Die Völker ziehen ein …
Brief 219 an Raimund von Capua
Liebt, liebt, liebt einander! Freut Euch und jubelt! Schon ist die Zeit der Ernte nahe! Denn in der Nacht des 1. April [1376] offenbarte Gott mehr als sonst seine Geheimnisse. Er zeigte mir seine Wunder, wobei meine Seele dabei außerhalb meines Leibes zu sein schien, und zugleich wurde sie mit einer solchen Fülle an Freude überschüttet, dass ich es nicht beschreiben kann. Punkt für Punkt offenbarte er mir das Geheimnis der Verfolgung, die die heilige Kirche jetzt zu ertragen hat5, sowie das Geheimnis ihrer kommenden Erneuerung und Erhöhung, wobei er sagte, dass die gegenwärtige Zeit zugelassen sei, um ihr ihre wahre Gestalt wiederzugeben. …
Während ich staunend blickte. Und ich sah das Volk – Christen und Ungläubige – in die Seitenwunde des gekreuzigten Christus einziehen.8 Voll Sehnsucht und von Liebe erfüllt ging ich in ihrer Mitte und zog mit ihnen in den süssen Christus Jesus hinein, begleitet von meinem heiligen Ordensvater Dominikus, dem geliebten Johannes und von allen meinen Kindern. Dann legte er mir das Kreuz auf die Schulter und gab mir den Ölzweig in die Hand, als ob es sein Wunsch wäre (und so bat er mich auch), ihn sowohl den Christen wie auch den Ungläubigen zu überbringen. Und er sprach zu mir: „Sage ihnen: ‚Ich verkünde euch eine große Freude!‘“