig Salat oder einige rohe Kräuter oder irgendwelche Früchte zu sich; sobald sie solche Speisen ein wenig gekaut oder mit den Zähnen zerbissen hatte, drehte sie sich um und spuckte sie aus. Wenn irgendeine feste Substanz oder irgendein Saft von den genannten Speisen in den Magen der Jungfrau gelangte, konnte sie nirgends Erleichterung finden, ehe nicht alles wieder vollständig erbrochen war. Bei diesem Erbrechen erlitt die Jungfrau solche Pein, dass ihr ganzes Gesicht verquollen war, und so ertrug sie schreckliche Foltern und Qualen, bis jene Flüssigkeit auf dem gleichen Weg, auf dem sie in den Körper gelangt war, wieder nach außen erbrochen war. Der Vorgang des besagten Erbrechens aber war der: Sie sah sich gezwungen, sich mit einer ihrer Gefährtinnen zurückzuziehen, dann trank sie kaltes Wasser und würgte mit Hilfe eines Fenchelhalmes oder einer Feder, die sie in die Speiseröhre steckte, unter unerträglichen Schmerzen alles, was in der erwähnten Weise in den Magen gekommen war, heraus. So musste sie es immer machen, sooft sie auf die besagte Art irgendeine Speise oder eine Flüssigkeit zu sich genommen hatte. Sie gab deshalb diesem Vorgang den Namen “Gerechtigkeit”, und wenn sie zu seiner Ausführung gehen musste, sagte sie daher: “Gehen wir zur Gerechtigkeit.” Und jenes Wort war wirklich der Begriff, den sie sich zu eigen gemacht hatte. Ich habe sie viele Male in Todesgefahr gesehen; so schrecklich war die Qual, die sie ertrug, bis endlich ihr Magen von dem, was hineingelangt war, gereinigt war. Ich und noch sehr viele andere haben dies gleichsam unzählige Male gesehen. Weil aber über diesen Hergang in der Legende ausführlich berichtet wird, und außerdem durch die Aussage vieler Männer und Frauen, die es wie ich mit eigenen Augen gesehen haben, der Beweis für völlig klar erachtet werden kann, beende ich dieses Thema und wende mich anderen Wundertaten dieser Jungfrau zu.

 

6. Kapitel

 

Erzählung über die erstaunliche Leidensfähigkeit der Jungfrau, die sie stets zeigte, sowohl bei Todesfällen von Angehörigen als auch gegenüber ihren eigenen auffälligen und gleichsam zahllosen körperlichen Krankheiten und gegenüber dem sie unablässig quälenden Unterleibsleiden. Sie nannte die Schmerzen besondere Gaben Gottes. Sie zeigte ihre Stärke auch im Ertragen der Ungerechtigkeiten, die ihr auf jede Weise zugefügt wurden, und vergalt sie mit Gebeten oder anderen Gefälligkeiten; einzig bei Beleidigungen Gottes erwies sie sich als unnachsichtig. In der ganzen Zeit, in der der Testator mit der Jungfrau beisammen war, sah er an ihr nur dann ein erzürntes Antlitz, wenn, wie oben gesagt wurde, Gott beleidigt wurde.

Wie hell aber die Tugend der Leidensbereitschaft in dieser Jungfrau erstrahlte, davon zu erzählen oder auch nur daran zu denken wäre schwierig. Was immer ihr begegnete, sei es am eigenen Leib, sei es an ihrem eigenen Geschick oder am Schicksal ihrer Familie, ob in Bezug auf zeitliche Güter oder deren Entwicklung nach dieser oder jener Seite, ob Gott oder Geschöpfe die Ursache waren: Niemals konnte diese festeste Säule fallen oder auf irgendeine Weise zum Wanken gebracht werden.

Davon habe ich die eindeutigste Erfahrung gemacht und im Verlauf einer langen Zeit Einblick gewonnen. Darum sage ich erstens: In der Zeit, als ich mit vielen anderen begonnen hatte, mich  der heiligen Jungfrau anzuschließen, hat Gott innerhalb einer kurzen Zeitspanne neben anderen auch zwei ihrer Brüder zu sich gerufen. Dies war nicht nur für ihre Familie, sondern auch für andere ein schwerer Verlust, weil sie zwei hervorragende Kaufleute waren. Man konnte aber dennoch nicht im Geringsten wahrnehmen, dass ihr Tod bei der Jungfrau bittere Trauer hervorrief; wir sahen eher, dass sie Freude und Heiterkeit ausstrahlte und sogar ihre Mutter und die anderen Angehörigen zurechtwies. So verhielt sie sich bei jedem anderen Verlust eines Menschen, den sie erlitt, mochte der Betreffende mit noch so engen Banden der Verwandtschaft mit ihr verbunden gewesen sein.

