Dornenkrone

Giovanni Battista Tiepolo, 1746 (Wien KHM)

 

Raimund von Capua, Legenda Maior 158

Als sie im Gebet diese und ähnliche Worte mit einem Strom von Tränen dem Herrn vortrug, erschien ihr, wie sie mir in der Beichte bekannte, der Erlöser der Welt. Er trug in der Rechten eine goldene, mit Perlen und kostbaren Steinen geschmückte Krone, in der Linken aber einen Kranz aus Dornen und sprach zu ihr: „Du sollst wissen, vielgeliebte Tochter, dass du abwechselnd oder zu verschiedenen Zeiten mit jeder dieser Kronen gekrönt werden musst. Wähle also, was du lieber willst: Willst du im Verlauf dieses Lebens mit der Dornenkrone bekränzt werden, dann werde Ich dir den anderen kostbaren Kranz für das ewige Leben aufbewahren; wenn du jetzt aber diese kostbare Krone haben willst, dann wird für dich nach deinem Tod dieser Kranz aus Dornen bereitliegen.“ Da sagte Caterina: „O Herr, ich habe schon seit langer Zeit meinem eigenen Willen entsagt und mich entschieden, allein Deinem Willen zu folgen. Es liegt also nicht mehr an mir, etwas zu wählen. Weil Du aber von mir eine Antwort willst, so sage ich, dass ich wähle, in diesem Leben Dir in Deinem heiligsten Leiden gleich zu werden und um Deinetwillen Qualen stets wie einen Trost freudig auf mich zu nehmen.“

Nach diesen Worten nahm sie bereitwillig mit beiden Händen die Dornenkrone aus der Hand des Erlösers und drückte sie mit solcher Leidenschaft auf ihr Haupt, dass die Dornen sich rings herum tief in ihr Haupt bohrten, so tief, dass sie durch die Stiche der Dornen nach dieser Vision heftige Kopfschmerzen spürte, wie sie mir in einem persönlichen Bericht bekannte.

 

Tommaso Caffarini, Supplementum II, 7, 1

Als ihr in einer Vision Christus mit zwei Kronen erschien, mit einer goldenen Krone und einer Dornenkrone, griff die Jungfrau nach der aus Dornen und setzte sie sich auf ihr Haupt; es blieb durchbohrt und schmerzend, ja sie spürte den betreffenden Schmerz noch viele Tage später.

 

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