Christus als Lehrer
Raimund von Capua, Legenda Maior 84
Da er [Christus] aber ein so edles Schäflein nicht ohne Hirten und Führer und eine so eifrige und fähige Schülerin nicht ohne einen vollkommenen Lehrer lassen wollte, gab er seiner geliebten Braut nicht einen Menschen oder Engel, sondern sich selbst zum Lehrmeister. Wie sie mir nämlich anvertraute, würdigte sie der Herr Jesus Christus, ihr geliebter Bräutigam und Erlöser, seiner Erscheinung, sobald sie sich in ihrer Zelle eingeschlossen hatte, und unterwies sie vollständig in allem, was ihrer Seele von Nutzen sein würde. Indem sie mir dies bei der Beichte berichtete, sagte sie noch: „Daraus könnt Ihr ganz eindeutig den Schluss ziehen, mein Vater, dass mich in allen Dingen, die zum Heil führen, niemals ein Mann oder eine Frau unterwiesen haben, sondern einzig mein Herr und Meister selbst, der teuerste und liebste Bräutigam meiner Seele, der Herr Jesus Christus. Er spricht zu mir entweder durch seine Eingebung oder durch seine klare Erscheinung, und zwar so, wie ich jetzt zu Euch rede.”
Raimund von Capua, Legenda Maior 92
Die heilige Jungfrau erzählte ihren Beichtvätern, zu denen ohne mein Verdienst auch ich gehörte, dass am Anfang der Visionen Gottes, das heißt, als der Herr Jesus Christus selbst sich ihr zu zeigen begann, Christus einmal während ihres Gebetes an sie herantrat und fragte: „Weißt du, Meine Tochter, wer du bist und wer Ich bin? Wenn du diese zwei Dinge weißt, wirst du glücklich sein. Du bist die, die nicht ist, Ich aber bin Derjenige, der IST. Wenn du dieses Wissen in deinem Herzen trägst, wird dich der Feind niemals täuschen können, und du wirst allen seinen Fallstricken entgehen. Niemals wirst du einer Sache zustimmen, die gegen Meine Gebote ist; dagegen wirst du ohne Schwierigkeit jede Gnade, jede Wahrheit und jede Klarheit gewinnen.” Welch kurzes, großes Wort! Welch kurze und doch in gewisser Weise grenzenlose Lehre!