Zweitens sage ich, dass die Jungfrau neben diesen Schicksalen niemals ohne die schwersten und fast unzählbaren körperlichen Krankheiten leben durfte. Insbesondere und beinahe ohne Unterbrechung wurde sie von einem Unterleibsleiden gequält. Es ist dies wohl die schrecklichste und schmerzhafteste Krankheit, die man haben kann; wer sie am eigenen Leib erfahren hat, weiß sehr wohl, dass ich nicht lüge. Dennoch habe ich niemals erlebt, dass dieser Spiegel der Leidensbereitschaft auch nur die geringste Regung der Ungeduld gezeigt hätte; ihr Antlitz war stets heiter und lächelnd, und sie ermutigte auf heitere Weise auch alle Menschen ihrer Umgebung zu der Tugend dieser Bereitschaft. Sie nannte jene Schmerzen die süßesten und besonderen Gaben Gottes und fügte noch hinzu, dass wir Menschen einer solchen Gnade nicht würdig wären, denn der Herr wolle die ewige Strafe, die wir verdient hätten, in eine zeitlich begrenzte Qual umwandeln. So ermunterte sie wie eine Mutter alle ihre Söhne und Töchter in Christus zu der erwähnten heiligen Leidensbereitschaft.

Darüber hinaus sage ich drittens: Die Stärke und Standhaftigkeit der Jungfrau gegen Ungerechtigkeiten, die ihr am eigenen Leib oder auf irgendeine andere Weise durch Wort oder Tat zugefügt wurden, war so groß, dass alle aus ihrer Umgebung, die das wahrnahmen, gleichsam gelähmt und betäubt erschienen, vor allem deswegen, weil sie sich bemühte, allen, die ihr Unrecht taten, mit Gebeten, Dienstleistungen und allen ihr möglichen Handlungen zu antworten; ja es schien, dass sie sich daran nicht genug tun konnte. Wenn sie dagegen auch nur die kleinste Beleidigung Gottes sehen musste, konnte sie dafür keine Duldsamkeit finden, sondern geriet darüber in heftigen Zorn. Da aber über diese erstaunliche Geduld der Jungfrau in der Legende sehr ernsthaft berichtet wird, will ich dieses Thema nicht länger ausführen. Zusammenfassend aber erkläre ich: In den vielen Jahren, in denen ich in der Nähe dieser heiligen Jungfrau war, habe ich ihr Antlitz niemals erzürnt oder aus wahrer Gemütsruhe gerissen erblickt, ausgenommen nur, wenn, wie gesagt wurde, eine Beleidigung der Gottheit der Grund war.

 

7. Kapitel

 

Bericht von dem bewunderungswürdigen Gehorsam der Jungfrau. Er war so stark, dass im Zustand der Ekstase, in dem sie mit dem Göttlichen so eng verbunden war, dass kein Schwert sie von der besagten Vereinigung hätte trennen können, einzig der Gehorsam diese Loslösung bewirken konnte, das heißt, wenn ihr unter Berufung auf den Gehorsam aufgetragen wurde, zur Besinnung zurückzukehren. Ihr Gehorsam war Gott besonders lieb. Wie die Jungfrau diese und andere Tugenden glänzend in dem Buch darlegt, das sie im Zustand der Sinnesentrückung auf wunderbare Art verfasste, indem sie es gleichzeitig mehreren Schreibern diktierte (so konnte auf keine Weise beim Schreiben ein Fehler unterlaufen), von denen einer der Testator selbst war.

Ich behaupte außerdem, dass diese Jungfrau vom Heiligen Geist als wahre Tochter des Gehorsams erwählt wurde. Nach meiner geringen Einsicht kann man dies unter anderem deutlich aus dem ersehen, was ich in diesem Zusammenhang jetzt erzählen will. Wie schon gesagt wurde, fiel die Jungfrau sehr oft in geistige Verzückung und war so sehr ihrer Sinne beraubt und von ihnen losgelöst, dass ihr Körper keine Empfindung hatte, als wäre er tot, wie alle, die Augenzeugen waren, erkennen konnten; doch auf Befehl ihres geistlichen Vaters, der sie in der Kraft des heiligen Gehorsams anwies, wieder zur Besinnung zu kommen, kehrte sie, wie man sehen konnte, sogleich wieder zu ihren leiblichen Sinnen zurück, so schwer es ihr auch fiel. So zeigte sich in der Jungfrau die Tugend des Gehorsams gleichsam in höchster Vollendung. Denn weder ein Schwert noch sonst eine Gewalt konnte sie den Sinnen zurückbringen, da ihr in diesem Zustand die Verbindung mit Christus lieber als alles andere war; durch die Macht des Gehorsams aber kehrte sie, wie gesagt wurde, vor den Augen aller zum Gebrauch der Sinne zurück. So konnte sie deshalb selbst einmal sagen, dass sie am Beginn ihres Lebens in der Öffentlichkeit mehr durch die Ausübung dieser Tugend des Gehorsams das Gefallen ihres Bräutigams gefunden hatte als durch jedes andere Verhalten, das sie zeigte. Wenn aber jemand genauere Kenntnis erlangen möchte, wie sehr die Jungfrau von dieser Tugend beherrscht wurde, dann lese er ihre Legende; dort wird er die Wundertaten finden, die Gott durch Caterina in der Kraft des heiligen Gehorsams, der so vollkommen in ihr lebte, gewirkt hat. Dasselbe wird jeder finden, der das bewunderungswürdige Buch liest, das sie in ihrer Umgangssprache verfasste. Darin spricht sie über alle Tugenden und Laster und auch über alle Täuschungen, die die Dämonen den Menschen bereiten können, und ebenso, wie man sich davor schützt. Bezeichnend fügt sie in diesem Buch auch eine glänzende Abhandlung über den Gehorsam ein. Daran kann jeder, der diesen Abschnitt liest, klar erkennen, wie sehr die heilige Jungfrau diesem heiligen Gehorsam ergeben war.

Ich habe auch gesehen, dass diese Magd Christi Caterina durch die Kraft des Heiligen Geistes viele Briefe mehreren Schreibern zur selben Zeit diktierte, insbesondere dreien gleichzeitig, nicht nur einmal, sondern gleichsam unzählige Male und viele Jahre hindurch. Während einer langen Zeit waren folgende Personen die Schreiber der Jungfrau: Der erste war der oben genannte Neri Landocci da Siena, der schon zum Herrn in die Ewigkeit eingegangen ist, der zweite war Stefano di Corrado Maconi da Siena, der als Angehöriger des Kartäuserordens noch lebt; der dritte, wenn auch unwürdig, bin ich, Herr Francesco, Sohn des Herrn Vanni da Siena.

Ich erkläre auch: Wenn diese Jungfrau diktierte, bedurfte ihr Diktat niemals einer Korrektur, einer Ergänzung oder Streichung, außer wenn von unserer Seite irgendein Fehler gemacht worden war. Dies zeigte sich sogar dann, wenn sie großen Prälaten, Herren und Gebietern schrieb, und es war kein Hindernis, dass sie niemals an anderen Orten gewesen war, um lesen oder schreiben zu lernen; ihre einzige Schule waren die Schulen des Heiligen Geistes, der Unwissende und Ungebildete zu Gelehrten und Meistern macht. Ich glaube daher nicht unerwähnt lassen zu dürfen, was wir drei Schreiber einmal erlebten und was nach meinem Urteil nicht ohne ein großes Wunder geschehen konnte. Als sie einmal diktierte und wir drei gleichzeitig zum Schreiben bereit waren, traf es sich, dass einer von uns einen Brief schrieb, der Papst Gregor XI. seligen Gedenkens überreicht werden sollte, der zweite einen anderen Brief, der an Signore Bernabo Visconti, den damaligen Gebieter von Milano, gerichtet war, der dritte aber schrieb einen Brief, der für einen berühmten Herrn bestimmt war, dessen Name mir gerade nicht in den Sinn kommt. Sie aber diktierte bald dem einen, bald dem anderen, jetzt mit bedecktem Haupt, dann mit zum Himmel gerichtetem Haupt und mit gekreuzten Armen; oftmals fiel sie in Ekstase, und dennoch diktierte sie auch in diesem Zustand.

Ich erinnere mich auch, dass sie einmal nur einem von uns diktierte und nur an ihn ihre Worte richtete, aber jeder von uns dieselben Worte schrieb, weil jeder von den zwei anderen glaubte, dass sie auch zu ihm spreche und ihm diktiere. Als wir es bemerkten, glaubten wir, etwas falsch gemacht zu haben; darum fragten wir sie, für wen ihr Diktat gedacht gewesen wäre, da jeder von uns es Wort für Wort aufgeschrieben hätte. Sie antwortete gütig und sagte: “Meine lieben Söhne, macht euch darüber keine Sorgen, denn durch das Wirken des Heiligen Geistes habt ihr das getan. Wenn der Brief beendet ist, werden wir sehen, wie die diktierten Worte zu unseren Bestrebungen passen werden, und dann werden wir unsere Entscheidung treffen, wie es ersprießlich ist.” Doch wie erstaunlich: Die diktierten Briefe sollten, wie gesagt wurde, an verschiedene Herren gesandt werden und beinhalteten mancherlei Themen, doch alle die diktierten Worte, die von den zwei anderen von uns geschrieben wurden, passten beim Lesen derart zu der Absicht und Vervollständigung eines jeden der drei besagten Briefe, dass keiner von ihnen ohne diese Worte vollständig gewesen wäre. Daran kann man klar ersehen, in welch großer Fülle der Heilige Geist in dieser Jungfrau wohnte, weil sie in jeder Angelegenheit, von welcher Art sie auch sein mochte, die angestrebte Wirkung erzielte. So trugen auch alle Briefe, die die Jungfrau an so viele Personen jedes Standes und Ranges aussandte, durch das Wirken der göttlichen Gnade wunderbare Früchte.

 

8. Kapitel

 

Erzählung über die Liebe der Jungfrau, die ganz besonders dem Heil der Nächsten galt. Die Liebe war so groß und ungebrochen bis zum Äußersten, dass sie für die Nächsten ihren Leib jeder Todesart und jeder Marter preisgegeben hätte. In dieser erwähnten Liebe stand sie Tag und Nacht für außerordentliche Ansprachen und Belehrungen bereit. Darum hatte die Jungfrau einen so erstaunlichen Zulauf, dass einmal bei der Abtei von S. Antimo im Komitat Siena in Anwesenheit auch des Schreibers dieser Bezeugung die Zahl der Personen beiderlei Geschlechtes, die zu ihr herbeiströmten, in die Tausende ging. Damals waren mehrere Beichtväter beschäftigt, die Papst Gregor XI. zur Erteilung der Absolution der Jungfrau zugewiesen hatte, und die ihr folgten, wohin sie auch ging.

Ich habe in dieser rühmenswerten Jungfrau auch eine Liebe bemerkt, die so weit ging, dass sie für das Heil der Nächsten ihren Leib tausendmal am Tag dem Feuer und jeder Folter hingegeben hätte. Es schien, als könnte sie Tag und Nacht niemals müde werden, sich um das Heil eines jeden mit Gebeten, Worten, heiliger Belehrung und beispielgebenden Handlungen zu bemühen; sie nahm auch die körperlichen Strapazen eines Weges oder Aufenthaltes auf sich, sooft sie es für nötig hielt. In der Verwirklichung ihrer so großen Liebesglut, die in ihr brannte, hätte sie sich niemals, weder bei Tag noch bei Nacht, Ruhe gegönnt, wo und worin auch immer sie die Ehre Gottes oder das Heil des Nächsten sah.

Ich habe auch erlebt, dass die heilige Jungfrau in der oben erwähnten Zeit, in der sie zwischen  den besagten zwei Adeligen aus der Familie Salimbeni von Siena Frieden stiftete, eine Abtei im Komitat Siena aufsuchte, genannt Abtei von S. Antimo, deren Abt ein heiliger Mann namens Abt Giovanni da Orvieto war. Als sie dort eine Zeit lang verweilte, war der Zustrom an Menschen, die kamen, diese heilige Jungfrau zu sehen und ihre lehre zu hören, so groß, dass es fast unmöglich wäre es zu glauben, wenn man es nicht selbst gesehen hätte. Wir, die wir anwesend waren, machten eine Schätzung und kamen mehr als einmal auf eine Zahl von einigen Tausenden von Menschen, die fast täglich gleichzeitig aus verschiedenen Gegenden, von nah und fern, dort zusammenkamen. Die Wirkung aber, die davon ausging, war so groß und wunderbar, dass an vielen ununterbrochenen Tagen mehrere Beichtväter von der Früh bis in die Nacht nichts anderes tun konnten als Beichte zu hören, ja, sie hatten wie die Apostel nicht einmal Zeit zum Essen (Mk 6,31). Das sind die Namen der bedeutendsten dieser Beichtväter: der oben schon wiederholt genannte Magister Raimondo, ferner Bruder Tommaso dalla Fonte und Magister Barrtolomeo Dominici da Siena und neben den Genannten noch vier und mehr andere Beichtväter. So wunderbar war also dort die Wirkung, die von dieser apostolischen Jungfrau ausging, dass keiner, der es nicht gesehen hat, sich ein Bild davon machen könnte. Und in gleicher Weise wirkte sie, wohin immer sie kam.

 

9. Kapitel

 

Erzählung über Heilungen von leiblichen Gebrechen, die von der Jungfrau an sehr vielen Personen bewirkt wurden, unter anderen an Männern und Frauen ihrer Familie im Herrn. Wie der Schreiber selbst von der Jungfrau auf wunderbare Weise von einer Krankheit geheilt wurde,  die “mal di grana” genannt wird und an den Augenbrauen und in den Augen auftritt. Auf ähnliche Art wurden viele andere Personen, die er gesehen hat oder von denen er von glaubwürdigen Menschen gehört hat, durch die Jungfrau geheilt.

Es würde allzu viel Zeit beanspruchen zu erzählen, wie groß und wunderbar der Herr durch diese Jungfrau bei körperlichen Gebrechen zahlreicher Menschen gewirkt hat, insbesondere an vielen Männern und Frauen ihrer Familie in Christus. Weil aber in der Legende viele erwähnt werden, will ich mich hier darüber nicht weiter äußern. Nur eines will ich erzählen, was mir in eigener Person auf wunderbare Weise widerfahren ist. Davon macht Magister Raimondo in der Legende keine Erwähnung, weil ich ihm vor deren Herausgabe nichts darüber gesagt habe. Zur Ehre Gottes und zum Lob dieser Jungfrau will ich darum, wie gesagt, von diesem Ereignis hier berichten.

Ich, Herr Francesco, erkläre also, dass ich lange Zeit hindurch an meinem Körper ein Leiden trug, das “mal di grana” heißt. Es ist ein Schmerz in den Augenlidern und in einem Auge eine nicht erkennbare Pein, die vom Inneren des Auges kommt. Der Schmerz ist so arg, dass ich jedes Mal, wenn ich davon erfasst wurde, aufs grausamste litt und, solange er andauerte, zwei oder drei Tage in einem derartigen Zustand war, dass ich so gut wie nichts sehen und kein Licht ertragen konnte. In dieser Zeit aß oder trank ich nur ganz wenig, und alles war mir verhasst und bereitete mir unsäglichen Überdruss. Es begab sich aber einmal, dass ich der heiligen Jungfrau Caterina gegenüber im Gespräch mein Leiden erwähnte. Sie ermunterte mich hierauf eindringlich zur Geduld, indem sie mir unter anderem darlegte, wie nutzbringend körperliche Leiden für den sind, der sie aus Liebe zu Christus geduldig erträgt. Ich gestand ihr deshalb, dass in mir nur eine sehr kleine Leidensbereitschaft vorhanden sei. Nach wiederholten Gesprächen aber legte ich mein Anliegen in ihre Hand und bat sie, sie möge huldvoll ihren Bräutigam so heftig bestürmen, dass er mich von dem besagten Leiden befreie. Als sie mich eines Tages wegen meiner Ungeduld ganz mutlos sah, rief sie mich gleich zu sich und sagte: “Was ist, mein Sohn? Hast du so geringe Leidensbereitschaft in einer Sache, die deine Krone ist? Wenn du schon diesen so winzigen Stich nicht ertragen kannst, wie könntest du dann aus Liebe zu dem gekreuzigten Christus ein Martyrium ertragen?” Nach diesen Worten legte sie ihre heilige Hand auf mein Haupt, machte mit dem Daumen der rechten Hand das Zeichen des heiligen Kreuzes über das Auge, wo ich den Schmerz hatte, dann auf die Stirn und sagte: “Mein Sohn, ich will nicht, dass du auf irgendeine Weise länger an diesem Gebrechen leidest.” Sonst sagte oder tat sie nichts. Doch wie seltsam: Das besagte Leiden war sogleich so vollständig von mir genommen, dass ich von da an nichts mehr davon spürte, während doch zuvor weder ein Arzt - so viele ich auch aufgesucht hatte - noch eine Medizin mir davon jemals Erleichterung verschaffen konnte.

Es würde aber zu weit führen, alle die vielen Personen beiderlei Geschlechtes aufzuzählen, die der Herr durch Caterina sowohl während ihres irdischen Lebens als auch nach ihrem Heimgang zu ihrem Bräutigam von verschiedenen schwersten und langdauernden Krankheiten geheilt hat; ist doch schon die Zahl derer sehr groß, die ich, Herr Francesco, mit eigenen Augen gesehen habe und von denen ich von den Geheilten selbst oder von anderen glaubwürdigen Menschen gehört habe. Damit ich aber nicht allzu wortreich erscheine, und weil in der Legende von vielen solchen Heilungen die Rede ist, will ich darüber nicht weiter reden und überlasse den frommen Herzen das Urteil, wie groß ihr Verdienst im Angesicht des Allerhöchsten war.

 

10. Kapitel

 

Erzählung über die Vollkommenheit, die die Jungfrau nicht nur in ihrer Nächstenliebe, sondern auch in der Gottesliebe zeigte. In der ganzen Zeit, in der der Schreiber in der Nähe der Jungfrau lebte - und das waren viele, viele Jahre -, schien ihr Herz stets nach oben und auf Gott gerichtet zu sein. Sie lebte auf Erden, doch sie machte den Eindruck, als sei sie immer mit himmlischen Dingen beschäftigt, sowohl im Zustand der Entrückung als auch, wenn sie ihrer Sinne mächtig war. Auch davon handelt in bewundernswerter Weise ihre Legende.

Ich glaube, eine Besonderheit nicht unerwähnt lassen zu dürfen, die ich mit ganzer Klarheit an dieser engelgleichen Jungfrau Caterina während der ganzen Zeitspanne, in der ich viele, viele Jahre mit ihr zusammen war, bemerkt habe. Ich glaube, dass es etwas besonders Wunderbares ist, das jede menschliche Beurteilung übersteigt. Es ist die Tatsache, dass sie, auch wenn sie mit ihrem Leib hier auf der Erde verharrte, dennoch im Geist stets in himmlischen Höhen weilte. So kam es, dass ihr Geist in jedem kurzen Augenblick der Muße, wenn sie gerade nicht um das Heil und den Nutzen des Nächsten bemüht war - was immer ihr Anliegen war -, oder wenn sie nicht von einer ihrer Mitschwestern bedrängt wurde, sogleich nach oben entrückt wurde; sie verlor zur Gänze den Gebrauch ihrer leiblichen Sinne, und ihr Körper hätte, wie oben gesagt wurde, völlig durchbohrt werden können: Sie hätte nichts gespürt, als wäre sie nur ein Leib ohne Seele gewesen. Und wenn ihre Seele längere Zeit hindurch in diesem Zustand war, hätte es womöglich geschehen können, dass sie nicht nur den Gebrauch ihrer Sinne, sondern auch den Hauch jedes Lebens zurückgelassen hätte und ihr ganzer Leib völlig tot zurückgeblieben wäre. Ja, vielleicht wäre es der Jungfrau so widerfahren, wenn sie nicht im Zustand der Entrückung von ihren Mitschwestern aus diesen und jenen Gründen, die auftauchten, bedrängt und so durch diese sehr oft gezwungen worden wäre, zu ihren leiblichen Sinnen zurückzukehren. Wie wunderbar es aber ist, dass ein Geschöpf auf der Erde wohnt und im Geist immer im Himmel weilt, das mag der bedenken, der ein solches Wunder begreifen kann; ich aber versage schon, wenn ich nur darüber nachdenke. Weil aber auch dieses Thema durch den oben genannten Magister in der Legende ernsthaft behandelt wird, will ich mich darüber nicht weiter verbreiten, denn wollte ich versuchen, über so erhabene Dinge zu reden, wäre es gerade so, als wollte ein Blinder über Farben diskutieren.

 

11. Kapitel

 

Erzählung über die Anteilnahme und Fürsorge, die die Jungfrau insbesondere ihren Söhnen und Töchtern im Herrn widmete, ob sie fern oder nahe waren; darüber ist auch in der Legende zu lesen. Wie sich diese Sorge besonders an dem Schreiber selbst und an seinem oben genannten Gefährten Neri offenbarte, unter anderem, als sie sich einmal zum Hauptkloster der Brüder von Montoliveto begaben und wieder in die Stadt Siena zurückkehrten.

Wie sehr und in welcher Weise aber die heilige Jungfrau Caterina für ihre Söhne und Töchter im Geist sowohl in ihrer Abwesenheit als auch in ihrer Anwesenheit Sorge trug und ihnen ihre  aufmerksame Fürsorge angedeihen ließ, und wie sie in der Kraft des Heiligen Geistes deren Schritte, Verhalten und auch Gedanken sah und kannte, das wird in der Legende so eindeutig zum Ausdruck gebracht, dass jeder, der darin liest, unzweifelhaft erkennen kann, dass ich die Wahrheit sage. Dennoch will auch ich hier berichten und bezeugen, was mir, Herrn Francesco, diesbezüglich widerfahren ist. Als ich noch im weltlichen Kleid war (es war etwa am Beginn meiner Bekehrung), geschah es, dass ich einmal den Entschluss fasste, mit meinem oben genannten Gefährten Neri da Siena zu dem vorhin angeführten Hauptkloster der Brüder von Montoliveto zu gehen, das von Siena etwa 14 Meilen entfernt liegt. Als der dafür bestimmte Tag gekommen war - es war die Zeit der Quadragesima, also Fastenzeit -, machten wir uns auf unsere Reise. Wegen des Hungers gedachten wir bei einem Kastell, das Asciano heißt und von Siena etwa 12 Meilen entfernt ist, einzukehren, und so geschah es auch. Doch als wir dorthin gelangt waren, hatten wir das Gefühl, kein Verlangen mehr nach Essen zu haben. Wir entschlossen uns daher, unseren Weg fortzusetzen und entsprechend der Fastenzeit erst mit den erwähnten Brüdern zu essen; die Entfernung zu ihnen betrug ja nur noch drei Meilen, und wir dachten stark und kräftig genug zu sein, unser Vorhaben zu Ende zu führen. Wir waren aber noch keine volle Meile weiter gegangen, da wurden wir, wie es unserem Gott gefiel, so müde, dass uns nichts anderes übrig blieb als uns niederzusetzen. Wir waren so erschöpft und schwach, dass wir nicht glaubten, an diesem Tag auch nur einen Schritt weitergehen zu können. Als wir so hin und her überlegten, was wir tun sollten, vor allem in Hinblick auf den Umstand, dass es dort kein Haus in der Nähe gab, siehe, da begannen wir einigermaßen vernünftig zu beratschlagen, und unvermittelt kamen wir, wie der Herr es wollte, auf diese gepriesene Jungfrau zu sprechen. Kaum hatten wir begonnen, ihren Namen zu nennen, überkam uns eine so erstaunliche Stärke, dass wir aufstanden und wunderbar leicht auf jenem Gebirgspfad länger als eine Meile dahinschritten und dabei immer miteinander über die Magd Christi redeten. Da wir aber nicht wussten, woher die erwähnte Kräftigung gekommen sei, kam es vor, dass wir aufhörten, von der Braut Christi zu sprechen, und über andere Dinge redeten. Wenn das geschah, fühlten wir sogleich, wie die frühere Erschöpfung über uns kam, so dass wir uns aufs Neue setzen mussten. Der Herr aber wollte uns die Augen öffnen und bewirkte, dass wir die Jungfrau anriefen und wiederum von ihr sprachen. Da kehrten unsere Kräfte zurück, wir standen auf und setzten mit erstaunlicher Frische unsere Reise fort. Jetzt erkannten wir auch, wie groß zuvor unsere Blindheit gewesen sei; darüber mussten wir lachen, auch dass wir nicht schneller die Hilfe der heiligen Jungfrau erkannt hätten. Auf unserem ganzen weiteren Weg riefen wir daher immer wieder den Namen der heiligen Jungfrau Caterina, und so beendeten wir ohne jede Erschöpfung jene Reise. Noch eine andere seltsame Sache begegnete uns: Als wir im Kloster angelangt waren, traf es sich, dass der Prior des Hauses an jenem Tag noch nicht gegessen hatte, weil er nach dem Willen des Herrn mit anderen Dingen in Anspruch genommen war. Er nahm uns mit großer Liebe auf und speiste mit uns, und so fanden wir auf wunderbare Weise Erquickung für Geist und Leib. Wir verbrachten den ganzen Tag mit jenen ehrwürdigen Mönchen.

Am folgenden Tag aber schieden wir von dort, und als wir nach Siena gekommen waren, war der erste Ort, zu dem wir unsere Schritte lenkten, das Haus, in dem die gesegnete Jungfrau Caterina wohnte. Als wir ihr Haus betreten hatten, war die erste, die uns begegnete, eine von den Mitschwestern der Jungfrau namens Donna Alexia. Sie fragte uns, woher wir kämen und ob wir in jenen Tagen außerhalb der Stadt gewesen wären. Wir bejahten es, fragten aber, weshalb sie das wissen wolle. Sie erwiderte, der Grund sei der, dass Caterina gestern mehrere Male zu ihnen gesagt habe: “Meine lieben Söhne rufen nach mir.” Da erkundigten wir uns bei ihr zunächst, wie oft die Jungfrau gesagt habe, dass sie gerufen worden sei, und dann, zu welcher Stunde dies gewesen sei. Als wir ihre Antwort erhalten hatten, rechneten wir nach und fanden, dass alles mit unserem Erlebnis übereinstimme, sowohl die Stunde als auch die Zahl der Anrufungen. Hierauf begaben wir uns zu unserer liebreichsten Mutter Caterina, und als wir zwei mit ihr allein waren, offenbarte sie uns alles, was wir auf der besagten Reise auf dem Hinweg wie auch auf dem Rückweg gesagt oder getan hätten; es war, als wäre sie immer persönlich mit uns gewesen. Daran kann man klar erkennen, wie groß die Sorge dieser heiligen Mutter für ihre Kinder war, die sie in keiner Lage verließ, mochten sie anwesend oder abwesend gewesen sein.

 

12. Kapitel

 

Die ausdrückliche Bezeugung, mit der sich der Testator in einer abschließenden Zusammenfassung zu der Legende dieser Jungfrau bekennt, die durch den oben genannten ehrwürdigen Magister Raimondo, einst General des ganzen Ordens der Predigerbrüder, verfasst wurde. Der Schreiber bestätigt jene Legende, da er einen großen Teil der äußeren Ereignisse, die dort geschildert werden, entweder mit eigenen Augen gesehen oder von Leuten gehört hat, denen man nach seinem Urteil wie den heiligen Aposteln glauben darf. In gleicher Weise gibt es manche andere Ereignisse, die in der besagten Legende nicht erwähnt werden und von denen er einiges selbst in seiner Bezeugung erzählt. Ebenso bezeugt und beschwört er persönlich und feierlich, dass alles, was er gesagt hat, wahr ist; auch wollte er zur Bekräftigung des Gesagten mehrere Notare und sehr viele Zeugen haben. Alle sind angesehene Personen, die aufgefordert und anwesend waren, das Gesagte zu bestätigen.

Es wären aber viele Bücher nötig, wollte man erzählen, wie groß die Wundertaten waren, die der Herr durch diese seine heilige Braut Caterina gewirkt hat und die ich mit eigenen Augen gesehen und auch von verschiedenen außergewöhnlichen Dienern Gottes beiderlei Geschlechtes gehört habe. Um daher nicht dem Laster allzu großer Geschwätzigkeit zu verfallen, und weil ich auch meine Unzulänglichkeit kenne, von so wunderbaren, meine Kräfte übersteigenden Dingen ausreichend zu berichten, will ich meine Bezeugung beenden. Das eine will ich abschließend noch hinzufügen: Ich habe die Legende dieser glorreichen Jungfrau Caterina, verfasst und diktiert von Bruder Raimondo da Capua ehrwürdigen Gedenkens, Magister der heiligen Theologie und Generalmagister des ganzen Dominikanerordens, oftmals gelesen und aufs Neue gelesen und auch eigenhändig daran geschrieben, und so habe ich klar und deutlich gesehen und erkannt, dass die besagte Legende nicht in einem einzigen Punkt von der reinen Wahrheit abweicht. Eher sagt sie in vielen Dingen zu wenig als zu viel, vor allem in den Ereignissen, bei denen ich selbst anwesend war und die in der Legende erwähnt werden, insbesondere nachdem die Jungfrau auf Gottes Geheiß zum Heil der Nächsten ihre Werke in der Öffentlichkeit vollbracht hat. Alles, was die besagte Legende enthält, beglaubige, bezeuge und bestätige ich, der oben genannte Herr Francesco, Wort für Wort. Ich versichere, dass alles ohne Trug, Arglist oder Lüge geschrieben ist; ferner bezeuge ich in gleicher Weise sehr viele andere Ereignisse, die in der Legende nicht enthalten sind, die der besagte Verfasser nicht erwähnt, sei es zu Gunsten der Kürze oder weil er sich damals an manches nicht erinnert hat. Gewisse Geschehnisse, die ich, Herr Francesco, in dieser Bezeugung erwähnt habe, waren ihm vielleicht nicht bekannt. Ich bekräftige und versichere also, dass alles ohne jeden Trug wahr und richtig gewesen ist und auch jetzt ist. Ich sage dies im Angesicht Gottes, der ganzen kämpfenden Kirche und der ganzen Welt: Alles ist wahr, und so bestätige und bekräftige ich es.

In gleicher Weise bezeuge ich, Herr Francesco, Sohn des Herrn Vanni Malavolti da Siena, wie oben gesagt Mönch des heiligen Benediktus, und schwöre, indem ich in Gegenwart der unten genannten Notare und der namentlich angeführten Zeugen meine rechte Hand auf die Bibel lege: Alles von mir Gesagte, hier Geschriebene und zur ewigen Erinnerung daran Bezeugte ist in allem und in jeder Einzelheit wahr und rein, frei von jeder Doppelzüngigkeit, von Trug und Böswilligkeit. Das beschwöre ich im Angesicht Gottes, und ich bin bereit, mich vor dessen Auge am Tag des Gerichtes zur Rechenschaft ziehen zu lassen, wenn die geschilderten Ereignisse nicht der Wahrheit entsprechen.  Es ist mein Wille und meine Bitte, dass ihr, die unten unterfertigten Notare, die ihr dazu gerufen worden seid, eine Abschrift verfertigt (und auch mehrere, sooft sich jeweils an diesem und jenem Ort, an einer Anstalt und Universität ein Wunsch danach ergeben sollte), damit die Gnade des allerhöchsten Gottes, die dieser seiner glorreichen Dienerin und Braut Caterina von Siena gewährt wurde, allen Christgläubigen und der ganzen Welt bekannt werde, so dass ein so großer und unschätzbarer Schatz nicht länger im Verborgenen bleibe.

Die Namen der Notare, die hier unten ihre Namen und auch ihre gewohnten Siegel dafür setzen werden, dass auf Grund ihrer Autorität diese Bezeugung überall, wo es zweckmäßig sein sollte, rechtsverbindlich geschrieben und veröffentlicht werden kann, und auch die Namen der Zeugen sind wie folgt:

Ser Andrea, Sohn des Luca Cucciarello, Ser Vicco, Sohn des Blasio, beide aus Sassoferrato und besonders angesehen unter den anderen Bewohnern dieser Gegend, Herr Matteo di Florano, Rektor der Kirche S. Secondino von Sassoferrato, Herr Antonio Nicolelli, Mönch des Klosters S. Croce, aus dem Gefolge des Triputtio im Distrikt von Sassoferrato, Salve (?), Sohn des Andrea aus Sassoferrato, Gerardo, Sohn des Bartolo Angeluccio aus Sassoferrato, Tommaso, Sohn des Nicola Angeluccio aus Sassoferrato, und viele andere aus dem besagten Landstrich, die dazu als Zeugen gerufen worden sind.

Im Namen des Herr, Amen. Geschehen im Jahr des Herrn 1413, sechste Indiktio, am 26. März in der Kirche S. Secondino im Land Sassoferrato, vor und neben dem Altar dieser Kirche; anwesend waren die ehrenwerten Ordensleute Herr Matteo Florani, Rektor der besagten Kirche S. Secondino, Herr Antonio Niccolelli, Mönch des Klosters S. Croce, aus dem Gefolge des Triputtio im Distrikt von Sassoferrato, die von dem oben genannten Herrn Francesco dafür besonders gerufen, beigezogen und gebeten worden sind. Ich, Andrea, Sohn des Luca Cucciarello von Sassoferrato, durch Gottes Gnade und mit kaiserlicher Ermächtigung öffentlicher Notar und ordentlicher Richter, versichere, dass ich Zeuge war für all das oben Gesagte und im Einzelnen oben Berichtete, für das von dem oben erwähnten Herrn Francesco Geschriebene und Aufgezeichnete, und dass ich mit dem unten unterfertigten Notar Ser Vicco aufgefordert wurde, das oben Gesagte gemeinsam zu unterschreiben. Zur Beglaubigung des Gesagten unterschreibe ich hier gewissenhaft in aller Öffentlichkeit und bekräftige es mit meinem Siegel und Namen zur dauernden Erinnerung.

Im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Amen. Ich, Vicco, Sohn des Blasio aus Sassoferrato, mit kaiserlicher Ermächtigung öffentlicher Notar, wurde zusammen mit dem oben genannten öffentlichen Notar Ser Andrea, Sohn des Luca Cucciarello, aufgefordert, alles und jedes einzelne oben Gesagte, Berichtete und Aufgezeichnete und auch von Ser Andrea Kundgemachte in Gegenwart der oben erwähnten Zeugen zu dem genannten Zeitpunkt, also Jahr des Herrn, Indiktio, Monat, Tag und Stunde, an dem besagten Ort und vor den erwähnten Zeugen zusammen mit ihm zur Beglaubigung des Gesagten zu unterschreiben. Ich gebe hier meine Unterschrift und setze mein gewohntes Siegel.

Es soll aber erwähnt werden, dass die oben geschriebenen Aufzeichnungen der Kapitel der erwähnten Bezeugung nicht der oben genannte ehrwürdige Vater Herr Francesco, der Testator dieser Bezeugung, geschrieben hat, sondern ein anderer. Dies ist geschehen, um den Gehalt dessen, was darin ausgesagt ist, gefälliger, klarer und leichter lesbar zu machen.                       

 

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